Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venus 01 - Piraten der Venus

Venus 01 - Piraten der Venus

Titel: Venus 01 - Piraten der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
Vom Netzwerk:
sprachen über an dere Dinge, als wir plötzlich die Stimme des Ausgucks hörten: »Voo notar!« (»Ein Schiff!«) Wir rannten auf das Turmdeck und erblick ten die Aufbauten eines fremden Schiffes über dem Horizont.
    Aus irgendeinem Grunde sind die Sichtverhältnisse auf der Venus stets sehr gut. Trotz der Feuchtigkeit der Atmosphäre sind Bodennebel selten. Vielleicht liegt das an der Strahlung des selt samen Elements im Boden der Venus, das auch die mondlosen Nächte erhellt; ich wußte es nicht.
    Jedenfalls war das Schiff deutlich zu sehen, und an Bord der SOFAL wuchs die Spannung. Hier winkte eine zweite Prise, und die Männer waren begierig, das Schiff anzugreifen. Sie begannen begeistert zu brüllen, als wir den Kurs änderten und auf unser Opfer zuhielten. Waffen wurden ausgegeben und die Bugkanone und die beiden Turmkanonen gefechtsklar gemacht. Die SOFAL pflügte mit voller Geschwindigkeit durch das Wasser.
    Als wir uns dem anderen Schiff näherten, sahen wir, daß es etwa die gleiche Länge hatte wie die SOFAL und daß es thoristische Insignien trug. Unsere Beobachtungen ergaben, daß wir ein bewaffnetes Handelsschiff vor uns hatten.
    Mit Ausnahme der Bedienungsmannschaften der Kanonen ver sammelten sich alle Männer im unteren Deckshaus, denn ich be absichtigte unser Husarenstück zu wiederholen und das unbe kannte Schiff zu entern. Wieder wurden ausführliche Befehle erteilt, so daß jeder die Aufgabe kannte, die er übernehmen mußte, und wieder wurde die Parole ausgegeben, unnötiges Morden zu vermeiden. Wenn ich schon ein Pirat sein mußte, wollte ich we nigstens human bleiben.
    Ich hatte Kiron, Gamfor und andere Amtorier über thoristische Kriegsschiffe und den Seeverkehr auf der Venus ausgefragt und wußte schon eine ganze Menge darüber. Zum Beispiel war mir be kannt, daß ein Kriegsschiff jederzeit ein Handelsschiff durchsuchen konnte. Auf diese Regel gründete sich meine Hoffnung, daß wir unsere Enterhaken über die Reling des anderen Schiffes wer fen konnten, ehe man drüben etwas von unserer Absicht ahnte.
    Als wir in Rufweite waren, ließ ich Kiron den Befehl hinüberbrüllen, die Maschinen zu drosseln, da wir eine Durchsuchung vor nehmen wollten. Doch im gleichen Augenblick türmte sich das erste Hindernis vor uns auf – ein Hindernis in der Form einer Flagge, die plötzlich am Bug des verfolgten Schiffes gehißt wurde. Das Zeichen sagte mir nichts; Kiron und die anderen Thoristen an Bord schienen es aber zu kennen.
    »So leicht kommen wir nicht hinüber«, sagte Kiron. »Drüben ist ein Ongyan an Bord, und das stellt das Schiff von der Durch suchung frei. Wahrscheinlich bedeutet die Anwesenheit des Ongyans auch, daß sich ein größerer Trupp Soldaten an Bord befin det.«
    »Wessen Freund?« fragte ich. »Deiner?« Das amtorische Wort ›Ongyan‹ bedeutete ›guter Freund‹.
    Kiron lächelte. »›Ongyan‹ ist ein Titel. Es gibt etwa hundert Klongyan in der Oligarchie, und einer von ihnen befindet sich drüben an Bord. Man kann sie zweifellos als große Freunde be zeichnen – aber sie sind nur mit sich selbst befreundet. Sie be herrschen Thora und sind tyrannischer als jeder Jong.«
    »Was werden unsere Leute davon halten, ein Schiff mit einer derart hochstehenden Persönlichkeit an Bord zu überfallen?«
    »Sie werden sich streiten, wer die Ehre haben soll, den Burschen zu töten.«
    »Sie dürfen ihn nicht umbringen«, sagte ich. »Ich habe einen besseren Plan.«
    »Wir werden sie kaum zurückhalten können, wenn der Kampf begonnen hat«, erwiderte Kiron. »Das hat bisher noch kein Offi zier geschafft. In den alten Tagen – in den Tagen der Jongs – herrschte noch Ordnung und Disziplin. So etwas gibt es heutzu tage nicht mehr.«
    »Du irrst dich, an Bord der SOFAL herrscht Ordnung und Disziplin«, widersprach ich ihm. »Komm, ich werde zu den Männern sprechen.«
    Gemeinsam betraten wir das untere Deckshaus, in dem der größte Teil der Mannschaft versammelt war und auf den Befehl zum Angriff wartete. Ich sah mich etwa hundert rauhen und kampferfahrenen Burschen gegenüber, deren Bildung sich auf ein Minimum beschränkte. Ich war zu kurze Zeit ihr Kommandant gewesen , um ihre Gefühle mir gegenüber zu kennen, aber ich mach te mir klar, daß es bei ihnen keinen Zweifel darüber geben durfte, wer der Kapitän des Schiffes war, unabhängig davon, was sie von mir halten mochten.
    Kiron hatte die Männer zum Schweigen gebracht, die mich nun anstarrten. Ich begann zu sprechen: »Wir

Weitere Kostenlose Bücher