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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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erste Mal, dass Sureya wieder einen fast normalen Eindruck machte. Sie wollte keine Zeit vergeuden. Rosa wird morgen beerdigt.
    Ich hatte die Nacht auf dem Stuhl neben Sureyas Bett verbracht. Von Schlafen kann allerdings keine Rede sein. Ich nickte immer nur für wenige Minuten ein und wechselte ständig meine Sitzposition, und das möglichst geräuschlos. Sureya hatte zwar nochmals ein Beruhigungsmittel erhalten, aber ich wollte nicht riskieren, dass sie aufwacht.
    Am Morgen wurde sie von den Ärzten untersucht. Sie gaben ihr grünes Licht. Nur ein gebrochenes Herz. Ich half ihr beim Anziehen und fuhr sie nach Hause. Helen öffnete uns die Tür, und nach einem Blick auf Sureya fasste sie spontan den Entschluss, mit den Zwillingen einen langen Spaziergang im Park zu machen. Aber diese wollten nicht und klammerten sich an ihre Mutter, während Helen sich abmühte, den beiden Jacke und Schuhe anzuziehen. Aber die Frau ist ein Profi. Sie kennt tausend Methoden, wie man Kinder dazu bringt, etwas zu tun, was ihnen eigentlich widerstrebt. Zehn Minuten nach unserem Eintreffen verließ sie mit den Zwillingen bereits das Haus.
    Nachdem sie weg waren, ging Sureya nach oben ins Schlafzimmer, während ich ihr einen Tee kochte. Kurz darauf kam Michael. Er stand in der Diele und sah blass und übernächtigt aus, aber er beschwerte sich mit keinem Wort über den Jetlag wie sonst.
    »Es tut mir so leid, Michael«, sagte ich. »Sie ist oben.«
    Ohne ein Wort ließ er sein Gepäck fallen und rannte die Treppe hoch, wobei er immer zwei Stufen auf einmal nahm.
    Ich ließ die beiden alleine.
    Im Moment stecke ich gerade den Schlüssel in die Tür. Nach Sureyas Anruf vor sechsunddreißig Stunden bin ich nun endlich wieder zu Hause.

5
 
    M ein Küchentisch wurde umfunktioniert. Richards Laptop nimmt die Mitte ein. Daneben liegen sein Blackberry, sein Diktiergerät, sein iPod und ein silbernes, schlankes Gerät, das aussieht, als könnte man damit hartnäckige Flecken aus Raumanzügen entfernen.
    Es handelt sich hier um eine fremdartige Substanz. Die geht nie wieder raus, nicht einmal bei neunzig Grad.
    Hast du schon den neuen Lasermatic Fleckenentferner 3000 ausprobiert?
    Zwischen der Hardware türmen sich Unterlagen, die vermutlich per Kurier hierher gebracht wurden. So viel dazu, dass Richard Verantwortung abgeben möchte. Im digitalen Zeitalter kann er überall sein Kontrollzentrum errichten, selbst in einer neoviktorianischen Landhausküche.
    Richard rutscht von seinem Hocker, als ich die Küche betrete. Er geht mir entgegen, und ich lasse mich in seine Arme fallen. »Arme Sureya«, sagt er, während er mich eng umschlungen hält. »Wie geht es ihr?«
    »Den Umständen entsprechend beschissen. Michael ist jetzt bei ihr.«
    »Mein Gott, Fran, ich kann es immer noch nicht glauben. Ich wusste ja nicht einmal, dass sie schwanger war.«
    »Ich habe das auch erst letzte Woche erfahren.«
    »Und ich dachte, ihr zwei erzählt euch immer alles.« Es ist kein Vorwurf, sondern vielmehr eine Feststellung.
    »Sureya wollte nichts sagen, bevor sie nicht die Gewissheit hatte, dass alles okay ist. Ich muss ein Todesengel sein. Ist es nicht makaber, dass alles in bester Ordnung war, bis sie mir von der Schwangerschaft erzählt hat?«
    »Sei nicht albern ... Das sollte ein Witz sein, nicht?«
    Ich lache, um seine Frage zu bejahen, aber ich finde den Gedanken gar nicht so absurd.
    »Ach, übrigens, vor etwa einer Stunde hat Chris Sergeant angerufen«, sagt Richard, während er den Wasserkocher anstellt. »Ich wusste gar nicht, dass du mit ihm verabredet bist.« Er klingt beeindruckt.
    »Das bin ich nicht. Nun ja, wir wollten uns noch verabreden, aber irgendwie glaube ich nicht, dass Chris noch Wert darauf legt, unseren alten Kontakt wieder aufzufrischen. Wahrscheinlich hat er nur angerufen, um mir abzusagen.«
    »So hat sich das aber nicht angehört«, wendet Richard ein. »Vielmehr hat Chris sich entschuldigt, weil er sich nicht schon früher gemeldet hat. Und er möchte etwas mit dir besprechen. Dringend .«
    Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer, aber ich bleibe nach außen hin ruhig.
    »Worum geht es überhaupt?«, will Richard wissen.
    Ich zucke ahnungslos die Achseln, aber bei genauerer Überlegung, warum sollte der Head of TV einer Londoner Topagentur wohl dringend mit mir sprechen wollen? Wegen eines Auftrags? Oh Gott, bei der bloßen Vorstellung wird mir schon schlecht. Meine momentane Auftragslage ist nämlich ... äh ... bescheiden. Ein

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