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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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Finsternis, konnte aber nichts sehen. Der Singsang hatte aufgehört, es herrschte vollkommene Stille.
    Yannik lehnte den Kopf zurück gegen die Wand und zog die Beine fester an. Die Gelenke schmerzten, aber er hatte Angst, die Füße in die Dunkelheit hinauszustrecken. Er wartete darauf, dass der Singsang wieder begann. Als das selbst nach mehreren Minuten nicht passierte, spürte er eine jähe Ängstlichkeit.
    Seit er in dieser Finsternis zu sich gekommen war, saß er an die Wand gedrückt da und versuchte, unsichtbar zu sein. Jegliche Geräusche, die bisher ertönt waren, waren alles andere als beruhigend gewesen, und von wem auch immer sie stammten – Yannik wollte ihn nicht auf sich aufmerksam machen. Darum hielt er sich auch jetzt vollkommen still, bewegte nicht einmal einen Finger. Er atmete flach und spähte in die Dunkelheit.
    Irgendjemand hatte ihn entführt, und allem Anschein nach war er nicht das einzige Entführungsopfer. Da waren weitere Personen, zwei davon hatte er gesehen. Er hatte versucht, Kontakt aufzunehmen, allerdings völlig umsonst. Die eine Person, ein dickes Mädchen, hatte überhaupt nicht reagiert, der andere Typ hatte ihn sogar angefallen und gebissen. Und so merkwürdig das auch war, während dieses Angriffs hatte sich in Yannik ein unsägliches Verlangen nach Gegenwehr entwickelt. Falsch: Nicht allein nach Gegenwehr, vielmehr hätte er den Kerl am liebsten aufgegessen .
    Yannik fröstelte.
    Nichts passierte, nichts war zu hören oder zu sehen. Dennoch – der Singsang wurde nicht forgesetzt, und das war kein gutes Zeichen.
    War der Entführer wieder da? Man hörte und sah ihn nie kommen oder gehen, aber manchmal sprach er. Und ab und zu lachte er auch ein dämonisch klingendes, höhnisches Kichern, das einem unter die Haut ging.
    Yannik war kalt, so unendlich kalt.
    Wie schön es jetzt wäre, nach Hause zu kommen, in diese unordentliche Wohnung, in der ihre Sachen überall verstreut herumlagen. Seine Freundin war eine Chaotin, und so sehr ihn das immer aufgeregt hatte, genauso sehr wünschte er sich jetzt, dieses Chaos noch einmal sehen zu dürfen. Völlig genervt würde er ins Wohnzimmer gehen und sie auf dem Boden sitzend vorfinden, inmitten von Unterlagen, die über den Dielenboden verstreut waren. Das war ihre Art, Schulaufgaben zu korrigieren: Sie breitete die Blätter fächerförmig um sich herum aus, saß in deren Mitte im Schneidersitz und kritzelte abwechselnd in ein Notizbuch und auf die Examen. Als Deutschlehrerin war sie ein Ass, als Hausfrau eine Niete.
    Ob sie sich Sorgen machte? Hoffentlich nicht. Yannik wünschte sich aus ganzem Herzen, dass es ihr gut ging. Sie war so zerbrechlich, von so sensiblem Gemüt, auch wenn sie nach außen hin stark wirkte. Er wusste, dass ihre Gefühle sehr tief reichten, und dass sie ihr ganzes Leben auf ihn ausgerichtet hatte – wenn er nicht mehr wäre, würde sie das zerstören.
    »Hallo Yannik.«
    Er erstarrte. Der Sprecher war so nah, dass Yannik sich einbildete, eine Atemwolke zu spüren, die sein Gesicht streifte. Er kannte die Stimme, hatte sie schon oft gehört. Sie würde mit ihm sprechen, als sei er ein guter alter Bekannter, und anschließend würde der Sprecher ihm etwas sehr Schlimmes antun.
    Yannik, hör gut zu.
    Da war noch eine Stimme, sie sprach direkt in seinem Kopf mit ihm. Er ignorierte sie, genauso wie er Zeit seines Lebens alles ignoriert hatte, das nicht in sein Bild passte und unerklärlich war. Yannik konnte die Stimme nicht beachten, denn die Situation war auch ohne sie anstrengend und verwirrend genug.
    Er hatte oft gelesen, man würde es körperlich spüren, wenn die letzte Hoffnung schwindet. Jetzt spürte er es tatsächlich: Sie schwand mit der letzten Restwärme, die er in seinem Inneren gehabt hatte, dort, wo die ziehenden Schmerzen lagen. Die Hoffnung löste sich einfach so auf, ohne jede Vorwarnung.
    Der Sprecher würde ihn töten.
    »Du bist ein braver Junge, Yannik«, sagte die Stimme. Erneut streifte eine Atemwolke sein Gesicht.
    Hoffnung ist etwas für Versager , sagte die Stimme in seinem Kopf. Du musst mir jetzt zuhören. Du wirst der Einzige sein, der eine Nachricht nach draußen bringen kann. Du hast eine Verpflichtung all jenen gegenüber, die noch in dieser Hölle feststecken. Du musst diese Nachricht überbringen, und wenn du es mit deinem letzten Atemzug tust.
    Nein, dachte Yannik. Nein!
    »Ich habe dich ausgewählt, weil du ein braver Junge bist«, sagte die Stimme neben ihm, und im gleichen

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