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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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drückt meine Hand. »Du kannst mir auch vertrauen ... Das weißt du doch, oder?«
    »Ja, das weiß ich«, erwidere ich, während ich gegen die Tränen ankämpfen muss.
    »Alkoholismus ist kein Grund, sich zu schämen«, flüstert sie. »Okay?«
    Stopp , Augenblick mal. Ich bin keine Alkoholikerin, liegt mir auf der Zunge. Sie hat mich völlig missverstanden. Ich möchte ihr gerne von den Panikattacken und dem Mangel an Vertrauen und dem Ehemann erzählen, der mich wegen einer besseren Alternative sitzen gelassen hat, und von dem ganzen Rest. Ich werde ihr jetzt alles erklären, damit sie mich besser versteht. Doch in diesem Augenblick werden wir von einer Horde auf acht Beinen unterbrochen, die aus dem Garten hereinpoltert.
    »Wir haben Hunger!«
    »Wir wollen Tee!«
    Das Gespräch endet mit der Fütterung von vier hungrigen Mäulern. Beziehungsweise von fünf, wenn man Thomas mitzählt, der sich mit einem Tablett in sein Zimmer verkrümeln wird. Wie kann man sein Essen auch besser genießen als alleine?
 
    Erst als Natasha weg ist und ich den Tisch abräume, fallen mir zwischen dem ganzen Chaos die beiden leeren Weinflaschen auf, die neben Natashas Glas stehen.
    Das noch genauso voll ist wie am Anfang, als ich es gefüllt habe.

3
 
    F reitag. Kalter, herbstlicher Sprühregen schlägt mir auf dem Heimweg ins Gesicht, nachdem ich die Kinder in die Schule gebracht habe. Ich gehe mit zügigen Schritten, nicht weil es regnet, sondern weil ich eine Mission habe.
    Vorhin auf dem Schulhof sind die Kinder und ich an Mrs Gottfried vorbeigegangen, aber sie hat uns nicht gesehen. Ich hätte ihr eisiges Gesicht am liebsten mit einem Lötbrenner bearbeitet. Ich überlegte, ob ich Natasha von meinem Gespräch mit Mrs Gottfried erzählen soll, aber sie unterhielt sich gerade mit ein paar Müttern, die ich nicht kannte. Sie bemerkte auch mein Winken nicht - offenbar bin ich heute Morgen unsichtbar. Vielleicht ergibt sich später die Gelegenheit, mit Natasha zu reden.
    Der Grund für meine Mission ist meine Unterhaltung mit Thomas vorhin. Obwohl, »Unterhaltung« ist das falsche Wort ...
    Ich blickte meinen Sohn an, nachdem wir an Mrs Gottfried vorüber waren. Sein Gesicht war aschfahl. Ich nahm an, er hatte Angst, dass er der Grund für das Gespräch zwischen Mrs Gottfried und mir war. Ich legte den Arm um ihn und sagte, er solle sich keine Sorgen machen wegen Mrs Gottfried – sie habe keine Klagen über ihn.
    »Mir doch egal«, erwiderte Thomas und wackelte mit den Schultern, um meinen Arm abzuwerfen. »Hast du schon Ron angerufen?«
    Ich konnte mir gerade noch rechtzeitig auf die Zunge beißen, bevor mir herausrutschte: Welchen Ron? Gott, wie habe ich das nur vergessen können? Ich bin so sehr damit beschäftigt, mein Leben auf die Reihe zu kriegen, dass ich darüber völlig vergesse, dass Thomas seine eigenen Hoffnungen und Träume hat. Nun, jedenfalls eine Hoffnung, einen Traum.
    »Du hast also nicht angerufen«, fauchte er mich an, bevor ich eine Antwort geben konnte. »Mann, auf dich ist manchmal echt kein Verlass.«
    Nur manchmal? , dachte ich, während Thomas davonrannte, ohne Tschüss zu sagen.
    Folglich lautet meine Mission: Ron, den Fußballscout, anrufen.
    Nachdem ich die Haustür aufgeschlossen habe, gehe ich direkt zum Telefon. Ich greife danach, als es plötzlich zu klingeln beginnt. Ich hebe ab.
    »Hallo, Fran.«
    Es ist Richard.
    Darauf war ich nicht vorbereitet. Ich habe eher damit gerechnet, dass es Summer ist, die mich in Sachen Schwangerschaft auf den neuesten Stand bringen will. Oder vielleicht auch in Sachen George Clooney.
    Ich muss mich jetzt zusammenreißen. Stark sein.
    »Hallo?«, sagt Richard. »Bist du noch dran?«
    »Ja, tut mir leid, ich war gerade meilenweit weg«, erwidere ich in unbekümmertem Ton.
    »Ja, das passiert mir in letzter Zeit auch ständig.«
    Bloß dass du auch im wörtlichen Sinne meilenweit weg warst, stimmt’s, Richard? Aber das sage ich nicht laut. Ich werde stark sein.
    »Hattest du eine angenehme Reise?«, frage ich. Stark sein.
    »Ja, wir sind ein gutes Stück weitergekommen«, entgegnet Richard, wobei er so tut, als wäre zwischen uns alles in bester Ordnung und als würden wir ganz normal über seine Geschäftsreise plaudern, die, statt wie erwartet stinklangweilig zu werden, sich als recht produktiv entpuppte, selbstverständlich in rein beruflicher Hinsicht. »Ich habe dir diese Algengesichtscreme mitgebracht, von der momentan alle reden«, fährt Richard fort. »Du

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