Veni, Vidi, Gucci
ich so blöd war. Ich bin auf seine dämlichen Liebesschwüre hereingefallen. Ich habe mich total zum Affen gemacht. Ich war ein erbärmliches Häufchen Elend, zu nichts nütze ...«
»Nein, das warst du nicht, Summer. Du hast dich einfach von deinen Gefühlen leiten lassen«, widerspreche ich.
» Gefühle . Man sieht ja, wo die hingeführt haben. Ganz ehrlich, Fran, wie soll ich mit einem Kind klarkommen? Und dann auch noch ganz alleine. Ich kann mich doch nicht mal richtig um mich selbst kümmern.«
»Du solltest dich mal hören. Weißt du, wie du klingst?«
»Keine Ahnung. Wie denn?«
»Wie ich! Du klingst genau wie ich! Und ich kann dir sagen, das ist in der Tat erbärmlich. Mir ist schleierhaft, wie du es all die Jahre mit mir ausgehalten hast.«
Summer schenkt mir ein zaghaftes Lächeln und lässt dann ihre Kippe auf den Boden fallen ... Aber sie bleibt auf der Mauer sitzen.
»Summer, was hast du immer zu mir gesagt? Dass ich nicht auf Richard angewiesen bin.«
»Das ist etwas anderes«, murmelt sie beleidigt.
»Ist es nicht! Das ist genau dasselbe. Seit du erwachsen bist, erzählst du jedem, dass Männer entbehrlich sind. Das kannst du jetzt nicht einfach für nichtig erklären.«
Summer lässt sich für ihre Antwort einen Moment Zeit. »Tja, vermutlich nicht«, sagt sie dann, während sie ihre Zigarette mit der Schuhspitze ausdrückt.
»Also: Scheiß auf Laurence«, sage ich nachdrücklich, und ein kleines bisschen meine ich damit auch Richard. »Lass ihn gehen. Du bekommst dieses Kind, weil du es haben willst. So einfach ist das.«
»Und was ist mit meiner Karriere?«, erwidert Summer. »Die kann ich mir dann wohl abschminken.«
»Ach was. Glaubst du, andere Schauspielerinnen bekommen keine Babys?«
»Du hast in den letzten zehn Jahren auch nicht gerade viele Aufträge bekommen.«
»Nicht die Kinder haben meine Karriere beendet, sondern ich selbst, Summer. Ich habe Thomas und Molly nur als Vorwand benutzt. Mach nicht denselben Fehler wie ich. Nimm nicht deine Karriere als Vorwand, um dieses Kind nicht zu bekommen.«
Summer gibt keine Antwort, aber ich weiß, dass meine Worte Wirkung zeigen. Ich darf es jetzt nicht vermasseln. »Du bist eine großartige, tolle Schauspielerin«, rede ich weiter. »Jeder Casting Director in der Stadt kennt deinen Namen, und in Zukunft wirst du sogar noch gefragter sein, weil du dann als Mutter über ein größeres Spektrum verfügst. Denk nur an all die neuen Erfahrungen, die auf dich zukommen und von denen du beruflich profitieren kannst.«
Summer zieht eine Braue hoch, da sie offenbar Verdacht schöpft, dass ich Blödsinn rede, und ich spüre, wie meine gute Vorarbeit zu verpuffen droht. »Glaub mir, bis jetzt habe ich auch so immer in meinen Rollen als Mutter überzeugt«, entgegnet sie.
»Du hast recht, das stimmt. Aber überleg doch mal, wie überzeugend du erst in neun Monaten spielen wirst ... Wenn du nach Wundsalbe und Erbrochenem riechst und mehrere schlaflose Nächte hinter dir hast.«
Summer lacht – zum Glück, denn sie hätte auf meinen Kommentar auch ganz anders reagieren können. »Was redest du da?«, sagt sie. »Aber rein zufällig habe ich tatsächlich die letzten Nächte nicht richtig geschlafen. Ich bin völlig im Arsch.«
»Siehst du, du identifizierst dich bereits mit der Mutterrolle. Hör zu, Summer, jetzt mal im Ernst. Ich weiß, ich bin bestimmt kein Paradebeispiel für eine gute Mutter, aber meine Kinder sind das Beste und Kostbarste in meinem Leben. Ich bereue vieles, was ich getan habe – beziehungsweise was ich nicht getan habe –, aber ich werde niemals bereuen, dass ich meine Kinder bekommen habe. Das Leben hört nicht auf, wenn man Kinder hat. Mit Kindern fängt das Leben erst an.«
Summer zieht erneut die Augenbraue hoch, aber dieses Mal habe ich keinen Blödsinn geredet.
»Weißt du was? Ich habe einen ganz tollen Auftrag in Aussicht«, wechsle ich das Thema. »Chris Sergeant hat mich angerufen. Anscheinend ist mir das Skript wie auf den Leib geschrieben. Es handelt sich um eine Antirassismuskampagne – ich muss in zwei Minuten zwanzig verschiedene Akzente nachahmen oder so ähnlich. Es gibt bereits eine fertige amerikanische Version von dem Spot, in der Robin Williams den Kommentar spricht. Ich und Robin Williams, kaum zu glauben, was?«
»Auch wenn man es mir vielleicht nicht ansieht, aber ich freue mich sehr für dich, Fran.«
»Ich habe zwar voll Schiss, um ehrlich zu sein, aber dieses Mal werde ich hingehen. Und
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