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Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Titel: Venusblut - Schreiner, J: Venusblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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Charakter. Niemals würde sie sich mit einem Vielleicht zufrieden geben, niemals mit einem Verdacht. Sie wollte Gewissheit. Ein Schlag gegen ihr Ego war besser als ein Vielleicht, dass zu einem »Ja« hätte werden können, wenn sich nur einer von beiden Interessierten getraut hätte.

    Obwohl unsterblich und voll fremder Lebensenergie war die vergangene Nacht dem Führer der Schatten deutlich anzusehen. Den ganzen Tag lang hatte er sich in seinem dunklen Versteck hin- und hergewälzt, zum ersten Mal in seinem langen Leben schlaflos. Immer wieder hatte sich Judith in seine Gedanken und Träume gestohlen – und in seine Emotionen. Er hatte sie unter sich gespürt, ihren schlanken Körper unter seinem, sich windend und um Freiheit kämpfend, an ihn pressend, gegen ihn stemmend und doch in einem Tanz mit ihm vereint, der beide Leiber zu einem verschmelzen ließ. Ihre Schmerzensschreie und entzückten Seufzer hatten ihn immer wieder aus seinen kurzen Erinnerungen an Claire gerissen. Hatte er sich Judiths Seufzer nur eingebildet, ihre Hingabe?
    Er hatte sie genommen wie ein wildes Tier, wie eine reißende Bestie in Besitz genommen; gekommen, um zu beißen und zu verschlingen. Ihr Körper war mit roten Abdrücken seiner Zähne, Zeichen seiner Grausamkeit und Inbesitznahme, übersät. – Etwas, wozu er nicht das geringste Recht gehabt hatte.
    Joel spürte, wie die letzten für ihn gefährlichen Strahlen der Sonne verschwanden und setzte sich auf. Niemals zuvor hatte er sich so schuldig gefühlt. Wie sehr mussten die Bisse heute brennen und schmerzen? Wie sehr Judith leiden?
    Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen und wünschte sich das Vergessen des Erwachens zurück. Die süße Leere in seinem Geist, wenn er mit der Finsternis verschmolz. Doch die einzige Finsternis lauerte in ihm, in den Tiefen seinerSeele. Er hatte sie nicht unter Kontrolle und würde sie vermutlich auch weiterhin nicht unter Kontrolle haben, wenn es um Judith ging, und irgendwann würde er die junge Frau zerreißen. Oder ihren Geist vollständig brechen. Etwas, was er unter allen Umständen verhindern musste!
    Joel setzte sich auf und wunderte sich. Er hätte sich müde fühlen müssen und ausgelaugt, ein Dauerzustand seit Mornas Tod, aber das Gegenteil war der Fall: Er war bereit für neue Taten.
    Leise grollend setzte er sich in Bewegung und beschloss – seines Gewissens eingedenk – noch einmal Judiths Wohnung nach einem Hinweis auf Magnus Verbleib oder auf das Elixier zu durchsuchen. Wenn er nichts fand, konnte er sie immer noch Xylos überlassen, damit dieser ihr Informationen entlockte.
    Später!

    Judiths Wut war ebenso verraucht wie ihre Entschlossenheit.
    Joel hatte all ihre Träume aufgeboten, um sie milde zu stimmen und ihr einen angenehmen Gefängnisaufenthalt zu verschaffen – und es funktionierte. Ohne störende Insekten, belästigende Verkäufer und andere Touristen war das surrealistische Paradies – ein Paradies mit Grenzen – ein traumhafter Ort an dem sie eine innere Ruhe fand, die fast schon bedenklich war.
    Ein Meer ohne Fische, ein Wasserfall ohne rutschige Steine und gemeingefährliche Fallen. Ein Bachlauf mit herrlichem, klarem Trinkwasser. Ein Picknickplatz, an dem ihre Lieblingsspeisen für sie bereit standen und sich von selbst auffüllten. Schlaraffenland meets Traumwelt.
    Missmutig schob sie eine Liane zur Seite und kämpfte sich die leicht rutschige Steigung nach oben. Vor wenigen Minuten war ein wahrer Sturzbach vom Himmel gefallen mit Tropfen, die so groß waren, dass sie beim Auftreffen auf dem Körper beinahe schmerzten. Nun war der Boden durchnässt und matschig, obwohl die Sonne, oder das, was ihr vorgaukelte die Sonne zu sein, bereits wieder heiß vom falschen Himmel brannte.
    Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare und wünschte sich Sekunden später, sie hätte es nicht getan. Zu spät hatte sie den roten Lehm gesehen, der noch von ihrem letzten Sturz an ihren Fingern klebte. Wütend versuchte sie die angetrocknete Erde an ihrer improvisierten Kleidung abzuwischen, doch sie blieb hartnäckig wo sie war. Vermutlich auch in ihren Haaren.
    Sie nahm die andere Hand zur Hilfe und es gelang ihr, einige kleinere Erdbrocken aus ihrem hellen Haar zu knibbeln. Dann erinnerte sie sich an ihren Plan und schüttelte gedankenverloren den Kopf. Ein Umstand, der mehr Erdeaus ihren Haaren beförderte als ihr vorangegangener Versuch.
Völliger Blödsinn
, dachte sie, machte sich aber wieder auf den Weg.
Als wenn er mich

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