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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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ich trinke einen großen Schluck. Ich bemerke, dass Natashas Lippen kaum den Rand ihres Glases berühren.
    »Du bist mit dieser hübschen, dunkelhäutigen Frau befreundet, nicht?«, sagt Natasha weiter. »Au weia, da ist es passiert, aber hier kann ich das doch sagen, oder? Es gibt hier ja hoffentlich keine versteckte Kamera oder so.«
    »Nein, keine Kamera. Bloß ein Tonband, das ich später der AREI geben werde ... Ja, Sureya, sie ist eine gute Freundin von mir. Sie hat zur Hälfte malaiisches Blut in sich. Im Moment ist sie allerdings ein paar Tage weg, weshalb ich dir exklusiv zur Verfügung stehe.«
    »Du Arme, ganz alleine und verlassen«, spottet Natasha. »Dein Mann ist momentan ebenfalls weg, nicht wahr?«
    »Ja, aber er kommt morgen wieder. Spätestens am Donnerstag. Er kann nicht sagen, wie lange es noch dauert, aber das Meiste ist bereits geschafft ...« Ich schwafle. Richards Bild, das sich mir automatisch aufdrängt, bringt mich etwas aus dem Gleichgewicht.
    »Du vermisst ihn offenbar sehr, nicht wahr? Wie niedlich.« Natasha lacht, und ich bemerke die feinen Fältchen um ihre Augen, genau wie bei mir. Aber irgendwie auch nicht. Bei Natasha sind das nämlich Lachfältchen und keine Krähenfüße. »Und, woran arbeitet dein Mann gerade?«, fragt Natasha.
    »Oh, er kümmert sich um einen neuen Kunden. Offenbar ein lukrativer Auftrag. Und der hält ihn ganz schön auf Trab.« Ich lache betont fröhlich in der Hoffnung, dadurch meine innere Aufgewühltheit zu überspielen.
    »Respekt, du unterstützt deinen Mann mindestens genauso sehr wie er dich. Kein Wunder, dass ihr so eine harmonische Ehe führt. Ich beneide dich. Wenn ich nicht so nett wäre, Fran, würde ich ernsthaft in Erwägung ziehen, dich um die Ecke zu bringen, um deine Identität anzunehmen.«
    Ich lache ganz besonders fröhlich und zermartere mir gleichzeitig das Hirn nach einem Thema, das nichts mit Richard oder Ehe oder sich gegenseitig unterstützenden Paaren zu tun hat.
    »Ich habe mich gefragt ...«, beginne ich, obwohl ich keinen Schimmer habe, was ich mich gefragt habe. Das ist wie bei einer Improvisationsübung im Theaterkurs. Schnell, lass dir was Gutes einfallen ...
    »Sprich weiter.« Natasha beugt sich interessiert vor.
    »Ich habe mich gefragt ... wie man an Prozac herankommt«, sage ich, wobei ich mich plötzlich total unwohl in meiner Haut fühle.
    Ich fühle mich unwohl, weil ich mit einem Mal gegen das Bedürfnis ankämpfen muss, Natasha mein Herz auszuschütten. Völlig absurd! Ich habe nicht einmal meinen beiden besten Freundinnen von meinem Kummer erzählt, doch aus irgendeinem Grund – vielleicht weil Natasha mir ihr Vertrauen geschenkt hat, vielleicht weil der Gedanke an Richard mich völlig aus dem Konzept gebracht hat – verspüre ich das überwältigende Bedürfnis, ihr mein Herz auszuschütten, mir meinen Kummer von der Seele zu reden.
    »Warum fragst du mich nach Prozac?«, erwidert Natasha. »Was ist los? Stimmt etwas nicht?«
    Ich lache nervös. Wenn ich Natasha anblicke, sehe ich eine Frau, die alles verkörpert, was ich auch sein möchte. Sie ist immer fröhlich und hat sich im Griff, und sie ist beliebt. Vielleicht ist Prozac gar keine so schlechte Idee.
    »Nein, nicht wirklich. Es ist nur so, dass die Dinge manchmal nicht so sind, wie sie zu sein scheinen, nicht? Wer zeigt vor den anderen schon sein wahres Gesicht? Und, ja ... ich habe halt darüber nachgedacht ... Prozac ... Warum auch nicht?«
    »Weil das keine ›Warum auch nicht?‹-Sache ist«, entgegnet Natasha ernst. »Meine Ärztin hat mir tausend Fragen gestellt, bevor sie mir das Rezept gegeben hat. Was ist eigentlich los, Fran?«
    Ich stehe schwankend am Rand, dicht vor dem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt. Natasha hat mich in ihr Vertrauen gezogen, vielleicht sollte ich es nun erwidern. Sie mag mich – das spüre ich. Verflucht, warum also nicht?
    Weil du niemandem außerhalb der Familie sagst, was du denkst, darum .
    Nein, das ist dumm. Das klingt eher nach Richard (und dem weitaus weniger bekannten Marlon Brando) als nach mir. Ich sollte mehr mit anderen Leuten reden – mich mehr öffnen.
    Ich nehme einen kleinen – okay, großen – Schluck von meinem Wein und mache einen Anfang ... ganz vorsichtig. »Ich kenne mich nicht so aus damit, aber ... ist Prozac nicht ein Aufputschmittel?«
    »Meine Ärztin würde sich zwar gegen diese Definition sträuben, aber ich schätze, man kann es so ausdrücken ... Hör mal, ich möchte ja nicht

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