Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
Augenblick packte jemand seine Handgelenke und hielt sie mit eisernem Griff umklammert.
Yannik stieß einen wimmernden Laut aus und strampelte mit den Beinen. Bevor er aber gezielt nach dem Sprecher in der Dunkelheit schlagen konnte, wurden seine Füße zu Boden gedrückt.
Das hat gar keinen Sinn , plapperte die Stimme in seinem Kopf. Gegen sie kannst du dich nicht wehren, Yannik. Sie sind dir überlegen. Darum ist es umso wichtiger, die anderen zu retten. Wirst du die Nachricht überbringen? Hast du einen starken Willen?
Etwas wurde um seine Arme gewickelt, wahrscheinlich Klebeband. Anschließend wurde Yannik an den Beinen nach unten gezogen, sodass er gerade dalag, die Hände über dem Kopf. Er versuchte, sich aufzusetzen, doch noch immer presste ihn ein undefinierbares Gewicht nach unten.
Konzentriere dich, Yannik! Höre mir zu!
Ein Rascheln war zu hören, vielleicht von Kleidung, dann spürte er einen Druck auf den Bauch. Saß da jemand rittlings auf ihm? Es fühlte sich so an. Im nächsten Augenblick packte eine Hand seinen Kiefer, quetschte seinen Mund gewaltsam auf, indem sich Finger schmerzhaft in seine Wangen gruben. Und dann spürte er Flüssigkeit, Unmengen an Flüssigkeit, die ihm direkt in den Mund gekippt wurden.
Yannik! Höre mir zu! Du musst die Täter entlarven! Ihre Namen sind ...
Etwas von der Flüssigkeit geriet in seine Speiseröhre. Prustend stemmte sich Yannik gegen die Person, die auf ihm saß, bäumte sich auf und hustete und keuchte und rang nach Atem, alles gleichzeitig. In seinem Kopf hämmerte ein unbeschreiblicher Schmerz.
»Schön trinken«, sagte derjenige, der auf ihm saß. »Immer schön trinken, Yannik-Junge. Brav sein, schön brav sein. Gluck, gluck, gluck. Nicht verschlucken. Einfach brav trinken.«
Aber Yannik konnte nicht schlucken, denn er drohte zu ersticken. Mit einer Kraft, die er in diesem Zustand für unmöglich gehalten hätte, bäumte er sich erneut auf, machte ein Hohlkreuz und drehte sich zur Seite hin weg. Die Person rutschte von ihm herunter. Yanniks Hände kamen frei, waren allerdings noch immer aneinandergebunden. Yannik setzte sich auf, hustete wie wild und zog die Beine an. Auch sie schienen zusammengebunden. Trotzdem stützte er sich mit den Händen seitlich ab und sprang in die Höhe. Jetzt galt nur noch eines: weg von hier.
Er sprang vorwärts in die Dunkelheit, als würde er Sackspringen. Yannik machte so große Hopser wie möglich und spürte, wie sich die Fesseln an den Knöcheln zu lockern begannen. Nach dem vierten Sprung waren sie bereits so lose, dass er das rechte Bein nach oben reißen konnte und damit freikam. Jetzt rannte er, so schnell er konnte in die Dunkelheit hinein.
Hinter sich hörte er Schritte, die aufholten. Der Entführer schien sehr schnell zu sein, schneller als Yannik selbst. Yannik spielte Fußball, seit er sechs Jahre alt war – er war in bester körperlicher Verfassung, doch die Entbehrungen durch die Entführung hatten ihn geschwächt.
»Lauf, Forrest, lauf«, rief der Verfolger hinter ihm her. Seinen Worten ließ er das Kichern folgen, das Yannik schaudern ließ.
Das ist wirklich unschön , sagte die Stimme in seinem Kopf. Sehr unschön, Yannik. Nicht sehr würdevoll.
»Hab ihn!«
Die Stimme kam urplötzlich von vorne. Noch ehe sie verklungen war, traf etwas Yanniks Stirn mit solcher Wucht, dass er rückwärts umfiel. Er schlug mit dem Hinterkopf auf, ruderte mit den Armen und Beinen und merkte erst, dass er auf dem Boden lag, als ihn jemand an den Armen packte und nach unten drückte.
»Du bist out«, sagte die Stimme mit einem amüsierten Unterton.
Yannik konnte sich nicht bewegen. Der Schlag auf den Kopf brachte ihn nahe an eine Ohnmacht, doch er zwang sich, bei Bewusstsein zu bleiben. Erneut setzte sich die Person auf ihn, dieses Mal jedoch blieb die Flüssigkeit aus. Stattdessen wurde ihm der Pullover nach oben geschoben, sodass Yannik kühle Luft auf der blanken Haut spürte.
»Wie ...«, murmelte Yannik benommen.
»Wie ich vor dir sein konnte, wo ich doch gerade noch hinter dir gewesen bin?« Die Person auf ihm hielt inne. »Das hier ist mein Spiel, Yannik-Freund. Alles hier unterliegt meiner Phantasie und Geisteskraft, und nichts – hörst du? Gar nichts! – kann daran etwas ändern. Und nun, Yannik-Freund, halte still, damit wir die Sache beenden können.« Die Person beugte sich nach unten, so nah, dass Yannik den nach Rauch stinkenden Atem riechen konnte. »Sei unbesorgt: Ich werde dich nicht
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