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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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was bei eurem
Date letzte Woche vorgefallen ist, aber ich weiß, dass er sich danach eine
Weile nicht blicken gelassen hat und dass du am Boden zerstört warst. Und als
der Typ dann wieder aufgetaucht ist, hat er dich behandelt wie Luft. Jetzt
beschließt du ernsthaft, dass du mit ihm befreundet sein willst? Bist du noch
ganz bei Trost?“
    „Das
lass bitte meine Sorge sein“, antwortete ich steif.
    Lautstark
schob Sam seinen Stuhl zurück und stopfte zugleich seine Hefte in den Rucksack.
„Ich … muss nur kurz was holen“, behauptete er, aber er sah mich dabei nicht
an, und es klang, als hätte er eigentlich mit sich selbst gesprochen. Dann
verließ er den Raum, ohne sich noch einmal nach mir umzudrehen.
     
    Mit
meiner Laune stand es nicht zum Besten, als ich die überfüllte Cafeteria
betrat. Nach meinem Streit mit Sam hatte ich mich kein bisschen auf die
Klausurverbesserung konzentrieren können, und auch die Lateinübersetzung, die
ich mir stattdessen vorgenommen hatte, war mir schwerer gefallen als
gewöhnlich. Trotzdem hatte ich mich dazu gezwungen, wenigstens diese eine Sache
ordentlich zu erledigen, sodass die Pause schon halb vorüber war, bis ich
endlich mein Mittagessen erhalten hatte. Mit dem vollen Tablett in den Händen
schaute ich mich nach Jinxy um – und als ich sah, mit wem sie beisammensaß,
sank meine Stimmung auf den Gefrierpunkt. (Was merkwürdigerweise nicht
bedeutete, dass mir kalt war. Im Gegenteil.)
    „Lily!“,
rief Rasmus zu mir herüber und breitete einladend die Arme aus. „Gesell dich zu
uns Kindern der Nacht! – Übrigens“, fügte er mit gedämpfter Stimme hinzu,
nachdem ich nähergekommen war, „wenn du jemanden brauchst, dem du deine
morbiden Gedanken anvertrauen kannst … ich bin für dich da.“
    „Was
bin ich froh, dass es heute Spinat gibt!“, rief ich statt einer Antwort
überschwänglich aus und knallte mein Tablett auf die Tischplatte.
    „Besonders
die Stelle mit den verführerisch schmalen Augen des Todes fand ich sehr
ansprechend. Wie kommt man bloß auf so was?“
    „Dabei
ist Spinat gar nicht so gesund, wie es immer heißt. Der Irrglaube, dass er so
viel Eisen enthält, rührt möglicherweise von einem Kommafehler bei der Angabe
der Inhaltsstoffe her.“
    „Lily
mag es irgendwie nicht, wenn man sie für absonderlich hält“, wandte sich Jinxy
in vertraulichem Ton an Rasmus.
    „Ich
kann bloß nicht fassen, dass Professor Scott schon wieder so begeistert von
deiner Arbeit war“, meinte ich unwirsch, während ich an der Schuhsohle
herumsäbelte, die aus irgendeinem Grund in meinem Spinat schwamm. „Du hast da
wohl einen richtigen Fan gewonnen.“
    „Nur
kein Neid“, sagte Rasmus und strich sich demonstrativ eine nicht existierende
Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich bin ja nicht umsonst dein Nachhilfelehrer.“
    „Ich
wüsste zu gern, auf welche Erfolge sich diese Aussage stützt“, brummte ich.
„Übrigens, ich habe gehört, wie der Prof. dein Talent für
Personenbeschreibungen gepriesen hat. Also – wen hast du eigentlich
beschrieben?“
    Sorgfältig
legte er das Besteck auf seinem leeren Teller ab, sodass Messer und Gabel genau
parallel zu einander ausgerichtet waren. „Patrick Star“, sagte er dann.
    „Tatsächlich!“
    „Aber
ja. Aus irgendeinem Grund ging mir sein geblümtes Höschen heute während der
Englischstunde einfach nicht aus dem Kopf.“
    Ich
funkelte Rasmus gereizt an, bevor ich verlangte: „Lass es mich lesen!“
    „Wieso?“
    „Wer
weiß, vielleicht kann ich noch was daraus lernen?“
    „Tja“,
antwortete er gedehnt, „ich wollte dieses Thema eigentlich vermeiden, aber
allmählich sollten wir uns über eine Bezahlung meiner Dienste als dein Lehrer
unterhalten.“
    „Na
schön, was willst du dafür?“
    Einen
Moment lang sah er mich so durchdringend an, dass ich direkt fühlen konnte, wie
sich mein Blut bereit machte, in meine Wangen zu schießen. Dann sagte er
allerdings nur: „Gib mir deinen Nachtisch.“
    „Niemals!“,
rutschte es mir heraus. „Heute gibt es Vanillepudding, und zufälligerweise
liebe ich Pudding über alles.“
    „Wirklich
über alles?“, erkundigte er sich in demselben lauernden Tonfall, den ich schon
von unserem vorabendlichen Intermezzo an der Haustür kannte.
    Ich
schluckte hörbar. „Ja, ganz recht. Nichts geht bei mir über Pudding.“
    Rasmus
lehnte sich wieder zurück. „Das ist schade“, meinte er und ließ einen
Flaschendeckel beiläufig zwischen den Fingern kreiseln. „Dann

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