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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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war. Er war ein attraktiver Mann auf dem Zenit seines Lebens. Sie hatte gesehen, dass er sie begehrte. Und wenn er auch nur vermutete, dass sie sich ebenfalls von ihm angezogen fühlen könnte, dann glaubte er vielleicht … O Gott, dann glaubte er womöglich, sie nähme an, dass er ihr ihren Lohn für ganz bestimmte Dienste weiterzahlen würde.
    Nein, das durfte sie nicht einmal denken!
    Sie musste die Ca’ Battista so schnell wie möglich verlassen. Sie musste weit fort von diesem Mann, der ihre körperlichen Gelüste geweckt hatte. Wenn sie erst bei der schottischen Witwe lebte, würde sie in Sicherheit sein. Sie würde sich nie mehr in Versuchung führen lassen, sondern sich untadelig benehmen. Auch Signor di Rossi durfte sie nicht mehr besuchen. Sie würde keinen Wein mehr trinken, auch wenn sie sich je kaum mehr als ein Glas erlaubte, und sich keine Gemälde und Statuen mehr anschauen, die womöglich ihre sündige Fantasie entflammten. Sie würde ein Vorbild an englischer Tugendhaftigkeit sein.
    Sie würde sich einsam fühlen und leiden. Aber es gab keinen anderen Weg.
    In diesem Moment klopfte es an der Tür. Wahrscheinlich kam einer der Dienstboten, um ihr Gepäck nach unten zu tragen.
    „Uno momento, por favore“, rief sie, „einen Augenblick noch!“
    Sie holte ihren Mantel und warf dabei noch einen letzten Blick in das Zimmer, das für Lady Mary bestimmt gewesen war. Der Ausblick aus dem Fenster auf den Canal Grande würde ihr fehlen. Er war unvergleichlich schön, wenn die Sonne schien und der blaue Himmel sich im Wasser spiegelte. Nie würde sie ihn vergessen.
    „Miss Wood?“
    Sie fuhr herum.
    An der Tür stand niemand anders als der Duke.
    Er hatte sie mit seinem Erscheinen mindestens so sehr überrascht wie sie ihn mit ihrem Auftauchen in der Nacht zuvor.
    „Sie haben mich allein gelassen, ehe wir unser Gespräch beenden konnten“, stellte er fest.
    „Ich denke, es war alles gesagt, Euer Gnaden.“
    „O nein!“, widersprach er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie haben darauf bestanden, dass Sie sich nicht fürs Nichtstun bezahlen lassen können.“
    „Allerdings.“
    „Dann möchte ich vorschlagen, dass Sie als mein Gast hierbleiben. Ich werde Ihnen keinen Lohn zahlen. Ich denke, damit ist das Problem gelöst.“
    Kampflustig hob sie das Kinn. Jetzt war sie erst recht entschlossen zu gehen. „Es macht keinen Unterschied, ob Sie mir tausend Pfund geben oder nicht einen einzigen Penny. Man wird über mich klatschen und mich der Sünde bezichtigen, wenn ich mit Ihnen unter einem Dach lebe. Jede Frau, die das täte, würde ihren guten Ruf verlieren.“
    „Verflixt, wir sind doch nicht allein! Das Haus ist voller Dienstboten.“
    Sie schwieg, doch ihre ganze Haltung drückte Ablehnung aus.
    Aston schluckte einen Fluch hinunter und begann, im Raum auf und ab zu laufen, wie er das oft tat, wenn er angestrengt nachdachte. „Sie sprechen Italienisch, nicht wahr?“, sagte er schließlich.
    „Ein wenig, Euer Gnaden. Ich kann mich verständlich machen, bin jedoch weit davon entfernt, die Sprache wirklich zu beherrschen.“
    „Nun, das sollte genügen. Ich stelle Sie als Dolmetscherin und Fremdenführerin ein. Sie werden mit mir die Sehenswürdigkeiten besuchen.“
    „Aber Sie haben zusammen mit dem Haus einen einheimischen Führer angemietet“, widersprach Jane. „Er heißt …“
    „Sein Name interessiert mich nicht, und er interessiert mich auch nicht. Ich möchte, dass Sie mir Venedig zeigen.“
    „Euer Gnaden, das kann ich nicht.“
    „Unsinn. Sie kennen die Stadt, Sie sprechen die Sprache, und Sie sind obendrein eine Gouvernante, eine Lehrerin. Sie werden mir alles Wissenswerte über Venedig beibringen.“
    „O bitte …“
    Er hielt vor ihr inne und schaute sie fest an. „Ich habe den Briefen meiner Töchter entnommen, dass sie in etwa zwei Wochen mit ihren Gatten hier eintreffen werden. Die Mädchen freuen sich offenbar darauf, Sie zu sehen. Also werden Sie hier sein.“
    Der Zufall wollte es, dass der Duke gerade neben dem Bett und vor dem Fenster stand, als sich ein Bündel Sonnenstrahlen den Weg ins Zimmer bahnte. Im warmen Licht leuchtete Astons dunkelblondes Haar golden auf. Jane kam es vor, als trüge er einen Heiligenschein. Gleichzeitig allerdings weckte die Gestalt neben dem Bett sündige Gedanken in ihr.
    Rasch sagte sie: „Ist das alles, was Sie den Briefen entnommen haben?“ War es möglich, dass er sie gelesen und nichts begriffen hatte? Hatte das

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