Verbannte der Ewigkeit
Revolution …«
»Sie ist auch auf unbestimmte Zeit verschoben worden.«
Valdosto verzog das Gesicht. »Sprengt man die Gruppen und verhaftet die Leute?«
»Das wissen wir nicht. Wir warten noch auf Informationen und Befehle, und solange die nicht da sind, können wir nur warten. Komm mit hinaus, Val, die Luft wird dir guttun.«
»Wir müssen sie alle umbringen …«, murmelte Valdosto. »Eine kleine Bombe mitten in ihre schmierigen Gesichter …«
»Ruhig, Val. Wir können später noch Bomben werfen. Wir schnallen dich jetzt los.«
Unwillig brummend ließ Valdosto es mit sich geschehen. Quesada und Barrett halfen ihm auf die Beine, dann nahm Barrett ihn am Arm und führte ihn hinaus. Dabei sah er, daß sich auf Hahns Gesicht Entsetzen spiegelte.
Draußen deutete Barrett auf den Mond. »Dort ist er. Hat er nicht eine herrliche Farbe hier? Oben sah er doch immer aus wie eine blasse Leiche. Siehst du das Meer? Rüdiger ist draußen und fischt. Ich kann sogar sein Boot sehen.«
»Ich will Barsch, vielleicht fängt er einen Barsch.«
»Hier gibt es keine Barsche, sie haben sich noch nicht entwickelt.« Barrett griff in seine Tasche und holte einen kleinen Trilobiten heraus und hielt ihn Valdosto hin. Der schüttelte nur den Kopf.
»Laß mich mit dieser schielenden Krabbe zufrieden.«
»Das ist ein Trilobit. Oben ist dieses Spezies bereits ausgestorben, genau wie wir. Wir leben eine Milliarde Jahre in der Vergangenheit.«
»Du bist verrückt«, sagte Valdosto sanft. Er nahm Barrett den Trilobiten aus der Hand und schleuderte ihn wütend fort. »Schielende Krabbe«, murmelte er immer wieder.
Quesada schüttelte betrübt den Kopf, als aus Valdostos Mundwinkel Speichel am Kinn hinunterlief. Der ehemalige Terrorist ging auf die Knie hinunter und kratzte verzweifelt mit den Händen auf dem Boden umher – er fand nicht einmal eine Handvoll Erde, die er zerdrücken konnte. Quesada half ihm wieder auf die Beine, und zusammen mit Barrett führte er ihn wieder zurück in die Hütte. Valdosto protestierte nicht, als der Arzt ihm ein Beruhigungsmittel in den Arm spritzte. Sein gequälter Geist, der immer noch nicht die schreckliche Wahrheit der unwiderruflichen Verbannung akzeptiert hatte, sehnte sich nach der erzwungenen Ruhe, die ihm gegeben wurde.
Als die beiden Männer wieder herauskamen, sah Barrett daß Hahn den Trilobiten in der Hand hielt und reglos musterte. Dann sah er auf und wollte ihn Barrett zurückgeben, aber der lehnte ab.
»Behalte ihn, wenn du möchtest. Da, wo ich ihn gefangen habe, gibt es noch viel mehr davon.«
Als nächsten besuchten sie Ned Altmann. Er saß vor seiner Hütte und glitt mit den Händen immer wieder gedankenverloren über ein ungefügtes Etwas, das man mit sehr viel Phantasie als einen Frauenkörper erkennen konnte. Abrupt stand Altmann auf, als die Besucher sich näherten. Er war ein kleiner, lebendiger Mensch mit blondem Haar und durchsichtig scheinenden Augen. Altmann war der einzige im Lager, der früher einmal bei der Regierung gearbeitet hatte, bevor er die Machenschaften der Syndikate durchschaut hatte und einer Untergrundbewegung beigetreten war. Mit seinen Kenntnissen über die Verhältnisse in der Regierungsmaschinerie war er damals unendlich wertvoll für die Bewegung gewesen, und die Behörden hatten lange und intensiv nach ihm gesucht, bis sie ihn schließlich gefunden und nach hier verbannt hatten. Acht Jahre Verbannung waren nicht spurlos an ihm vorübergegangen.
Altmann deutete auf seinen irdenen Golem und meinte: »Ich hatte gehofft, es würde mal blitzen, als es eben regnete. Ein Blitz genügt schon, und sie lebt. Dann werde ich deine Hilfe brauchen, Doc, denn sie wird noch sehr schwach sein.«
Quesada rang sich ein Lächeln ab. »Ich helfe dir selbstverständlich gern, aber du weißt, zu welchen Bedingungen.«
»Klar; wenn ich mit ihr fertig bin, bekommst du sie. O nein, ich bin keiner von diesen verdammten Monopolisten, ich teile sie mit euch. Aber immer der Reihe nach, ich werde eine Liste führen, damit ihr nie vergeßt, wem ihr sie zu verdanken habt.« In diesem Augenblick bemerkte er Hahn. »Wer ist das?«
»Ein Neuer«, erklärte Barrett. »Lew Hahn. Er kam heute nachmittag.«
»Hallo, mein Name ist Ned Altmann«, sagte Altmann mit einer angedeuteten Verbeugung. »Ich stand früher einmal im Regierungsdienst. Mann, du bist ja noch ziemlich jung. Wie bist du sexuell veranlagt?«
»Hetero, fürchte ich.«
»Keine Angst, darüber bin ich hinweg.
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