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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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alle Sicherheitspolizisten, und nicht alle von ihnen waren bestechlich.
    ›Ein neuer Kunde‹, stellte Chest nach ein paar Sekunden fest. Diesen Weg hatten sie noch nie genommen.
    ›Ja. Er kommt von Nummer sechzig.‹
    Sie gaben ihren Abnehmern Nummern, denn sie merkten sich kaum Namen. Namen waren lediglich Ballast, eine absolut sinnlose Erfindung, welche die Illusion der Charaktere aufrechterhielt. Ziffern hingegen waren objektiv, zumindest, solange man nicht dem Irrtum verfiel, auch hier Eigenschaften anzusetzen.
    Sie erreichten eines jener Häuser, das etwas heruntergekommener war als die schönen weißen. Ein schmaler Pfad führte zum Hauseingang, gesäumt von riesigen, seit Ewigkeiten nicht mehr zurechtgeschnittenen Hecken. Hora trat an die Klingeln, suchte die Schilder ab und klingelte schließlich.
    »Ja?«, tönte es durch die Sprechanlage.
    Chest und Hora sahen sich nur stumm an. Ein paar Sekunden darauf ertönte das Surren und Hora stieß die Tür auf.
    Der neue Kunde wohnte im Erdgeschoss. Er sah gepflegt und wohlhabend aus, fast unmöglich makellos für diese Zeiten.
    Hora und Chest blieben zeitgleich stehen und starrten dem angeblichen Kunden in die Augen. Hora hielt noch immer die Eingangstür mit der Rechten offen. Eine Zehntelsekunde verging. Sie lasen die Wahrheit aus dem Blick ihres Gegenübers. Dann hatte Chest die Schlagringe an den Fäusten. Sie wirbelten herum und liefen los, kamen allerdings nicht weit.
    Der Pfad endete an einer weiteren Hecke – man konnte nur nach links oder rechts ausweichen. Und aus beiden Richtungen kamen schwarz vermummte Gestalten bedächtig auf sie zu, in den Händen Maschinenpistolen.
    ›Verfickte Scheiße‹, fluchte Hora in Gedanken, während sie vollkommen still Rücken an Rücken standen, jeder in eine Richtung blickend. Aus dem Wohnhaus schwärmten jetzt ebenfalls diese Gestalten hervor wie Ameisen aus ihrem Loch. ›Das sind mindestens hundert GP.‹ Hora kicherte. ›Wenn das mal keine Ehre ist! Welch ein Aufgebot!‹
    ›Hecke‹, erwiderte Chest.
    ›Dann wollen wir mal hoffen, dass da kein Zaun dahinter ist.‹
    Es war kein Zaun dahinter. Sie brachen durch das Geäst, landeten auf einer Wiese und rappelten sich auf. Erst, als sie losrannten, brach das Geknatter der Maschinenpistolen los. Ein sicheres Zeichen dafür, dass die Geheimpolizei noch immer erbärmlich langsam war.
    »Hört auf!«, brüllte jemand. »Ihr Idioten, hört auf! Ihr erschießt euch gegenseitig!«
    Und ein anderer schrie: »Das sind sie! Das sind die beiden Wichser! Keiner sonst kann sich so schnell bewegen! Findet sie! Ich bring euch alle um, wenn sie entkommen!«
    Hora kicherte, während sie im Schatten der Hausmauern rannten so schnell sie konnten.
    Ein surrender Ton erklang. Urplötzlich wurde es ringsum gleißend hell. Unzählige Scheinwerfer sprangen zeitgleich an und tauchten das Viertel in ein künstliches, gelbes Licht. Chest musste die Augen bedecken, stolperte deshalb und fiel. Er rollte sich ab, blieb einen Sekundenbruchteil sitzen und zwang sich, die Augen an die plötzliche Lichtflut zu gewöhnen. Als er auf die Beine kam und weiterrannte, war ihm Hora einige Meter voraus.
    Rechts tauchte eine kleine, knarrende Maschine auf, gerade einmal handtellergroß, die neben ihm herflog. Eine weitere kam von links.
    ›Libellen!‹, schrie Chest in Gedanken. Er legte einen Zahn zu. Die winzigen Drohnen blieben knapp hinter ihm zurück. Er bog an der nächsten Weggabelung nach rechts in eine Parkanlage ein. ›Wir müssen uns trennen‹, dachte er. ›Bis später. Abend für Abend.‹
    Hora kicherte. ›Bis später. Vergiss Nummer sechzig nicht.‹
    Plötzlich erfüllte ein neuer surrender Ton die Luft. Ihm flogen Kugeln um die Ohren. Chest warf sich ins Gebüsch, kam sofort wieder auf die Beine und rannte durch das Gehölz weiter. Er spürte die Äste und Dornen, die durch die Kleidung schnitten. Chest ignorierte sie, rannte einfach nur, während um ihn herum immer mehr Kugeln in die Erde einschlugen.
    Sterben oder überleben. Sterben. Überleben. Blutschuld. Überleben. Sterben. – Das war alles, was in seinem Kopf stattfand.
    Wenn er jetzt starb, war alles vorbei. Wenn er jetzt starb, würde er seine Seele auf ewig verlieren. Er durfte nicht sterben, bevor er getan hatte, was er tun musste. Er durfte einfach nicht sterben.
    Chest wurde noch schneller. Die Kugeln blieben einige Zentimeter zurück. Er wusste, dass er diese Geschwindigkeit nicht lange durchhalten konnte, ganz

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