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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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nehme an, dein Handy war in deiner Tasche. Und meins ist in meiner
Jacke, und die ist …“ Endlich löste ich mich von ihm und sah ihn stirnrunzelnd
an. „… unten in meinem Auto“, vollendete er den Satz, und ich stöhnte leise
auf.
    „Wer
vergisst denn bei diesen Temperaturen seine Jacke?“, fragte ich dümmlich, bevor
es mir wieder einfiel. „Richtig. Du trägst die ja nur zur Dekoration.“
    „Um
nicht aufzufallen“, verbesserte Rasmus mich mit einem schwachen Grinsen. „Und
als ich hier ankam, hatte ich Wichtigeres im Sinn.“
    „Aber
dann bleibt uns ja nichts anderes übrig, als doch hinunterzuklettern, oder?
Hier ist nämlich ein menschliches Wesen, das holt sich den Tod, wenn es die
ganze Nacht im Freien hockt. Und außerdem habe ich keine Lust, den
durchgeknallten Typen zu begegnen, die mich hergebracht haben.“
    Er
schüttelte den Kopf. „Es ist zu gefährlich“, erwiderte er nachdrücklich. „Ich
gehe, und du wartest hier auf mich.“
    „Ähm
… klar .“
    „Das
ist mein Ernst. Tut mir leid, ich weiß keine andere Möglichkeit. Vor wenigen
Monaten, vor ein paar Wochen hätte ich hier noch gefahrlos freihändig
runterklettern können und dich gleichzeitig tragen.“ Die Bitterkeit in seiner
Stimme erinnerte mich daran, was er mir am Vortag erzählt hatte: dass Gefallene
Tag für Tag mehr von ihrer überirdischen Kraft einbüßten, und dass manche von
ihnen darüber den Verstand verloren. In diesem Moment bekam ich eine Ahnung
davon, wie quälend diese wachsende, ungewohnte Ohnmacht sein konnte.
    Allerdings
war das immer noch kein Grund, wahnwitzige Dinge vorzuschlagen. „Und wenn die
Typen hierher zurückkehren, während du weg bist?“, fragte ich fassungslos.
    „Es
gibt nur einen einzigen Weg hier hinauf, und den werde ich gehen. Die werden
wohl kaum die Steilwand hochkommen, das würde selbst ich nur schwer schaffen.“
    „Du
meinst, sie werden dir hoffentlich direkt in die Arme laufen? Bist du verrückt?
Du weißt doch nicht, wie viele das sind, und bewaffnet sind sie wahrscheinlich
auch!“
    Rasmus
zuckte die Achseln. „Und?“
    Verflixte,
verfluchte Engelsarroganz.
    „Schön,
aber woher willst du wissen, dass es dir nicht als Rettung angerechnet wird,
wenn du dich mit ihnen anlegst?“, erkundigte ich mich raffiniert.
    „Das
weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass es auf jeden Fall eine Rettung geben wird,
wenn du jetzt mit mir hier im Finstern auf den nassen Felsen herumkletterst“,
hielt er nicht weniger raffiniert dagegen.
    Ich
gab meine Listigkeit auf und steuerte trotzig wieder auf den Felsvorsprung zu.
„Ich lass dich jedenfalls nicht alleine gehen.“
    Offenbar
hatte Rasmus ebenfalls genug vom geistreichen Debattieren. „Du bleibst verdammt
noch mal hier!“ Er stellte sich mir in den Weg, und zwar so dicht, dass ich den
Kopf zurücklegen musste, um ihm störrisch in die Augen zu schauen. Ich hatte
erwartet, ihn wütend zu sehen, doch sein Gesichtsausdruck ging in eine völlig
andere Richtung.
    „Pass
auf“, begann Rasmus eindringlich, „ich hätte gerade fast dabei zugesehen, wie
du in den Tod stürzt. Zum zweiten Mal konnte ich nur nutzlos
dabeistehen, während du in Gefahr warst. Würdest du mir ein drittes Erlebnis
dieser Art bitte ersparen? Das ist nämlich – das ist nicht …“
    Er
brach ab und sah mich abwartend an, aber ich rührte mich nicht von der Stelle.
Dann, ohne die kleinste Vorwarnung, beugte er sich zu mir herunter und küsste
mich.
    Ich
hatte zwei Nächte direkt neben ihm verbracht, und er war ein beinahe perfekter
Gentleman gewesen … doch nun schien Rasmus seine Selbstbeherrschung aufgegeben
zu haben. Ich vergaß, dass wir uns in schwindelerregender Höhe befanden, und
auch, dass womöglich ganz in der Nähe ein händereibender Finsterling in einem
Versteck hockte, der wer weiß was mit mir vorhatte. Im Moment wurde ich ganz
und gar von der Frage eingenommen, was Rasmus mit mir vorhatte, als er
mich in die Höhle schob und dort gegen die Felswand drängte. Er nahm mein
Gesicht zwischen seine Hände und fuhr mit den Daumen meine Wangenknochen
entlang; dann strich er langsam über meinen Hals und meine Schultern, während
er mich mit solcher Ernsthaftigkeit küsste, dass es mir den Atem verschlug. Ich
hatte mich an seiner Taille festgehalten, aber Rasmus umfasste nun meine
Handgelenke, schob mir die Arme hinter den Rücken und hielt sie dort zusammen,
als wollte er eine etwaige Gegenwehr unmöglich machen. Aber natürlich leistete
ich keine

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