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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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Gnaden, aber haben Sie mich nicht als Fremdenführerin eingestellt, damit ich Ihnen die Sehenswürdigkeiten von Venedig zeige und Ihnen etwas dazu erkläre? Sie wollen doch etwas über die Stadt und ihre Geschichte erfahren, nicht wahr? Dann können wir den Campanile unmöglich unerwähnt lassen. Zusammen mit dem Markusdom, den die Menschen hier einfach San Marco nennen, gehört er zu den wichtigsten Bauwerken der Stadt.“
    „Zweifellos.“ Er rückte noch ein wenig näher an Jane heran. Sein Gesicht war vom kalten Wind leicht gerötet, sein blondes Haar, das unter dem einfachen Biberfilzhut hervorschaute, ein wenig zerzaust. Ansonsten schien das winterliche Wetter ihm nichts auszumachen. Das lag sicher zum Teil an seinem warmen Wintermantel, aber – dachte Jane – wahrscheinlich auch daran, dass er daran gewöhnt war, zu allen Jahreszeiten und bei jeder Witterung lange Ausritte zu unternehmen. Er besuchte seine Pächter regelmäßig, kontrollierte die Felder, Wälder und Weiden, um sich davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung war.
    „Für heute habe ich genug gelernt“, verkündete er und gähnte ausgiebig.
    Da er nicht lächelte, vermochte Jane nicht einzuschätzen, ob er einen Scherz machte oder den Ausflug tatsächlich beenden wollte.
    „Ich bin nicht mehr ans Lernen gewöhnt“, fuhr er fort. „Mein Kopf wird platzen, wenn wir nicht Schluss machen.“
    Sie hob zweifelnd die Brauen. „Oh, ich muss eine sehr schlechte Lehrerin sein!“
    „Das habe ich nicht gesagt, oder?“, erwiderte er. Und jetzt zuckte es um seine Mundwinkel. „Ich denke, meine Erschöpfung hat eher mit den Themen als mit der Lehrerin zu tun. Wenn Sie über etwas anderes als Geschichte sprechen würden, Miss Wood, könnte ich mich bestimmt wieder wie ein aufmerksamer Schüler benehmen.“
    „Welches Thema würde Ihnen denn gefallen, Euer Gnaden? Mathematik, Philosophie, Geografie …“
    „Nun, etwas weniger Unpersönliches wäre mir lieber. Etwas, das uns beide betrifft. Zum Beispiel, wie Sie es zulassen konnten, dass meine Tochter Mary sich in diesen Fitzgerald verliebt hat.“
    Jane stockte der Atem. Das war also der wirkliche Grund für diesen Ausflug in der Gondel! Der Duke wollte sie ausfragen. Hier auf dem Wasser konnte sie nicht vor seinen Fragen davonlaufen. In einer Gondel war sie sozusagen seine Gefangene.
    „Ich wollte Sie nicht erschrecken“, sagte er. „Und ich beabsichtige nicht, Ihnen Vorwürfe zu machen. Ich möchte einfach wissen, was geschehen ist. Allerdings ist es mir wichtig, dass Sie keine Gelegenheit finden, sich Ihre Antwort lange zu überlegen. Ich möchte die Wahrheit erfahren, und zwar die ganze Wahrheit.“
    „Ich habe Ihnen nichts als die Wahrheit gesagt, als Sie mich nach Ihren Töchtern fragten, Euer Gnaden. Lord John Fitzgerald hat viel mit Lady Mary gemeinsam, deshalb fühlten die beiden sich heftig zueinander hingezogen. Ihre Gefühle waren nichts, das ich hätte erlauben oder verbieten können. Ich bin davon überzeugt, dass ich die Hochzeit der beiden nicht hätte verhindern können, selbst wenn ich versucht hätte, ihrer Freundschaft einen Riegel vorzuschieben. Tatsächlich glaube ich, dass die beiden Seelenverwandte sind, woraus beinahe zwangsläufig eine tiefe Liebe entstehen musste.“
    Eigentlich hatte sie gar nicht vorgehabt, so viel zu sagen. Aber Aston hatte aufmerksam zugehört, obwohl es doch sonst seine Angewohnheit war, rasch ungeduldig zu werden und andere zu unterbrechen. Erstaunt über diese ungewohnte Zurückhaltung erklärte Jane lächelnd: „Das junge Paar ist glücklich und könnte, meiner Meinung nach, gar nicht glücklicher sein.“
    „Glück … Liebe … Sie reden darüber, als ob Sie selbst Erfahrung damit hätten.“ Er musterte sie gründlich und bemerkte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. „Sie kennen sich also aus mit der Liebe?“
    „Ich?“ Ihre Verwirrung war offensichtlich. Wie kam er dazu, ihr eine so persönliche Frage zu stellen?
    „Ja, Sie, Miss Wood! Sie müssen Erfahrung in Liebesdingen besitzen, da Sie doch so schnell erkannt haben, dass meine Töchter ihre Ehegatten wirklich lieben.“
    „Liebe …“ Sie senkte den Kopf, weil sie Astons prüfenden Blick nicht länger ertrug, und starrte ihre halb erfrorenen Finger an.
    „Ja, Liebe.“ Seine Stimme klang jetzt sanfter. „Ist irgendetwas mit Ihren Händen nicht in Ordnung, Miss Wood?“
    „Sie sind kalt, Euer Gnaden.“
    „Das lässt sich leicht ändern.“ Er hob die Decke auf

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