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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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geschlungen hatte, ließ ich ihn wieder los und
machte einen Satz nach hinten. „Oh, tut mir leid! Hast du … sind sie geprellt,
oder –“
    Als
er zu grinsen anfing, schoss mir das Blut in die Wangen. „War doch nur ein
Scherz“, beruhigte er mich. „Mir fehlt überhaupt nichts. Ist allerdings
interessant zu erleben, wie sich deine schroffe Ruppigkeit spontan in schroffe
Zärtlichkeit verwandeln kann, wenn du dir um jemanden Sorgen machst.“
    „Das
wechselt mindestens ebenso schnell zurück“, erwiderte ich und hörte mich dabei
nicht halb so schnippisch an, wie ich es mir gewünscht hätte. „Jedenfalls bin
ich froh, dass es dir gut geht. Dass es euch gut geht, also euch dreien, meine
ich.“
    „Aha.
Ich fürchte bloß, Tom ist gerade von seinen Eltern abgeholt worden, aber
vielleicht kannst du deine Umarmung doch noch anbringen, wenn du ihnen ganz
schnell –“
    „Was
ist denn nun eigentlich geschehen“, fiel ich ihm ins Wort, „und wie kommt es,
dass nur der Trainer schwerer verletzt wurde?“
    Sofort
wurde Rasmus ernst. „Ich weiß gar nicht genau, wie es passiert ist. Tom, Eric
und ich haben geschlafen, als ein Laster schräg in das Auto hineingekracht ist
und es auf der Beifahrerseite total eingedrückt hat … ich denke mal, der Fahrer
ist am Steuer eingedöst. Wir auf der Rückbank sind fast völlig verschont
geblieben, bloß Eric auf dem Platz ganz rechts hat ein bisschen was abgekriegt.
Aber den Coach hat es wohl ziemlich schlimm erwischt.“
    „Weißt
du denn nicht, was er hat?“
    „Noch
nicht, aber ich wollte gerade zur Intensivstation und nachfragen.
Wahrscheinlich dürfen sie mir nichts Genaues verraten, weil ich kein
Angehöriger bin, aber mal sehen, was ich erreichen kann.“ Er war schon einige
Schritte den Flur hinuntergegangen, als er sich noch einmal zu mir umwandte und
den Kopf schief legte. „Wartest du hier auf mich?“
    Wohl
als nachträgliche Reaktion auf den Schrecken begann mein Herz stärker gegen
meine Rippen zu pochen. „Okay.“
    Ich
starrte ihm hinterher, bis mich ein merkwürdiges Kribbeln im Nacken dazu zwang,
mich umzudrehen. Eine Gestalt trat aus dem Schatten einer halbgeöffneten Türe
und kam langsam auf mich zu; sie bewegte sich seltsam schleppend und hielt den
Blick starr auf den Gang hinter mir gerichtet, sodass ich erst spät erkannte,
dass es Eric war. Er trug tatsächlich ein Krankenhausnachthemd, allerdings
hatte er seine Jeans daruntergezogen und den gepunkteten Stoff teilweise in den
Hosenbund gestopft. Der Verband um seinen Kopf hob sich kaum von den
weißblonden Haarsträhnen ab, die ihm verschwitzt an den Schläfen klebten;
darunter sah sein Gesicht ganz grau aus.
    „Oh,
hallo“, sagte ich unsicher. „Ist alles soweit in Ordnung mit dir?“
    Es
hatte mich erschreckt zu sehen, wie zögernd er einen Fuß vor den anderen
gesetzt hatte; nun schien er die Wendigkeit des Basketballspielers mit einem
Mal wiedererlangt zu haben, als er einen Satz auf mich zu machte und mich gegen
die Wand drängte. Ich war so perplex, dass ich nicht einmal auf die Idee kam,
um Hilfe zu rufen.
    „Du
hast gerade mit Rasmus geredet, oder?“, fragte er scharf. „Was hat er dir über
den Unfall gesagt?“ Sein Atem roch bitter, vermutlich nach Erbrochenem.
Zitternd bog ich mich von ihm weg, bis mein Hinterkopf gegen die Mauer prallte.
    „Er
hat gesagt, dass er nicht gesehen hat, wie es passiert ist, weil ihr drei auf
der Rückbank geschlafen habt“, keuchte ich. „Und das war ein Glück, weil der
andere Wagen auf der Beifahrerseite schräg in euer Auto hineingekracht ist –
der Fahrer ist wahrscheinlich eingedöst – es war ein Unfall …“
    „Das
hat er dir erzählt?“, unterbrach mich Eric und stieß ein Geräusch aus, das
ebenso gut ein freudloses Auflachen wie ein Schluchzen hätte sein können. „Sie
glauben, ich hätte mir den Kopf angeschlagen und könnte mich nicht richtig an
alles erinnern, doch das stimmt nicht. Tom hat währenddessen geschlafen,
deswegen hat er keine Ahnung, was passiert ist, aber ich, ich weiß …“
    Er
packte mein Handgelenk und umklammerte es so fest, dass sich meine Finger
zuerst wie von selbst zusammenkrümmten und dann allmählich taub wurden. „Pass
auf, Lily“, zischte er, „wenn du schlau bist, hältst du dich von Rasmus fern.“
    Ich
zwang mich, ihm fest in die Augen zu sehen, obwohl ich spürte, wie die Tränen
in mir hochstiegen. „Willst du mir etwa drohen?“
    „Ich
dir?“, wiederholte Eric, und als ich

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