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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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eheliche Glück seiner Töchter ihn nicht dazu gebracht, deren Gatten in einem anderen Licht zu sehen?
    „Ich denke, Sie sollten meine Gesellschaft zwei Wochen lang ertragen können“, erklärte er, ohne ihre Frage zu beantworten. „Wenn die Mädchen erst hier sind, werde ich Sie nicht mehr daran hindern, der Ca’ Battista den Rücken zuzukehren, Miss Wood. Es steht Ihnen dann frei zu gehen, wohin auch immer Sie wollen.“
    „Ich verstehe nicht, warum es Ihnen so wichtig ist, dass ich bleibe.“
    Er zuckte die Schultern.
    „Euer Gnaden?“
    „Nun, der Grund ist wahrscheinlich, dass meine Töchter, meine Lieblinge, mich verlassen haben. Im Moment stellen Sie, Miss Wood, meine einzige Verbindung zu den Mädchen dar. Zudem erinnern Sie mich an jene Zeiten, in denen ich mit Mary und Diana glücklich war.“
    „Oh …“ Mit einem solchen Geständnis hatte sie nicht gerechnet. Sie trat einen Schritt auf Aston zu und streckte die Hand aus, um sie ihm tröstend auf den Arm zu legen. Dann blieb sie abrupt stehen. „Es tut mir so leid, Euer Gnaden …“
    Er straffte die Schultern. „Werden Sie bleiben, wenn ich Ihnen sage, dass mich die Vorstellung erschreckt, ganz allein in diesem Haus auf die Mädchen zu warten?“
    Sie schaute ihn an und sah weder den überheblichen Aristokraten, den sie in England gekannt hatte, noch den von Begierde erfüllten Mann, dem sie in der letzten Nacht begegnet war. Vor ihr stand ein Mensch, der Angst vor der Einsamkeit hatte.
    „Ich werde bleiben, Euer Gnaden“, versprach sie und legte ihm nun tatsächlich die Hand auf den Arm. Sie empfand Mitgefühl mit ihm, und sie kam sich stark vor, weil er sie brauchte. Aber sie musste sich auch eingestehen, dass sie die Einsamkeit ebenso fürchtete wie er.

6. KAPITEL
    E s dauerte eine Weile, bis Richard am nächsten Morgen wach wurde. Er hatte viel besser geschlafen als in der ersten Nacht in Venedig. Nun genoss er es, mit geschlossenen Augen im Bett zu liegen, den leisen Geräuschen zu lauschen, die von draußen und aus dem Haus an sein Ohr drangen, und an nichts zu denken. Als er endlich die Lider hob, sah er als Erstes die goldenen Schwäne, die ihn vom Fußende der Bettstatt her zu beobachten schienen. Welche Geschmacksverirrung! Kurz betrachtete er den Spiegel über sich, ließ dann den Blick weiter zu dem Deckengemälde gleiten, das um den Spiegel herum gemalt war. Es gefiel ihm ebenso wenig. Wolken, Vögel und – um Himmels willen – ein gemalter Amor, der mit seinem Pfeil genau auf ihn zielte.
    Zu seinem eigenen Erstaunen musste er lächeln. Der Gott der Liebe, wahrhaftig! Miss Wood hätte in ihrer lehrerinnenhaften Art bestimmt einiges über diese Darstellung der römischen Gottheit zu sagen gehabt. Klein, dick, mit winzigen Flügeln und einem riesigen Bogen schwebte er an der Decke des Schlafzimmers eines Gentleman, der …
    Miss Wood! Ob sie der Grund dafür war, dass er sich so viel besser fühlte als am Vortag? Auf jeden Fall war er sehr erleichtert gewesen, als sie seinem Drängen endlich nachgegeben und versprochen hatte, noch eine Weile in der Ca’ Battista zu bleiben. Sie würde ihm so vieles über seine Töchter berichten können, was ihm in den letzten Monaten entgangen war. Früher hatte sie ihn stets gewissenhaft über die schulischen Fortschritte der Mädchen informiert. Jetzt würde sie ihm erzählen können, was die beiden erlebt und wie sie sich charakterlich weiterentwickelt hatten.
    Er musste ihr danken, weil sie seine Sorgen gemildert und ihm dadurch eine angenehme Nacht beschert hatte.
    Oder besser nicht … Sie war in mancher Beziehung sehr empfindlich. Vielleicht würde sie seine Worte missverstehen und ihm vorwerfen, skandalöse Dinge zu sagen.
    Schon wieder musste Richard lächeln. Er fuhr sich mit der Hand über das unrasierte Kinn. Es würde ihm gefallen, wirklich skandalöse Dinge mit ihr zu tun, wenn sie sich damit einverstanden erklärte – was natürlich nie geschehen würde. Im Übrigen würde er sie niemals zu etwas drängen, obwohl er ein Mann in den besten Jahren war … Aber er war vor allem ein Gentleman, der Stolz darüber empfand, dass er sich nicht von seinen körperlichen Begierden beherrschen ließ. Seit dem Tod seiner Gattin hatte er ein ungewöhnlich keusches Leben geführt. Nur gelegentlich hatte er ein Etablissement in London aufgesucht, in dem es sehr diskret zuging.
    Allerdings gab es da etwas an dieser neuen Miss Wood, das ihn ungeheuer reizte, eine kleine heiße Flamme hinter

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