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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Aufnahmetermin, zu dem ich aus Angst nicht erschienen bin. Eine Leseprobe, die ich verschlafen habe. Wie kann man einen Termin mit den Verantwortlichen von Sony vergessen? Da habe ich total versagt. Ich gerate kurz in Panik, weil mir einfällt, dass ich Richard von der Leseprobe erzählt habe – was, wenn er mich fragt, wie es gelaufen ist? Dann muss ich eben schnell vom Thema ablenken. Am besten, ich sage gar nichts mehr, was mit mir und Arbeit zu tun hat, solange ich nicht wieder arbeite.
    »Den Kindern geht es gut?«, frage ich. Ich habe sie vermisst.
    »Ja, alles okay ... außer dass Thomas vor Freude ständig an die Decke springt, seit ich ihm von dem Probetraining bei Chrystal Palace erzählt habe. Seine Lehrer denken wahrscheinlich, ich gebe ihm Koks zum Frühstück.«
    Ich lache und spüre gleichzeitig einen Stich – ich wünschte, ich hätte Thomas’ Gesicht gesehen, als er die Neuigkeit erfuhr.
    »Wie heißt Mollys Klassenlehrerin?«, fragt Richard.
    »Mrs Poulsen. Warum?«
    »So eine Ziege. Sie hat sich heute Morgen mit mir angelegt. Ich kam mir fast vor wie ein verdammter Pädophiler. Sie hat behauptet, dass sie mich noch nie gesehen hat, was völlig lächerlich ist.«
    »Ach ja?«, entgegne ich.
    »Natürlich«, erwidert Richard gereizt. »Das war schließlich nicht das erste Mal, dass ich die Kinder zur Schule gebracht habe.«
    Nun, wenn das stimmt, kann ich mich jedenfalls nicht mehr daran erinnern.
    Aber wenn Mrs Poulsen Richard nicht erkannt hat, warum hat sie ihn dann nicht schon gestern aufgehalten? Offenbar hatte sie da keine Skrupel, meine Tochter einem Pädophilen auszuliefern. Was fällt der also ein, am nächsten Morgen auf einmal so ein Theater zu veranstalten? Soll Richard ruhig auf sie wütend sein. Wäre gar nicht schlecht, wenn er ihr mal die Meinung sagte. Vielleicht sollte ich ihn dazu anstacheln. Damit er richtig Wut im Bauch hat.
    »Hat sich eigentlich einer über das Pausenbrot beschwert?«, frage ich neugierig.
    »Das hätten sie mal versuchen sollen. Ich habe nämlich köstliche Sandwiches mit Geflügelmayonnaise gemacht.«
    »Wirklich?« Meine Stimme klingt einige Oktaven höher als sonst.
    »Ja, ich habe das Bio-Huhn aus dem Kühlschrank verarbeitet. Thomas hat es so gut geschmeckt, dass ich ihm heute gleich zwei Sandwiches mitgegeben habe.«
    »Du hast am frühen Morgen eine Geflügelmayonnaise gemacht?«
    »Ja, zu Vollkorntoast. Was ist daran verkehrt?«
    Wo kommt dieser Mann her? Das ist nicht der Mann, mit dem ich seit zwölf Jahren verheiratet bin. Dieser Mann wusste bis jetzt nämlich nicht einmal, was eine Lunchbox ist, geschweige denn, was man hineintut. Ehrlich, er wusste vielleicht höchstens noch, wo die Schule war.
    »Nichts ist daran verkehrt«, erwidere ich. »Ich bin nur beeindruckt, dass du das alles schon am frühen Morgen hinbekommen hast und die Kinder trotzdem pünktlich in der Schule waren.«
    »Habe ich was von pünktlich gesagt? Ich glaube, wir waren gerade rechtzeitig zur Mittagspause da«, entgegnet Richard ernst.
    Ich muss lachen, und Richard ebenfalls. Doch als wir merken, dass wir beide lachen, hören wir wieder auf. Das darauf einsetzende, betretene Schweigen wird von Richards Handy unterbrochen. Er sieht mich entschuldigend an und geht hinaus in die Diele, um den Anruf entgegenzunehmen.
    Ich bemühe mich sehr, nicht hinzuhören – ganz ehrlich . Das kann Gott und die Welt sein. Ein Kollege, ein Kunde, ein Freund. Das muss nicht sie sein. Also beschäftige ich mich, indem ich mit Töpfen herumklappere und die Schranktüren auf- und zumache. Doch natürlich übermannt mich die Neugier. Ich halte inne und spitze die Ohren ... Richard spricht leise. Ich kann nur einzelne Satzfetzen aufschnappen.
    »Tut mir wirklich sehr leid ... das ist absolut unverzeihlich, aber ... unerwartet länger gedauert und ... Gibt es etwas, das ich ... Bitte, kann ich Sie zurückrufen ...?«
    Tja, das war nicht besonders aufschlussreich. Und wenn sie es ist, na und? Schließlich haben die beiden Schlimmeres getrieben, als nur miteinander zu telefonieren. Trotzdem lässt es mir keine Ruhe. Albern . Sie hat bereits einen Keil zwischen uns getrieben. Was kann ein Anruf da noch für einen Schaden anrichten? Aber Richard und sein Handy befinden sich in unserem Haus, und das bedeutet, falls er tatsächlich gerade mit ihr spricht, dass sie ebenfalls hier ist. Und Sie müssen mir verzeihen, wenn ich nicht sehr gastfreundlich bin, aber hier ist der letzte Ort, an dem ich sie haben

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