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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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hier ist schlimmer als jedes Casting, das ich gemacht habe. Ich nehme Thomas’ Hand, aber er zieht sie wieder weg – das ist nicht der richtige Ort, um mit Mummy öffentlich Händchen zu halten. Ich nehme stattdessen mit Mollys Hand vorlieb, mehr mir als ihr zuliebe.
    Nach einer halben Ewigkeit kommt der Mann namens Terry zu uns herüber. Ich versuche, in seinem Gesicht zu lesen, aber das verrät nichts.
    »Sind Sie der Vater von Thomas?«, fragt er Richard, als er uns erreicht.
    »Ja«, entgegnet Richard und wendet sich mir zu. »Und das ist –«
    »Terry Kember«, sagt Terry Kember, streckt die Hand aus und schüttelt Richards Rechte. »Ich bin der sportliche Leiter der Akademie.«
    Ich spüre, wie mein Herz schneller klopft. Ich will es einfach hinter mich bringen, ich will nur wissen, ob ja oder nein. Ich bin so aufgeregt, dass ich kaum Luft bekomme.
    »Sie können stolz sein auf Ihren Sohn«, sagt Terry – zu Richard. »Er hat eine hervorragende Ballbeherrschung und flinke Beine. Und er besitzt sowohl Spielintelligenz als auch ein Auge für die Raumaufteilung.«
    Richard nickt, als wüsste er, wovon der Mann redet. Ich sehe auf Thomas, der beinahe platzt vor Stolz, da das Lob dieses Mal von einem richtigen Fußballfachmann kommt.
    »Ihr Sohn hat mich sehr beeindruckt, Mr Clark.«
    Das ist toll, aber warum immer nur Mr Clark? Was ist mit mir, der Frau, die Thomas jedes Wochenende zum Training und zu den Spielen kutschiert? Der Frau, die über seine Tore jubelt und seine Trikots wäscht und seine Schürfwunden verarztet? Kurz, der Frau, die echtes Interesse zeigt?
    Mr Kember ignoriert meine stumme Empörung und kniet sich zu Thomas herunter. »Wie alt bist du?«, fragt er.
    »Elf«, schwindelt Thomas. »Na ja, im Dezember werde ich elf.«
    »Gut. Wie ich gerade zu deinem Vater gesagt habe, du bist ein toller Fußballer. Bei welchem Verein spielst du im Moment?«
    »North London.«
    »Den kenne ich. Gary Holt ist dort der sportliche Leiter, nicht wahr? Er ist ein guter Trainer. Wenn du weiter hart an dir arbeitest, wird er dein Spiel voranbringen.« Terry wuschelt Thomas durch die Haare, dann richtet er sich wieder auf und wendet sich Richard zu – ja, Richard.
    »Gut. Schön ...« Terry tritt unruhig von einem Fuß auf den anderen. Wir kommen jetzt zu der alles entscheidenden Frage, und ich habe die schreckliche Ahnung, dass die Antwort kein Ja sein wird. »Ihr Sohn hat Talent, aber   ...«
    Da ist es ja, das Aber.
    »... er ist sehr schmächtig.«
    »Aber das ändert ja nichts an seinem Talent«, wende ich ein, ohne die Verzweiflung in meiner Stimme zu unterdrücken.
    Terry Kember sieht mich daraufhin zum ersten Mal an. »Fußball ist ein sehr körperbetontes Spiel. Sie haben ja selbst gesehen, in was für einer Form die Jungs hier sind. Ihr Sohn muss sich auf dem Platz durchsetzen können.«
    »Aber er wächst noch«, halte ich dagegen, wobei ich den Arm ausstrecke und Thomas an mich heranziehe. Dieses Mal sträubt er sich nicht.
    »Ja, schon, aber ich bezweifle, dass er jemals eine stattliche Größe erreicht.« Terry sieht die Verzweiflung in meinem Gesicht. »Aber das kann sich ja noch ändern. Vielleicht macht er irgendwann plötzlich einen Schuss in die Höhe. Das gibt es. Was halten Sie davon, wenn Sie nächstes oder übernächstes Jahr wiederkommen, und wir sehen ihn uns noch mal an ...?«
    Nein, du Blödmann, warum lege ich dir nicht einfach meine Hände um den Hals und drücke so lange zu, bis du deine Meinung änderst?
    Terry sieht auf seine Uhr. »Ich muss jetzt wieder. Danke, dass Sie gekommen sind. Das war heute eine wirklich gute Leistung, Thomas. Immer fleißig weitertrainieren, ja?«
    Und nachdem Terry Richard kurz die Hand gedrückt hat, schreitet er auch schon über das Spielfeld von dannen – ein viel beschäftigter Mann, der noch mehr Jungenträume zum Platzen bringen muss. Ich hasse ihn. Natürlich für seinen unterschwelligen Sexismus, aber vor allem deshalb, weil ich fühlen kann, wie Thomas’ Herz bricht. Ich erschrecke, wie sehr mich das selbst mitnimmt. In den letzten Tagen habe ich versucht, Thomas schonend auf eine eventuelle Absage vorzubereiten, aber offenbar habe ich vergessen, mich selbst darauf vorzubereiten.
    »Arschloch«, murmle ich.
    »Der war doch ganz nett«, sagt Richard. »Und er hat Thomas sehr gelobt.«
    »Nein, Richard, der Typ ist ein absolutes Arschloch.« Ich beuge mich zu Thomas herunter. Er beißt auf seine Unterlippe und kämpft gegen die Tränen an.

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