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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Mum.«
 
    Ich muss nicht lange nach Summer suchen. Ich muss nicht einmal die Klinik betreten. Summer sitzt draußen auf der Mauer und raucht eine Zigarette. Dem Kippenberg am Boden nach zu urteilen, hat sie entweder Kette geraucht oder dies hier ist der Ort für Unentschlossene, die bei einer letzten Zigarette überlegen können, ob sie das Richtige tun.
    Summer lächelt. »Das ging aber schnell. Wie hast du das gemacht? Bist du geflogen?«
    »Pah, Fliegen ist doch total out. Ich mache jetzt Power-Walking. Das ist bei uns in der Gegend der letzte Schrei. Solltest du auch ausprobieren.«
    Summer mustert mich von oben bis unten. »Würde ich dich nicht besser kennen, würde ich dir das sogar glauben. Du wirkst nämlich ziemlich dünn.«
    Ja? Ich habe mir in letzter Zeit ja einiges anhören müssen, doch als dünn hat mich noch keiner bezeichnet. Aber Summer hat recht. Meine Hose schlottert um die Hüfte. Wenn ich nicht bald Sahnetorte esse, rutscht sie mir noch bis zu den Knöcheln herunter.
    Ich nehme mir eine Zigarette aus meiner eigenen Schachtel. »Was dagegen, wenn ich rauche?«
    Summer zuckt die Achseln, und ich zünde sie mir an.
    »Erwartet mich jetzt eine Pro-Leben-Predigt?«, fragt sie.
    »Du weißt, dass ich nicht so bin. Schließlich habe ich immer gegen das Abtreibungsverbot auf Sureyas Listen unterschrieben. Du weißt, du hast meine volle Unterstützung, egal, wie du dich entscheidest ... aber ... du darfst das nicht tun.« Ich sage das im Brustton der Überzeugung, weil das meinem Gefühl entspricht. Meinem Gefühl im Bauch und im Herzen. Summer muss natürlich selbst entscheiden, aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sie im Begriff ist, das Falsche zu tun. Und meine Überzeugung ist so stark, dass ich sogar in Kauf nehme, den wichtigsten Tag im Leben meines Sohnes zu verpassen. Aber das braucht Summer nicht zu wissen.
    Sie gibt keine Antwort. Ich mustere ihr Gesicht. Rote, geschwollene Augen, strähnige Haare, blasse Haut – offensichtlich hat sie die Zeit in Kalifornien nicht damit verbracht, Sonne zu tanken. Das sieht Summer überhaupt nicht ähnlich. Das hier ist ein anderer Mensch, und dem äußeren Anschein nach macht dieser Mensch gerade die Hölle durch.
    Ich nehme Summers Hand. »Es ist nicht richtig«, sage ich weiter. »Jedenfalls nicht jetzt sofort, wenn der Flug dir noch in den Knochen steckt und du in so einer Verfassung bist. Warte doch erst einmal ab, bis du wieder einigermaßen auf der Höhe bist.«
    »Ja, ja, mir war klar, dass du das sagst. Hör zu, nach dieser Zigarette gehe ich wieder hinein, bringe es hinter mich und lebe anschließend mein Leben weiter.«
    Ich blicke auf Summers Zigarette. Mir bleiben schätzungsweise noch drei bis vier Züge, um Summer umzustimmen. Besser, ich beeile mich.
    »Warum hast du mich vorhin angerufen, Summer?«
    »Um dir Bescheid zu geben, dass ich das jetzt durchziehe«, antwortet sie und sieht mich dabei an, als wäre ich geistig minderbemittelt – was vielleicht zutrifft, aber damit muss ich mich abfinden.
    »Blödsinn«, erwidere ich. »Du hast mich angerufen, weil du dir nicht sicher bist.«
    »Wovon redest du? Ich habe einen Termin. Ich habe eine Anzahlung geleistet. Ich habe mit dem Arzt und dem Therapeuten gesprochen und den Portier gegrüßt. Natürlich bin ich mir sicher.«
    »Nein, bist du nicht. Du hast gewusst, dass ich versuchen werde, dir die Sache wieder auszureden beziehungsweise dich zu einem Aufschub zu bewegen. Ich glaube, das ist der Grund, weshalb du mich angerufen hast. Du wolltest von mir hören, dass du im Begriff bist, einen Fehler zu machen.«
    Ich sehe Summer an, um eine Bestätigung zu erhalten, aber die bleibt aus.
    »Erinnerst du dich an unser Mittagessen vor zwei Wochen?«, fahre ich fort. »Da hast du noch ganz anders gedacht. Ich weiß, es ist ein abgegriffenes Klischee, aber du hast an diesem Tag wahrhaftig von innen heraus gestrahlt. Du wolltest das Baby bekommen. Was hat sich seitdem geändert?«
    » Alles! «, schreit Summer laut. »Alles hat sich geändert. Das Mittagessen ist schon eine Million Jahre her.«
    »Nein, nichts hat sich geändert. Außer das mit Laurence.«
    Bei seinem Namen zuckt Summer zusammen. »Mann, ich hasse diesen Idioten. Du ahnst gar nicht, wie sehr.«
    »Verständlich, ich hasse ihn auch. Und? Du hast nie behauptet, dass du ihn liebst. Du hast ihn bewundert, aber zu mehr hat es nicht gereicht. Also, was soll’s, wenn er die Biege macht?«
    »Ich kann einfach nicht fassen, dass

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