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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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suchen, als ich eine Hand auf meinem Arm spüre. »Fran.« Ich drehe mich um, und da steht Summer. Sie wirft nervös einen Blick nach hinten.
    »Summer«, sage ich. »Ich bin gerade wieder voll ins Fettnäpfchen gelatscht.«
    »Scheißegal, hör zu, ich weiß, das ist jetzt kein guter Zeitpunkt, schließlich ist das hier deine große Feier und so. Ich wollte eigentlich nichts sagen, aber ich muss mit dir reden. Und zwar heute noch.«
    »Sprich dich aus, mein Kind, sprich dich aus.« Ich lalle, aber nur ganz leicht.
    »Bist du jetzt richtig blau, oder was?«
    Ich will ihr gerade entgegnen, dass sie Unsinn redet und dass doch jeder weiß, wie Champagner auf nüchternen Magen wirkt, aber dann wird mir bewusst, dass das ja so gut wie ein Eingeständnis wäre, dass ich blau bin, weshalb ich mir die Antwort spare. Stattdessen lache ich ein bisschen. Sogar mehr als ein bisschen.
    »Buh!«
    Es ist Phoebe, die vor uns herumzappelt wie Tigger auf Amphetaminen.
    »Fran, ich habe schon so viel über deine Stimmen gehört«, plappert sie gleich los. »Mach für mich doch bitte einmal Cher nach! Ich bin nämlich ein großer Fan von ihr, und Summer behauptet, dass es keine bessere Parodie auf Cher gibt als deine.«
    Summer stößt ein lautes Stöhnen aus. Ob sie das tut, weil ihr Phoebes Bitte peinlich ist oder weil sie meine Stimmen mittlerweile nicht mehr hören kann, soll jeder für sich selbst entscheiden. Phoebe ist so hibbelig, dass ich ihr den Gefallen tun möchte, aber als ich den Mund aufmache, kommt nur ein lauter Hickser heraus, was mich vor Lachen fast zusammenbrechen und Summer sichtbar zusammenfahren lässt.
    Aber Summer vergisst wieder, dass sie eben noch dringend mit mir reden wollte, da sie Sureya erspäht hat. Habe ich schon erwähnt, dass Summer und Sureya ein Herz und eine Seele sind? »Komm, Phoebe, lass uns zu Sureya gehen. Ich muss mit ihr über den Traum sprechen, den ich in letzter Zeit immer wieder habe.«
    »Du hast gar nichts davon erwähnt. Was träumst du denn?«, fragt Phoebe, deren Kopf unablässig im Takt der Musik wackelt.
    »Dass ich tot bin. Beziehungsweise dass ich glaube, dass ich tot bin, weil keiner mich mehr wahrzunehmen scheint. Komm schon, gehen wir.« Summer wirft mir einen letzten Blick zu, bevor sie Phoebe hinter sich herzieht.
    Ich stehe alleine da. Wieder einmal. Und allmählich begreife ich, was Summer eben meinte mit »tot«, weil mich niemand zu beachten scheint. Oder vielleicht sind auch alle anderen tot, und ich bin die Einzige, die noch lebt. Wie in Shining . Ich bin Jack Nicholson, der sich auf einer Party, die in Wirklichkeit gar nicht stattfindet, mit Leuten, die in Wirklichkeit nicht mehr existieren, unterhält. Haben Sie meinen Jack Nicholson schon mal gehört ...?
 
    Ich weiß nicht, wie lange ich hier schon stehe, doch ich frage mich ernsthaft, ob ich unsichtbar bin. Aber das kann nicht sein, weil die Kellner mich ja wahrnehmen. Sie scheinen förmlich Schlange zu stehen, um mich mit Drinks zu versorgen. Wie viele Gläser hatte ich nun? Ich sehe, wie die Leute um mich herum verschwimmen, während sie lachen, trinken und feiern.
    Die Musik wird plötzlich lauter. »Play That Funky Music, White Boy« dröhnt jetzt aus den Lautsprechern, und es ist die Aufforderung für alle funky white Boys , die Tanzfläche zu betreten. Nur dass die white Boys nicht besonders funky sind. Ihre Tanzbewegungen erinnern an die Scheintoten in ER , die sich unkontrolliert aufbäumen, wenn sie ein paar Volt in den Körper gejagt bekommen. Am liebsten würde ich auf die Tanzfläche rennen und rufen: »Zurücktreten!«
    Ich kann nicht hinsehen, ohne kichern zu müssen. Ich beschließe, nach etwas Essbarem zu suchen, aber als ich am Buffet bin, stelle ich fest, dass ich zu spät komme. Dort stehen nämlich nur noch leere Teller herum, die gerade weggeräumt werden; bleibt demzufolge nur Flüssignahrung, um den Magen zu füllen. Also trinke ich weiter.
    Ich suche den Raum nach Richard ab. Hab ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen. Er ist nicht auf der Tanzfläche – ein Glück. Im Moment zucken alle spastisch zu »Living In a Box«. Ich mag dieses Lied. Es erinnert mich an früher. Ich schließe die Augen und ...
    »Fran, da bist du ja!« Eine schrille Stimme übertönt den Bass. Es ist die berühmte Isabel von Isabel und Harvey, ein Regisseurduo, das sich mit TV-Werbespots und Videoclips einen Namen gemacht hat. Jahrelang räumten sie einen Preis nach dem anderen ab, und sie waren so angesagt,

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