Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
Ich wollte das nur wissen, weil ich dich dann auch auf meiner Liste vormerken werde. Du bist jünger als wir alle hier und spürst den Verlust des Oben vielleicht stärker als wir. Nein, ich werde dich nicht vergessen, auch wenn du hier noch neu bist.«
    »Danke – das ist nett von dir«, sagte Hahn verlegen.
    Altmann hockte sich wieder auf den Boden und bearbeitete den Erdklumpen mit zärtlichen Bewegungen, als würde er tatsächlich einen Frauenkörper streicheln.
    Quesada hüstelte. »Ich glaube, du brauchst etwas Ruhe, Ned. Vielleicht gibt es morgen ein Gewitter und den benötigten Blitz.«
    »Hoffen wir es.«
    Altmann sträubte sich nicht, als der Arzt ihn zurück in die Hütte und ins Bett brachte. Hahn und Barrett blieben draußen, und Hahn betrachtete die unförmige Skulptur Altmanns.
    »Wenn er diese Frauengestalt einmal lieben will, so hat er aber etwas äußerst Wichtiges vergessen«, sagte Hahn. »Ich würde zumindest …«
    »Gestern war es noch da«, sagte Barrett. »Sein Geist scheint sich wieder mehr zu verwirren.«
    Quesada kehrte zurück und sah finster drein. Gemeinsam setzten die drei Männer ihre Runde fort.
    Barrett besuchte an diesem Abend nicht alle Kranken des Lagers. Normalerweise hätte er dann bis zu Don Latimers Hütte hinuntergehen müssen – Latimer, der auf übersinnlichem Wege aus diesem Lager entkommen wollte, stand ziemlich weit oben auf Barretts Liste der Fälle, denen er besondere Aufmerksamkeit widmen wollte. Aber er war bereits bei Latimer gewesen, um Hahn vorzustellen, und er traute seinem schmerzenden Bein die lange Strecke kein zweites Mal zu.
    Daher beendete Barrett seine Runde, nachdem er alle leicht erreichbaren Hütten besucht hatte, und verabschiedete sich von Hahn und Quesada. Sie waren bei Gillard gewesen, der darauf wartete, von Fremden aus einem anderen Sonnensystem befreit zu werden, und bei Schultz, der in ein Parallel-Universum eindringen wollte, wo alles besser war als hier; wo er hoffte, sein Utopia zu finden. Auch McDermott hatte Besuch bekommen – er lag Tag und Nacht nur schluchzend auf seinem Lager.
    Als Quesada und Hahn sahen, daß Barrett allein nach Hause gehen wollte, drängten sie ihn, sich doch dabei helfen zu lassen. »Sollen wir wirklich nicht mitgehen?« fragte Hahn mit einem Blick auf Barretts Krücke.
    »Nein, nein, ich fühle mich wohl und werde es schon schaffen.«
    Barrett ließ sich nicht davon abbringen, und so gingen die beiden anderen schließlich davon, während Barrett sich allein an den Aufstieg machte.
    Er hatte Hahn jetzt einen Tag lang beobachtet, und, so wurde ihm klar, er wußte weniger über ihn als er in der ersten Stunde nach Hahns Ankunft erfahren hatte. Das war seltsam, aber vielleicht würde Hahn etwas zugänglicher, wenn er eine Weile hier war und sich damit abgefunden hatte, daß er außer diesen Männern hier nie wieder eine andere Gesellschaft haben würde.
    Barrett starrte zu dem lachsfarbenen Mond hinauf und griff unbewußt in seine Tasche, um den Trilobiten hervorzuholen. Erst in diesem Augenblick wurde ihm klar, daß er ihn Hahn gegeben hatte. Müde betrat er seine Hütte, wobei er sich fragte, vor wie langer Zeit Hahn wohl seine Flitterwochen dort Oben verbracht hatte.

 
6.
     
    Es dauerte zwei Jahre, bis Jim Barrett Janet dazu gebracht hatte, den Häßlichkeitskult aufzugeben, sich mehr zu pflegen und auf ihre Kleidung etwas zu achten. Natürlich befahl er ihr das niemals direkt, sondern ging geschickter und unmerklicher vor – so, wie er es von Norman Pleyel gelernt hatte, den er schon lange bewunderte. Barrett verließ sein Zuhause, als er neunzehn war, und bezog mit Janet eine eigene Wohnung. Sie war bereits vierundzwanzig, aber das hatte nichts zu besagen.
    Zu diesem Zeitpunkt war die Revolution bereits vorbei, und die Konterrevolution wurde vorbereitet.
    Der Aufstand kam genau zu dem von Edmond Hawksbill vorhergesagten Zeitpunkt – Ende 1984. Das Regime, das vor acht Jahren noch sein zwanzigjähriges Jubiläum gefeiert hatte, das die Menschheit terrorisiert hatte, wurde, wie erwartet, von denen davongejagt, die dem demokratischen Herrschaftsprinzip schon lange mißtraut hatten. Die Verfassung von 1985 war nur scheinbar dazu gedacht, eine Zwischenzeit zu überbrücken, die man angeblich brauchte, um die Rechte für die Bürger wieder einzuführen und dann selbst überflüssig zu werden. Aber solche Verfassungen – und Regierungen, die mit dem Ziel antreten, sich selbst nach kurzer Zeit aufzulösen,

Weitere Kostenlose Bücher