Veni, Vidi, Gucci
dass sich alle um sie rissen. Aber dann, auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, beschlossen sie, alles hinzuschmeißen und auf eine Farm in Idaho zu ziehen. Oder in Bogota. Oder so ähnlich. Ich weiß nicht mehr genau.
Meine Augen richten sich auf Isabel. Was hat sie da an? So wie es aussieht, irgendein afrikanisches Gewand. War es Angola, wohin die beiden ausgewandert sind?
»Isabel, wie schön, dich zu sehen.« Ich lächle sie an. »Seit wann seid ihr wieder hier?«
Sie strahlt mich an wie eine Hohepriesterin. »Oh, seit ungefähr sechs Monaten ...«
Wohin sind sie bloß ausgewandert? War es Ägypten?
»... obwohl es mir vorkommt, als seien es erst sechs Minuten. Wahnsinn, wie die Zeit rast. Man fragt sich hinterher immer, wo sie geblieben ist, nicht wahr?«
»Ja, in der Tat«, erwidere ich lachend, da Isabel wirklich recht hat. Das ganze Buffet geplündert, ohne dass ich gemerkt habe, wie der Abend verstrich.
Jetzt gesellt sich auch Harvey zu uns. Er trägt einen weiten Zweiteiler aus Musselin, der an den Fußknöcheln und am Hals mit Perlen bestickt ist. In welchem Land trägt man so eine Tracht? »Francesca!«, ruft er laut. Er umarmt mich, und ich nehme einen leicht orientalischen Duft wahr ... Ich hab’s! Türkei . Die beiden haben Ziegen in Bodrum gehütet.
Harvey mustert mich von oben bis unten. »Was für ein Anblick. Ein Grund mehr, sich zu freuen, dass wir wieder hier sind.«
»Wirklich?«, sage ich.
»Aber sicher. Cornwall ist ja ganz hübsch, aber man kann nicht immer nur surfen gehen, oder?«
Oh ...
»Und, wie geht es meiner französischen Lieblingshure?«, fragt Harvey.
Ah, wie könnte ich diese Rolle jemals vergessen? Das war ein Werbespot für Renault. Obwohl er nie gesendet wurde, verhalf er Harvey und Isabel zum Durchbruch. Der Spot – mit mir in Netz strümpfen und einem Bustier, in dem ich kaum Luft bekam – entsprach nur leider nicht ganz den Vorstellungen der Renault-Leute, um ihren kleinen Familienflitzer zu vermarkten. Das stand auch alles nicht so im Originalskript, das Isabel und Harvey sofort in die Tonne geschmissen hatten, und als die von Renault merkten, was los war, wurde die Zusammenarbeit fristlos beendet. Normalerweise ist das für jeden Werberegisseur der Todesstoß, aber eine Kopie des Spots wanderte durch diverse Agenturen, und danach hatten es die beiden geschafft.
Das hat mich nicht überrascht. Der Werbespot war nämlich wirklich witzig. Und dank der richtigen Beleuchtung sah ich in dem Bustier nicht einmal so übel aus.
Nach dieser Geschichte betrachteten mich Harvey und Isabel als ihren persönlichen Glücksbringer und engagierten mich immer, wenn sie es durchsetzen konnten. Aber bei ihrer letzten Anfrage war Thomas gerade zwei Monate alt und ... Ausreden, Ausreden.
»Wir konnten es kaum abwarten, endlich mit dir zu reden.« Isabel strahlt mich immer noch an. »Hat Richard dir schon von unserem neuen Film erzählt? Black Planet? «
»Ach ja, der ... Animierfilm«, sage ich unbestimmt.
» Animations film.«
»Sony Pictures hat bereits den Vertrag unterschrieben.«
»Der Streifen wird sicher großartig. Er hat das Zeug zum Kultfilm.«
»Eine Mischung aus Shrek und Matrix .«
»Oder Schneewittchen und Predator .«
Das arme Schneewittchen, denke ich. Meine Augen wandern von Isabel zu Harvey und wieder zurück, während sie mir von ihrem neuen Projekt vorschwärmen. Warum gerade mir? Sollten sie sich ihre Begeisterung nicht für die Leute von Sony Pictures aufheben?
»Wir haben schon einige namhafte Synchronsprecher engagiert. Zum Beispiel Alan Rickman –«
»Er ist ganz begeistert von dem Konzept. Er wollte unbedingt mitmachen.«
»Colin Farrell, Gary Oldman, Sarah Michelle Gellar –«
»Und Francesca Clark.«
»Wir brauchen dich, Fran. Niemand kann so gut den südafrikanischen Akzent wie du.«
Nun, abgesehen von den Südafrikanern, denke ich.
Ich bin verwirrt. »Aber ... Richard hat was gesagt von ... Science-Fiction?«, sage ich stockend.
»Richtig. Es geht um Apartheid im Weltraum.«
»Eine Mischung aus ET und Mississippi Burning .«
»Es gibt da eine Rolle, die ziemlich düster ist. Sehr böse. Aber auch sehr sexy.«
»Ja, ein sadistisch veranlagtes, rassistisches Alien mit der Stimme von ...«
Isabel verstummt, da ihr wahrscheinlich gerade kein Südafrikaner außer Nelson Mandela einfällt.
»Zola Budd?«, helfe ich.
»Genau!«, ruft Harvey aus. »Totale Gedankenübertragung.«
»Das ist deine Rolle, Fran.«
Wirklich? Ich habe mir
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