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Venus 02 - Auf der Venus verschollen

Venus 02 - Auf der Venus verschollen

Titel: Venus 02 - Auf der Venus verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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stehenbleiben durfte, wenn ich nicht auffallen wollte.
    Soweit ich Skor kannte, mußte sich das Mädchen bei ihm be finden und so kam es also darauf an, den Palast des Königs ausfindig zu machen. Wenn ich nur einen der Fußgänger nach dem Weg hätte fragen können! Aber das wagte ich doch nicht, denn es konnte gefährlich sein, in dieser Stadt nicht zu wissen, wo der Palast des Jong lag.
    Zwei Männer kamen mir entgegen und im Vorbeigehen be merkte ich ihre schmutzige und zerfetzte Kleidung. Sie blieben einen Augenblick stehen und starrten mich an, gingen dann aber doch weiter.
    Ich begriff, daß mein sauberer Lendenschurz, mein Schmuck und mein energischer Schritt zu auffällig waren. Ich mußte mich verkleiden, was jedoch leichter gesagt als getan war.
    Ich kehrte in das wenig einladende Haus zurück, das ich eben verlassen hatte, denn ich erinnerte mich an einige alte Lumpen und abgelegte Kleidungs­stücke, die ich dort gesehen hatte und die mir vielleicht nützen konnten.
    Wenige Minuten später hatte ich die saubersten der Klei dungsstücke angelegt und trat wieder auf die Straße hinaus. Um die Täuschung vollkommen zu machen, begann ich mit ge beugtem Kopf dahinzuschlurfen.
    Wieder kamen mir Fußgänger entgegen, die sich allerdings nicht mehr besonders für mich interessierten. Da wußte ich, daß meine Verkleidung ausreichte und ich jetzt dem äußeren An schein nach einer von den zahlreichen Toten war, die diese Stadt bevölkerten.
    In einigen Häusern brannten schwache Lampen. Geräusche waren nicht zu hören; niemand sang, niemand lachte. Irgendwo in dieser Stadt des Schreckens war Nalte gefangen. Daß ein derart liebliches Wesen diese verkommene Luft atmen mußte, war allein schon unvorstellbar; hinzu kam, daß ihr Leben an einem seidenen Faden hing.
    Wenn Skor in der Stadt war, nahm er ihr in einem wahn sinnigen Wutanfall vielleicht das Leben – aus Rache dafür, daß sie ihm einmal entkommen war. Ich hoffte jedoch, daß er sich gerade in seinem Landschloß aufhielt und daß seine Gefolgsleute Nalte gefangenhielten, bis er in die Stadt zurückkehrte. Aber wie konnte ich mir Gewißheit verschaffen?
    Ich wußte, daß es gefährlich war, irgendeinen der Einwohner dieser Stadt zu fragen, kam jedoch schließlich zu der Überzeugung , daß es keine andere Möglichkeit gab, wenn ich Skors Haus schnell finden wollte.
    Ziellos wanderte ich umher. Nichts deutete daraufhin, daß ich mich einem besseren Stadtteil näherte – einem Stadtteil, in dem sich der Palast des Jong befinden mochte. Die Häuser waren ausnahmslos niedrig, düster und verkommen.
    Ich erblickte einen Mann an einer Straßenkreuzung und blieb vor ihm stehen. Er blickte mich aus glasigen Augen an.
    »Ich bin vom Wege abgekommen«, sagte ich.
    »Wir sind alle vom Wege abgekommen«, erwiderte er un deutlich.
    »Ich kann das Haus nicht finden, in dem ich wohne.«
    »Geh doch in irgendein Haus; was macht das schon für ei nen Unterschied?«
    »Ich möchte aber in mein eigenes Haus.«
    »Na, dann such es doch! Wie soll ich wissen, wo es liegt, wenn du es nicht weißt?«
    »Es liegt neben dem Haus des Jong«, sagte ich.
    »Dann geh doch zum Haus des Jong«, sagte er unfreundlich.
    »Und wo ist das?« fragte ich im gleichen Tonfall.
    Er deutete die Straße hinab, der ich bereits gefolgt war, wandte sich um und schlurfte davon. Ich setzte mich wieder in Bewegung, und obwohl ich mein Ziel möglichst schnell erreichen wollte, wagte ich meine Schritte nicht zu beschleunigen, sondern schlurfte nur müde dahin, wie ich es bei den anderen gesehen hatte.
    Irgendwo vor mir lag der Palast Skors, des Jong von Morov , der Palast, in dem ich Nalte finden würde. Aber wenn ich sie gefunden hatte – was dann?
     
    16
    Skors Palast war ein dreistöckiges Gebäude, das in seiner dü steren Häßlichkeit der Waldfestung ähnelte, aus der wir ge flüchtet waren, wenn es auch wesentlich größer war. Seine Wir kung wurde weiter dadurch beeinträchtigt, daß es nicht frei stand, sondern die verkommenen Behausungen fast unmittel bar an seine Außenmauern grenzten. Vor dem großen Tor stand ein Dutzend Wächter.
    Langsam schlurfte ich an dem Tor vorbei und beobachtete die Szene aus den Augenwinkeln. Es schien sinnlos, sich hier Einlaß zu verschaffen. Die Wächter waren zu zahlreich. Wel chen Grund konnte ich außerdem angeben? Welchen Grund würden sie akzeptieren und mich durchlassen?
    Ich mußte mir etwas anderes einfallen lassen und erst wenn mir das nicht gelang,

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