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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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schleifte er ihn aus dem Zimmer und ins Bad. Chest folgte rauchend, lehnte sich in den Türrahmen und sah zu.
    Hora schubste Nummer sechzig in die Badewanne. Der Idiot ruderte mit den Armen, kippte hintenüber und schlug sich erneut den Schädel auf. Er sackte in der Wanne zusammen wie eine Marionette, war aber noch bei Bewusstsein.
    Wieder packte Hora zu, zog ihn hoch und verhakte sein Hemd in der Duschvorrichtung, sodass seine Füße jetzt einige Zentimeter über dem Boden hingen.
    Chest zog am Joint, inhalierte tief und beobachtete still.
    Hora hob die Linke, die Faust mit jenem Schlagring, welcher mit spitzen Zacken versehen war. Er hielt die Faust vor sich, als würde er für ein Foto posieren, und lächelte dabei Nummer sechzig fast freundlich ins Gesicht.
    ›Ein Lebender‹, sagte Hora in Gedanken.
    ›Ich habe heute schon einige auf dem Gewissen. Du bist dran.‹
    ›Abend für Abend‹, antwortete Hora.
    Seine Faust vollführte eine beinahe unscheinbare Bewegung mit der Hand in Richtung des Opfers. Die Bauchdecke von Nummer sechzig klaffte auseinander, die Gedärme purzelten wahllos heraus und hingen in Schlingen nach unten. Es sah aus, als hätte man einen Sack voller Garn aufgeschnitten.
    Nummer sechzig kreischte, sodass sich seine Stimme überschlug und schließlich erstarb. Sein Mund stand weiterhin offen. Man konnte nur noch ein leises Schaben hören, die Stimmbänder hatten kapituliert. Seine Augen waren Zeugen der Kollision von Irrsinn mit Wahrnehmung; wild kreisende Murmeln, die nicht bereit waren, hinzunehmen, was sich momentan als Erkenntnis offenbarte: Sein Körper verteilte seine Innereien.
    Hora senkte die Faust, trat zurück und drehte sich zu Chest um. Chest reichte ihm ihre Utensilien.
    ›Wir hätten besser aufpassen müssen‹, meinte Hora. ›Die SP waren ein Vorzeichen. Wir haben nicht darauf geachtet.‹
    Chest nickte nur. Nebeneinander setzten sie sich auf die Fliesen, rauchten ihr Harz und sahen dabei zu, wie Nummer sechzig verblutete.

11
     
    Tim steckte die Akten zurück in ihr zugehöriges Fach und wischte sich die staubigen Hände an der Hose ab. »Wie können Akten in einem Metallschrank verbrennen?«, fragte er.
    »Sie lagerten nicht in Schränken, sie lagen offen herum.«
    Er drehte sich zur Sekretärin um, die mit verschränkten Armen dastand, und runzelte die Stirn. »Warum?«
    Die ältere Frau sah grimmig aus, und das lag nicht allein an diesen schmalen, zu einem Strich verhärteten Lippen und dem strengen Zug um die Augen. Sie war alles andere als entzückt über die Störung, die Tim mit seinen Fragen darstellte. Sichtbar mühsam bezwang sie ihren Unmut.
    »Nun, wie ich erwähnt habe, waren die Schreiberlinge der Schülerzeitung dabei, den Jahresrückblick aufzusetzen. Zu diesem Zweck bedienen sie sich immer den Archiven, denn zumeist benötigen sie Informationen aus der Schulhistorie. Der Direktor erlaubt ihnen, die Unterlagen herumliegen zu lassen, damit sie diese nicht täglich neu heraussuchen müssen. Aus diesem Grund lagen die Akten auch zum damaligen Zeitpunkt frei herum.«
    Er nickte und ließ den Blick durch den großen Kellerraum wandern, drehte sich dabei einmal um die eigene Achse. Auf dem Konferenztisch, der sicher irgendwann aus einem der oberen Räume einem neuen hatte weichen müssen, lagen die von ihm kopierten Akten. Er versuchte, sich vorzustellen, wie hier alles mit herumliegenden Papieren übersät war, wie die Schüler an ihren Artikeln arbeiteten, und wie in der Nacht ein Feuer alles hinwegraffte.
    »Erzählen Sie mir mehr über die Ermittlungen«, sagte Tim und sah die alte Frau wieder an.
    »Wir hatten die Schulbehörde damals hier, Herr Jung. Können Sie das nicht alles selbst nachlesen?«
    Tim versuchte ein Lächeln. »Klar kann ich das. Aber ich höre es lieber von Ihnen, weil Sie ja dabei waren. Aus erster Hand sozusagen.«
    Die alte Frau erwiderte sein Lächeln. Sie sah aus wie ein weinender Harlekin, dem man die Mundwinkel nach oben gemalt hatte. »Das Feuer verzehrte sämtliche Akten, die herumlagen, sowie jene in den nicht geschlossenen Schubladen der Schränke. Natürlich haben wir Feuermelder, und so konnte die Feuerwehr einen größeren Schaden verhindern. Sie kam rechtzeitig, ehe das Metall der Spinde nachgeben konnte. Die Untersuchungen der Schulbehörde zeigten, dass die Schüler vergessen hatten, eine Kerze zu löschen. Sie muss heruntergebrannt sein und so die Papiere angesteckt haben.«
    Wieder sah Tim sich um. Die Vorstellung, in

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