Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
Vom Netzwerk:
unnützem Wissen, Miss Wood“, meinte Richard in leicht spöttischem Ton. Dabei besserte sich seine Laune in gleichem Maße, wie seine kalten Füße wärmer wurden.
    Lachend schüttelte sie den Kopf. „Unnützes Wissen gibt es nicht, Euer Gnaden. Höchstens Wissen, dessen Nutzen man noch nicht erkannt hat. Stellen Sie sich nur vor, wie gut ein Kachelofen sich in der Bibliothek von Aston Hall machen würde. Der nach Norden gelegene Raum ist im Winter immer entsetzlich kalt. Sie könnten dort einen Ofen bauen lassen. Ihre Freunde würden staunen.“
    „Über diesen ausländischen Kram?“
    „Über den Nutzen dieser neuen Erfindung, Euer Gnaden, und über Ihre kluge Voraussicht, etwas so Ungewöhnliches und dabei Praktisches nach England zu bringen. Die Menschen hier haben ein Talent dafür, das Leben angenehm zu gestalten. Bestimmt ist es nicht falsch, die besten Ideen aufzugreifen. Aber das haben Sie sich wahrscheinlich längst selbst gesagt.“
    „Hm …“, brummte er. „Ja, natürlich.“ Dabei musterte er Miss Wood erstaunt. Ihr Benehmen entsprach so gar nicht den Erinnerungen, die er an sie hatte. Er war ziemlich sicher, dass sie immer still und zurückhaltend aufgetreten war und nur dann gesprochen hatte, wenn man sie ausdrücklich dazu aufforderte. Ganz gewiss hatte sie sich in seiner Gegenwart nie von dieser selbstbewussten munteren Seite gezeigt.
    Seltsam, gerade ihre Redegewandtheit und ihr Mangel an Schüchternheit gefielen ihm jetzt an ihr.
    Er gestand sich ein, dass es ihm behagte, in trauter Zweisamkeit mit der Gouvernante seiner Töchter in einem Raum zu sitzen, der selbst in einem Londoner Bordell für Aufsehen gesorgt hätte. Es gefiel ihm auch, dass sie ihn als vorausschauend und klug bezeichnet hatte. Gewiss gab es manches, für das man ihn daheim bewunderte, doch kluge Voraussicht gehörte wohl kaum dazu.
    Er begann, den Kachelofen als einen Verbündeten zu betrachten. „Es stimmt“, sagte er, „dass so ein Ofen nützlich sein könnte. Wenig Brennmaterial, eine schöne gleichmäßige Wärme und eine hohe Sicherheit, das ist gut.“
    „Allerdings, Euer Gnaden“, stimmte Miss Wood zu. Sie war zum Tisch zurückgegangen und hatte die Mühle zur Hand genommen. „Ich werde Ihnen jetzt, damit Ihnen auch von innen warm wird, eine heiße Schokolade zubereiten, wie man sie nur in Venedig bekommt.“
    Genau konnte er nicht erkennen, was sie tat, doch anscheinend mahlte sie etwas, das auf dem Tisch gestanden hatte – es musste sich wohl um geröstete Kakaobohnen handeln – zu einer dunklen Paste.
    „Schokolade“, verkündete Aston, „mag ja das Richtige für Venezianer sein. Ich aber hätte doch lieber einen Tee.“
    Jane unterbrach ihr Tun und sagte nachdrücklich: „Damit würden Sie mich enttäuschen.“
    Es war die Ruhe, mit der sie sprach, die ihn nachdenklich stimmte. Diese Frau schimpfte nicht und stellte ihre Gefühle nicht großartig zur Schau. Sie wies nur sachlich darauf hin, dass es sie bekümmern würde, wenn er auf seinem Wunsch beharrte. Sanft fragt er: „Sie wären also enttäuscht, wenn ich mich so wie früher benehmen würde?“ Erstaunt stellte er fest, dass er ihre Antwort mit Spannung erwartete.
    Doch sie beantwortete seine Frage nicht direkt. Den Blick fest auf die Handmühle gerichtet, meinte sie: „Ich möchte nur, dass Sie diese Schokolade einmal probieren, Euer Gnaden. Sie schmeckt ganz anders als die, die man in England serviert. Hier fügt man unter anderem noch Vanille und Zimt hinzu. Lassen Sie sich überraschen!“
    „Woher wissen Sie das alles?“, erkundigte er sich noch immer unschlüssig, ob er wirklich etwas kosten sollte, was er bisher als typisches Frauengetränk abgetan hatte. „Sie sind selbst erst seit ein paar Wochen in Venedig.“
    „Ich höre jedem zu, der mir etwas zu sagen hat“, gab sie zurück. „Ich nutze jede sich bietende Gelegenheit, etwas Neues zu lernen. Manches habe ich von Signora della Battista erfahren, anderes von ihrem Koch, wieder anderes von einem Gondoliere und einem alten Mönch, der mir die Gemälde in seiner Kirche gezeigt hat.“ Sie rührte etwas von der Paste in eine Tasse mit Milch. „So! Ich denke, es wird Ihnen schmecken. Bitte, achten Sie darauf, sich nicht zu verbrennen.“
    Er nahm die kleine Tasse entgegen, die sie ihm brachte, und betrachtete den Inhalt so trübsinnig, dass Jane zu lachen begann.
    „Nur Mut, Euer Gnaden! Ich versuche nicht, Sie zu vergiften. Sie machen ein Gesicht wie ein kleiner Junge,

Weitere Kostenlose Bücher