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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Minuten keinen Ton von sich gegeben. Vielleicht sollte ich etwas vom Gas gehen, weil Summer nämlich den Eindruck macht, als würde sie kurz vor einem Herzinfarkt stehen, was ja meine ganze Überzeugungsarbeit wieder zunichte machen würde.
    »Sag mal, die Kneipe da«, bemerkt sie leise. »Sind wir an der nicht schon vor fünf Minuten vorbeigefahren?«
 
    Es ist zwanzig nach eins. Ich weiß ehrlich nicht, wie wir das geschafft haben. Nachdem wir eine gefühlte Ewigkeit in immer kleineren Kreisen durch den Südosten von London gekurvt sind, sind wir nun auf einmal da. Das Schild am Eingang mit der Aufschrift CHRYSTAL PALACE FC ist der schönste Anblick der Welt. Ich fahre auf das Vereinsgelände und parke vor einem einstöckigen Gebäude. Mein roter Mini steht zwei Parkplätze weiter. Wenigstens sind sie noch hier. Ich steige aus dem Wagen, und anstatt durch die Glastür zur Anmeldung zu gehen, mache ich mich direkt auf zu den Trainingsplätzen, die ich auf der Rückseite des Gebäudes erspäht habe. Ich gehe zügig, ohne auf Summer zu warten. Ich glaube, sie steht immer noch unter Schock. Ich habe ihr während der Fahrt von Sureyas Fehlgeburt erzählt. Summers Gesichtsfarbe wechselte währenddessen von weiß vor Entsetzen zu rot vor Wut über die Ungerechtigkeit der Welt. Es kann sein, dass wir durch diese schreckliche Geschichte etwas abgelenkt waren und uns vielleicht deshalb auf dem Weg hierher verfranst haben.
    Aber jetzt sind wir da. Ich entdecke Richard und Molly, die vom Rand aus das Geschehen auf dem Platz verfolgen. Ich lasse den Blick suchend über die Spieler auf dem Platz schweifen und entdecke gleich darauf auch Thomas. Er trägt einen übergroßen gelben Latz über seinem Arsenal-Trikot. Er sieht richtig winzig aus. Thomas ist zwar schon immer etwas schmächtig gewesen, aber hier neben den anderen Spielern wirkt er geradezu wie eine Elfe. Wie alt mögen die anderen sein? Sicherlich älter als Thomas, weil sie ihn alle deutlich überragen. In diesem Moment gesellt sich Summer an meine Seite, und wir verfolgen gemeinsam eine Weile das Spiel. Thomas sprintet zielstrebig über den Platz, aber keiner spielt ihn an – als wäre er so klein, dass er einfach übersehen wird.
    Summer und ich spazieren an der Seitenlinie entlang zu Richard.
    »Hast du gut hergefunden?«, fragt er überflüssigerweise.
    Ich bin nicht völlig unbrauchbar, Kamerad, denke ich, immer noch stinksauer darüber, dass Richard den perfekten Daddy mimt, während in seiner Jackentasche ein Liebesbeweis für seine Mätresse steckt.
    »Ja, war absolut kein Problem«, erwidere ich freundlich.
    »Geht es ihr gut?« Richard nickt in Richtung Summer, die diskrete drei Meter Abstand zu uns hält.
    »Ja, mittlerweile schon«, entgegne ich, wobei ich Stolz verspüre, weil das mein Verdienst ist. »Ich erzähle es dir später.«
    Ungefähr zwanzig Meter von uns entfernt stehen drei Männer in Trainingsanzügen und verfolgen aufmerksam das Spiel. Bei ihnen steht ein vierter Mann in einem Mantel. Ron, der Talentscout. Ich habe ihn zwar bis jetzt nur einmal gesehen – an dem Tag, als er Thomas bei einem Spiel im Park beobachtete und ihn anschließend zum Auswahltraining einlud –, aber diese schlohweiße Haarpracht vergisst man nicht so schnell.
    »Wie schlägt sich Thomas?«, frage ich Richard.
    Er hebt unsicher die Schulter. »Schwer zu sagen. Vorhin durfte er ein paar Tricks zeigen. Er hat es wirklich drauf. Ich habe gestaunt, wie viel Ballgefühl er hat.«
    »Ist das für dich was Neues?«, sage ich und bereue es sofort.
    Richard schenkt mir trotzdem ein kurzes Lachen. »Tut mir leid, du hast ja recht. Aber Thomas ist wirklich ein großes Talent. Fragt sich wirklich, von wem er das hat.«
    Das frage ich mich auch.
    Meine Gedanken schweifen ab zu den Samstagabenden früher, wenn die Sportschau lief. Dad kam immer pünktlich zum Programmbeginn aus der Kneipe. Die darauf folgende Stunde verbrachte er dann damit, den Fernseher anzubrüllen, als könnten die Spieler ihn hören, als wären die Spiele live und nicht schon vor mehreren Stunden abgepfiffen worden und als hätte er mehr Ahnung als alle erstklassigen Fußballtrainer zusammen. Wie Thomas war auch mein Vater fußballverrückt. Schon komisch, das mit den Genen. Man weiß nie, welche man abbekommt.
    »Jedenfalls haben sie Thomas dann für das Spiel hier eingeteilt«, fährt Richard fort. »Allerdings hat er kaum Ballkontakte, um ehrlich zu sein.«
    »Warum lassen die ihn denn mit den älteren

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