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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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nicht unhöflich sein.“
    „Schon
gut. Also eure … Richter wollen gar nicht, dass du hierbleibst?“
    „Natürlich
nicht“, antwortete Rasmus, und der amüsierte Ton verschwand aus seiner Stimme.
„Zum Teil habe ich die Strafe ja erhalten, weil ich Besuche in der irdischen
Welt gemacht habe, da ist es schon ziemlich absurd, dass sie mich hierher
verbannt haben. Es war bloß die einzige Übergangslösung, die ihnen zur
Verfügung stand. Und sie erinnern mich auch jeden Tag daran, dass ich mich
entscheiden muss – besonders an den Jahrestagen.“
    „Diese
Schmerzen kommen von ihnen?“, fragte ich entsetzt und spürte dabei, wie sich
eine Gänsehaut auf meinen Unterarmen bildete.
    „Allerdings.
Sie sind die Einzigen, die mich körperlich verletzen können. Und diesmal waren
die Schmerzen um ein Vielfaches schlimmer als letztes Jahr. Damit wollen die
Richter mir sagen, dass meine Zeit hier abgelaufen ist. Sobald ich den
kleinsten Schritt in die eine oder andere Richtung mache, muss ich fort.“
    Ich
schwieg, während ich mich bemühte, möglichst unauffällig nach Luft zu ringen.
Es fühlte sich so an, als hätte sich ein eisernes Band um meine Brust
geschlossen und würde sich langsam immer fester zusammenziehen. Vermutlich war
ich gerade dabei, wahnsinnig zu werden, denn nach all den abstrusen Dingen, die
ich gerade erfahren hatte, konnte ich nur an eines denken: Rasmus würde
fortgehen, bald, es war nur eine Frage der Zeit – und dann für immer.
Schweigend starrte ich auf meine Knie, bis sich plötzlich ein irritierender
Gedanke in mir regte.
    „Aber
du hattest doch schon eine Chance, die Bewährungsprobe zu bestehen“, brach es
aus mir hervor. „Du hättest mich bei dem Überfall in der Kastanienallee retten
können. Ich weiß nicht, ob die beiden wirklich vorhatten, mich umzubringen,
aber der Eindruck hätte den Richtern vielleicht genügt … Warum bist du da nicht
eingeschritten?“
    Rasmus
machte ein leises Geräusch, und es klang so gequält, dass ich erschrocken
aufblickte. Ich vermutete zuerst, dass seine Narben wieder wehtun würden, doch
obwohl er seine Schultern angespannt hatte, sah er nicht so aus, als hätte er
Schmerzen. Eher so, als wollte er mir jeden Augenblick an die Gurgel springen …
oder?
    „Lily,
jetzt pass mal auf“, begann er, und ich glaubte zu hören, wie seine Stimme vor
unterdrückter Wut vibrierte. „An diesem Abend wollte ich dir entgegenkommen, um
dich vom Palais abzuholen. Als ich dich mit den beiden gesehen habe … da konnte
ich hören , dass Jinxy und Sam gleich bei dir sein würden. Alles tatenlos
mitanzusehen hat sich schrecklich angefühlt, aber ich habe gewusst, dass du
gleich in Sicherheit sein würdest. Damals vor dem Netherworld , als Jinxy
fast vor ein Auto gelaufen wäre, hatte ich diese Gewissheit nicht; darum musste
ich handeln. Das war eine unklare Situation, der Fahrer hat ja in letzter
Sekunde doch noch gebremst … aber es hing alles an einem seidenen Faden. Die
Richter haben dann offenbar entschieden, dass es nicht zählte, und ich wollte
sie in der Meinung bestärken, dass ich die Heimkehr noch nicht verdient hätte.“
    „Deshalb
die Prügelei mit Eric?“
    Er
nickte kurz.
    „Aber
wieso hast du denn überhaupt …“, setzte ich wieder an, immer noch verwirrt,
während sich Rasmus vor Ungeduld tatsächlich neben mir wand. Als ich zu ihm
hinüberschielte, wirkte seine Miene so finster wie niemals zuvor.
    „Das
hier ist mit das Schwerste, was ich je tun musste“, unterbrach er mich, und es
klang fast wie ein Knurren. Er langte zu mir herüber, legte mir die Hände um
das Gesicht und drehte fast grob meinen Kopf, sodass ich gezwungen war, ihn
direkt anzusehen. So wie in diesem Moment hatte ich seine Augen erst einmal
erlebt: weit geöffnet, die Pupillen riesengroß. „Ich will nicht mehr von
hier fort, Lily“, stieß er ganz schnell hervor. „Verdammt, was ist bloß los mit
dir, dass du den Inhalt von all diesen Shakespeare-Dramen nacherzählen
könntest, aber das hier einfach nicht begreifst?“
    Ich
bemerkte erst mit etwas Verspätung, dass mir der Mund offen stand. „Du …“,
setzte ich an und spürte, wie sich der Druck seiner Hände an meinem Gesicht
verstärkte – da richtete ich mich auf die Knie auf, beugte mich zu Rasmus und
küsste ihn. Er schien so überrumpelt, dass er zunächst nicht reagierte, doch
nachdem ich meinen Mund einige Sekunden lang auf seinen gepresst hatte, öffnete
er die Lippen. Fieberhaft erwiderte er meinen

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