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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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betrunken vorfand, bat sie ihn nur, sich endlich zusammenzureißen. Doch als er stockbetrunken und ohne Torte nach Hause kam, packte sie für ihn ein paar Sachen zusammen und wies ihm mit ruhiger Stimme die Tür. Nicht einmal da ist sie laut geworden. Vielleicht hätte sie es mal werden sollen, vielleicht hätte mein Vater dann endlich mal eins von seinen vielen Versprechen wahrgemacht. Vielleicht hätte er sogar dem Alkohol adieu gesagt und eine Arbeit gefunden ...
    Aber wahrscheinlich eher nicht.
    An dem Tag, bevor ich dreizehn wurde, schwor mein Vater, mit dem Trinken aufzuhören. Das ist kinderleicht, sagte er. Er würde einfach keinen Alkohol mehr anrühren. Einfach aufhören, »von jetzt auf gleich«, sagte er mit lallender Tommy-Cooper-Stimme. Er konnte gut Stimmen imitieren, mein Vater. Schon komisch ... Aber Mum hatte dieses Versprechen schon zu oft gehört, um noch daran zu glauben.
    Ich dagegen glaubte daran. Ich kauerte auf dem oberen Treppenabsatz und spitzte die Ohren, um alles genau mitzubekommen. Und ich weinte, weil ich wusste, dass es aus war. Dummerweise hatte ich an meinem Vater einen Narren gefressen. Meine Mutter war ja nie da. Sie war ständig arbeiten. Aber dafür war Dad immer zu Hause, wenn ich von der Schule kam – da hatten die Kneipen noch zu. Und er trug mich auf Händen. Von meiner Mutter bekam ich nur wenig Zuneigung – wahrscheinlich war sie immer zu kaputt, um mit mir zu schmusen. Aber mein Vater machte das wieder mehr als wett, nicht zuletzt dank seines permanenten Alkoholpegels im Blut. Als meine Mutter ihn hinauswarf, war ich am Boden zerstört.
    »Bitte, hol ihn zurück«, flehte ich sie an. »Ich will gar keinen Kuchen. Mach bitte, dass er einfach nur zurückkommt.«
    Daraufhin legte meine Mutter den Arm um mich, eine seltene Gefühlsregung bei ihr. Sie sagte kein Wort. Sie ließ mich einfach weinen. Im Nachhinein frage ich mich, wie sie mit ihrer Trauer und ihrem Schmerz fertig wurde. Aber damals kümmerte mich das nicht. Ich war noch ein Kind und dachte nur an mich selbst. Denn wie so viele meiner Freundinnen würde auch ich nun ohne Vater sein.
    Seitdem habe ich Dad nicht mehr gesehen. Ich habe keine Ahnung, wo er ist und ob er überhaupt noch lebt. Mum und ich sprechen nie über ihn, aber wir sprechen ja ohnehin nie über wichtige Dinge. Und heute denke ich nur noch selten an meinen Vater. Ab und zu. So wie jetzt.
    Und meine Augen tränen wahrscheinlich nur vom Wind.
    Ich drehe mich um und halte nach Molly Ausschau. Sie steht zusammen mit Maisy ganz oben auf dem Klettergerüst. Was bedeutet, dass Annabel und ihre Warze nicht weit sein können – wahrscheinlich sitzt sie im Café. Reflexartig schlage ich den Kragen meiner Jacke hoch und richte meine Aufmerksamkeit wieder auf den Trainingsplatz. Der Trainer hat mittlerweile das Spiel unterbrochen und demonstriert den Jungs, wie man einen Ball köpft. Beziehungsweise er lässt es Thomas demonstrieren und beschränkt sich darauf, Tipps zu brüllen und Thomas den Ball zuzuwerfen, der jedes Mal perfekt hochspringt und den Ball in die Hände des Trainers zurückköpft.
    »Ein zierliches Kerlchen, aber ein toller Fußballspieler, nicht wahr?«
    Während ich vor Stolz innerlich zu glühen beginne, drehe ich den Kopf zu der Frau, die sich zu mir auf die Parkbank gesetzt hat. Sie ist jung, hübsch, eine Lati- ... afro-karibischer Abstammung. Große braune Augen, große Kreolenohrringe und ein teurer Mantel aus Schaffell.
    »Ist das da ein richtiger Fußballverein?«, fragt sie mich.
    »Ja, und sogar ein richtig guter«, antworte ich. »Samstags ist immer Training, und sonntags finden die Spiele statt.«
    »Nun, gut zu wissen. Das könnte meine Entscheidung beeinflussen, ob wir hierher ziehen. Mein Sohn ist nämlich ganz verrückt nach Fußball.«
    »Sie wollen sich hier niederlassen?«
    »Ja, aber leider sind die Mieten so teuer. Harrison, mein Kleiner, wird im nächsten Jahr drei, und wenn ich ihn hier für einen Kitaplatz anmelden will, sollten wir schnell umziehen. Die Arlington-Schule soll die Beste sein, die es weit und breit gibt.«
    »Ja, das habe ich gehört«, entgegne ich.
    Ich bewundere diese Frau, weil sie so weit im Voraus denkt. Richard und ich sind nur hierher gezogen, weil uns das Haus so gut gefiel. Es war absoluter Zufall, dass wir im Einzugsgebiet der Arlington-Schule gelandet sind. Heutzutage muss man seine zukünftige Adresse direkt nach dem Sex planen. Am besten schon bevor die fruchtbaren Tage beginnen.
    »Ich

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