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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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überkam sie. Wie sollte er die Sorgen und Ängste einer Gouvernante verstehen können? „Ich habe keine Wahl. Ich muss mir meinen Lebensunterhalt verdienen. Und als Gouvernante beschäftigt zu sein ist sicher vielen anderen Tätigkeiten vorzuziehen.“
    „Wohl wahr, eine Gouvernante ist keine Sklavin. Sie hat gewisse Rechte.“ Ein Lächeln huschte über di Rossis Gesicht. „Es steht Ihnen ein freier Tag pro Woche zu, nicht wahr? Es wird sich Ihnen also Gelegenheit bieten, mich regelmäßig zu besuchen.“
    Sie zögerte, stellte dann jedoch entschieden fest: „Von einer Gouvernante erwartet man, dass sie sich vorbildlich benimmt, zumal wenn ihre Schützlinge noch sehr jung sind. Besuche bei einem unverheirateten Mann würde man ihr zum Vorwurf machen.“
    „Gut, dann besuchen Sie mich eben nicht. Wir werden uns in der Stadt treffen. Sie können sich verschleiern oder eine Maske tragen. Niemand wird Sie erkennen. Es wäre doch zu schade, wenn wir auf unsere inspirierenden Gespräche verzichten müssten. Glauben Sie mir, Miss Wood, in Venedig ist alles möglich!“
    „Es tut mir leid, Signore, aber ich muss Ihnen widersprechen. Ich bin, um meine Zukunft zu sichern, auf meinen guten Ruf angewiesen. Ich kann nichts tun, was ihn gefährden würde.“
    Di Rossi schaute ihr tief in die Augen und nahm ihre Hand. Dies war keine Geste der Höflichkeit, wie Jane sogleich begriff. „Bitte, Signore“, protestierte sie, „bitte, Sie müssen mich loslassen!“
    Er gehorchte, wandte jedoch den Blick nicht ab. „Denken Sie immer daran, Miss Wood, dass Sie einen Freund in Venedig haben. Fürchten Sie sich nicht vor der Zukunft. Sie sind nicht allein.“
    Ist dies ein … ein unmoralisches Angebot? Oder will er mir nur zu verstehen geben, dass er mir in unschuldiger Freundschaft zugetan ist?
    Ein Schauer überlief Jane. Es war ein beunruhigendes Gefühl, so von Signor di Rossi angeschaut zu werden. „Auf Wiedersehen“, flüsterte sie, straffte die Schultern und floh.

5. KAPITEL
    I ch hasse diese verteufelten Ausländer“, schimpfte Richard.
    Er hatte gerade erst am Frühstückstisch Platz genommen, als mehrere Zöllner in der Ca’ Battista erschienen waren und ihn zu sprechen verlangt hatten. Beinahe den ganzen Vormittag über bestürmten sie ihn und seinen Sekretär mit Fragen, und er hatte bereits befürchtet, sie nie wieder loszuwerden.
    „Wie können ein paar dumme Männer sich nur für so wichtig halten?“, stieß er, noch immer erzürnt, hervor. „Sie tun gerade so, als wären sie Könige. Verflucht, sie können doch nicht allen Ernstes geglaubt haben, wir hätten irgendetwas von England nach Venedig geschmuggelt.“
    Mr Potter deutete eine Verbeugung an. „Wie ich bereits erwähnte, Euer Gnaden: Die Venezianer sind stolze Menschen. Als Händler können sie auf eine lange Tradition zurückblicken. Es ist daher verständlich, dass sie ihren Hafen samt aller ein- und auslaufenden Schiffe sorgfältig überwachen.“
    „Ihren Hafen? Ha! Wie mir scheint, steht die ganze verfluchte Stadt im Wasser. Überall wimmelt es von Booten. Wahrhaftig, so etwas habe ich noch nie gesehen. All diese Kanäle! Und all der Schmutz, der in ihnen schwimmt. Kein Wunder, dass man mich eindringlich davor gewarnt hat, hier Wasser zu trinken.“ Richard warf einen Blick auf sein Glas, das mit Rotwein aus dem Veneto gefüllt war. Eigentlich mochte er Wein nicht besonders, dennoch nahm er jetzt einen tiefen Schluck. Dieser heimische Rote schmeckte ihm erstaunlich gut. „Ich bin nur froh, dass uns jetzt niemand mehr für Rum-Schmuggler hält.“
    „Jawohl, Euer Gnaden.“
    „Jawohl“, wiederholte er und nickte, ehe er einen langen Seufzer ausstieß. Die Prüfungen dieses Tages waren noch längst nicht vorbei. Zwar war er die Zöllner los, doch jetzt galt es, ein anderes Problem zu lösen. Das fiel ihm besonders schwer, weil er nur äußerst ungern einen Fehler eingestand. Aber es musste sein. „Schicken Sie Miss Wood zu mir“, befahl er seinem Sekretär.
    „Das wird nicht möglich sein, Euer Gnaden.“ Potter zögerte. „Wie es scheint, hat sie das Haus verlassen.“
    „Unsinn! Natürlich ist sie hier. Wo sollte sie auch sonst sein?“
    „Das weiß ich nicht. Aber“, der Sekretär zog einen versiegelten Brief aus der Tasche und reichte ihn dem Duke, „Miss Wood hat eine Nachricht für Sie hiergelassen.“
    „Merkwürdig“, murmelte Aston, während er das Siegel brach. „Es sieht ihr gar nicht ähnlich, einfach fortzulaufen.

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