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Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Titel: Venusblut - Schreiner, J: Venusblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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hielt ihn in Schach. Er wollte sie nicht überrumpeln, keine Schwäche ausnutzen und keine Verwirrung. Er wollte sie ganz – oder gar nicht.
    »Damit wären all meine Gründe wohl ein für allemal unmissverständlich geklärt«, meinte er, machte auf dem Absatz kehrt und ließ Maeve schockiert zurück.

29
    Judith sprang auf, als Joel in ihrem Zimmer erschien. Die Mischung aus Erschrecken und Freude auf ihrem Gesicht erlosch, als sie seine Miene sah, und machte einer so allumfassenden Angst Platz, dass sie kaum noch atmen konnte.
    Als der Vampir wortlos zu ihr trat und sie tröstend in seine Arme zog, schossen ihr Tränen in die Augen und sie kuschelte sich haltsuchend an ihn. Ihr Vorsatz, Joel nach den Fakten zu fragen, scheiterte, weil sie keinen einzigen Ton herausbekam. Ihm schien es ebenso zu gehen, denn es vergingen einige Minuten, bevor er sie ein Stückchen von sich schob – sie aber nicht gänzlich aus seiner Umarmung entließ – und ihr ins Gesicht sah. »Ich habe deinen Vater gefunden, er ist tot.«
    »Tot? Aber wie …?« Wieder versagte Judiths Stimme. Sie hatte es gewusst. Seit Tagen hatte sie es gewusst, dass er ihre Mutter nicht überleben wollte und würde – trotzdem war die Realität ein Schock; ihre Gefühle unkontrollierbar und nicht rational. Ganz anders der andere Teil von ihr, der Teil, den sie seit Tagen in sich spürte, rationaler, wissender. »… Vampire zerfallen doch zu Staub, oder?«
    »Das, was er gestohlen hat … Er muss es für sich selbst genutzt haben … hat sich selbst wieder menschlich gemacht …«
    »… und ist dann umgebracht worden?«, riet Judith.
    »Nein, er hat sich vergiftet.«
    Judith starrte den Vampir an und schüttelte ungläubig den Kopf. Doch trotz dieser Verneinungsgeste ergab es jetzt einen Sinn. Dass er ihrer Mutter nicht geholfen, sie nicht verwandelt hatte; dass er seiner Tochter – vielleicht sogar allen beiden – einen Vampir zur Seite stellte, der sie schützen und lieben sollte und… Judith lief ein Schauer über den Rücken, als sie daran dachte, wie umfassend seine letzten Pläne gewesen sein mussten.
    Trotz ihrer Trauer schaltete nun auch ihr Gehirn auf Logik und drängte danach,sich erst einmal dem wichtigsten Problem anzunehmen. Für die Verarbeitung des Verlustes war später noch Zeit.
    »Du sagst, er hat das Artefakt selbst angewandt? Was ist es und was tut es?«
    Einen Moment lang sah es so aus, als wolle Joel sie wieder mit Ausflüchten abspeisen, doch schließlich nickte er – immer noch einen seltsam zärtlichen Ausdruck im Gesicht – und führte sie zu ihrer Couch.
    Joel rang mit sich selbst. Jahrhundertelang hatte er nach den Regeln der Vampirgesellschaft – nach Mornas und Maeves Regeln – gelebt, selbst vor seiner Verwandlung in einen Vampir war er stets misstrauisch gewesen, hatte nur ein einziges Mal einer Frau vertraut. Doch nun stand Judith vor ihm, ihm ausgeliefert, ohne Ahnung von dem komplizierten Netz, das ihr Vater um alle Beteiligten gewoben hatte, und sah ihn so vertrauensvoll an, dass es ihn bis tief in seine Seele rührte.
    Und mit einem Mal sprudelten Erklärungen, Zusammenhänge und Regeln der Vampirgesellschaft aus ihm heraus, Worte, über die er nicht groß nachdenken musste, Zusammenfassungen der letzten Geschehnisse. Er erzählte von den Vampirkriegen, die es vor Morna und Maeve gegeben hatte. Davon, wie die Hexe und ihre Schwester die Macht übernommen und die magischen Perlen als Aufenthaltsort für die Vampirgeliebten erschaffen hatten, um so der Prophezeiung zu umgehen, die der Hexe einen Tod durch eine Vampirin vorhergesagt hatte. Er ließ auch den Fluch der Hexe, den sie über Edward verhängt hatte nicht aus – und das Sofia, die heimlich erschaffene Vampirin, ihn erlöst hatte. »Und danach ist alles zum Teufel gegangen. Morna ist tatsächlich gestorben und plötzlich war die Unsterblichkeit der Vampire weg. Ich denke, die einzige Chance der Vampire, sie wieder zu erlangen ist das Artefakt, das Magnus gestohlen hat.« Er beschrieb ihr die Pläne der Königin zur Rettung der Vampire, ihren Versuch die Perlen abzuschaffen und ihre Hoffnung, die Frauen bald befreien zu können, ohne das sie dadurch starben.
    »Und weil die Befreiung bisher nicht möglich ist, beziehungsweise die Befreiung tödlich endet, kann ich dich nicht hier raus lassen – es wäre dein Tod.«
    Obwohl ihm wegen der Beichte eine Last von seinem Gewissen fiel, wagte er es nicht, Judith anzusehen. Wie mochte eine Frau, die gerade von

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