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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Ein ewiger Kreislauf aus Füttern, Umziehen, Schaukeln, wieder Füttern ...
    Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mir nutzlos vorkam. Ich war mit einem winzigen Baby überfordert. Und dabei war ich nicht einmal allein erziehend. Und finanzielle Sorgen hatten wir auch nicht. Was war also los mit mir? Sureya, wer sonst, kam irgendwann auf die Idee, dass es sich um eine postnatale Depression handeln könnte; eine rein hormonelle Geschichte, nichts, dessen man sich schämen müsse. Aber ich war skeptisch. Ich hatte ein Baby, das zwar noch sehr klein war, aber zutiefst unglücklich ... und das einfach nicht schlief. Ich war total am Ende. Ich brauchte keine Hormone, um deprimiert zu sein!
    Richard verstand mich nicht. Was vermutlich in erster Linie daran lag, dass ich meine Gefühle nicht richtig ausdrücken konnte. Sureya war allerdings großartig. Sie opferte ihre Zeit, um auf Thomas aufzupassen, damit ich mal abschalten konnte. Sie ging mit mir shoppen. Rief ständig an. Und als sich die dunkle Wolke über meinem Kopf allmählich verzog, wusste ich, dass ich eine wahre Freundin gewonnen hatte. Nach Mollys Geburt wiederholte sich die ganze Geschichte. Und Sureya? Sie kümmerte sich auch dieses Mal wieder aufopferungsvoll um mich.
    Ob sie sich jetzt Gedanken über mich und meine potenzielle postnatale Depression macht? Mann, wahrscheinlich macht sie sich zurzeit tausend Gedanken, über ihre Arbeit, wie sie mit den Zwillingen und einem Baby zurechtkommen soll – und ich behandle sie wie den letzten Arsch.
    Aber Sureyas Neuigkeit war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Eine schmerzhafte Erinnerung daran, dass die restliche Welt sich weiterentwickelt – und neue Familienmitglieder hinzukommen –, während ich im Rückwärtsgang festhänge und alte Familienmitglieder vergraule. Und der nächste Schlag ins Gesicht war, dass Sureya mir monatelang nichts von ihrer Schwangerschaft gesagt hat – dabei sollte doch gerade ich Verständnis für so etwas haben. Und dann musste sie sich auch noch dafür rechtfertigen, dass sie es mir so spät gesagt hat, weil ... nun, ich war richtig garstig zu ihr.
    Wer braucht schon Feinde, wenn er mich zur Freundin haben kann?
    Am liebsten würde ich Sureya zurückrufen und mich reumütig bei ihr entschuldigen, und darüber hinaus noch ein bisschen mehr Reue zeigen. Aber was hat das für einen Sinn, in meiner Verfassung? Ich will erst wieder mit Sureya reden, wenn mein Kopf klarer ist. Ich muss mich zusammenreißen. Ich muss etwas tun – muss endlich mal etwas Positives zustande bringen.
    Ich greife wieder zum Telefon und wähle die Nummer von Ron. Es meldet sich eine desinteressiert klingende Sekretärin. Sie sagt mir, dass Ron nicht da ist.
    »Wann ist er denn wieder da?«, frage ich.
    »Er ist Scout«, erwidert sie. »Er ist so gut wie nie hier.«
    »Haben Sie vielleicht seine Handynummer?«
    »Wenn Sie mir sagen, worum es geht, werde ich Ihre Nachricht an ihn weiterleiten«, entgegnet sie in einem Ton, als würde sie mir das nur widerwillig anbieten.
    »Oh, okay ... Richten Sie ihm bitte aus, dass Francesca Clark angerufen hat. Ich bin die Mutter von Thomas. Ich sollte mich bei Ron melden, um einen Termin für ein Probetraining auszumachen.«
    »Das Auswahltraining war bereits letzte Woche.«
    Zum x-ten Mal an diesem Tag spüre ich, wie meine Beine nachgeben.
    »Das kann nicht sein«, flüstere ich entsetzt.
    »Bedaure«, sagt sie, ohne bedauernd zu klingen, »aber Sie rufen zu spät an.«
    Ich muss lachen. Ich weiß nicht, warum, schließlich ist das alles nicht komisch – sondern vielmehr eine absolute Katastrophe. »Es muss sich um ein Missverständnis handeln«, sage ich. »Ron wollte mit mir über Thomas sprechen. Wahrscheinlich habe ich ihn nur falsch verstanden, und er hat gar nichts von einem Auswahltraining gesagt.«
    »Nun, ich wüsste nicht, was er sonst gesagt haben könnte«, entgegnet sie.
    »Bitte, sagen Sie ihm, dass ich angerufen habe«, flehe ich am Telefon. »Und dass er mich zurückrufen soll ... bitte .«
    »Ich werde es ausrichten.«
    Dann legt sie auf.
    Gleich darauf kriecht die altvertraute Panik wieder in mir hoch.
    Oh Gott, was habe ich bloß getan?
    Ich gehe in die Küche und schenke mir ein weiteres Glas Chardonnay ein. Ich stehe neben dem Küchentisch. Vor mir auf der Anrichte liegt ein Manuskript: Dark Planet von Isabel Parlour und Harvey Duncan. Es kam vor zwei Tagen mit der Post. Ich habe noch keinen einzigen Blick hineingeworfen. Ich nehme es

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