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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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haben.«
    »Nicht so eilig!«, meldete sich nun Henry Blake zu Wort. »Es gibt ja auch noch eine andere Möglichkeit, über die wir reden sollten!«
    Silas Mortlock runzelte die Stirn, als ahnte er, dass Henry Blake mal wieder im Begriff stand, Schwierigkeiten zu machen. »So, und die wäre?«
    »Warum machen wir sie nicht zum Mündel der ganzen Gemeinschaft?«, schlug Henry Blake vor.
    »Und wie soll das funktionieren?«, wollte Terence Rigby wissen. »Soll Emily vielleicht alle zwei, drei Monate die Familie wechseln?«
    »Warum nicht?«, fragte Henry Blake barsch zurück. »Sie ist ja wohl alt genug, um sich überall nützlich zu machen. Zudem schlage ich vor, dass wir den Besitz von Thomas McGregor gerecht unter uns aufteilen.«
    »Ach so, aus dieser Richtung weht der Wind!«, rief Arthur Watling spöttisch. »Worauf bist du denn besonders scharf, Henry? Auf das Werkzeug des Toten, das Saatgut oder seine Vorräte?«
    Alles lachte und es war ein Gelächter mit einem beißenden, abfälligen Unterton. Nur ein so eigensüchtiger Mensch wie Henry Blake konnte noch am Tag der Beerdigung von Thomas McGregor den Vorschlag machen, dessen Hab und Gut unter ihnen aufzuteilen und dem verwaisten Mädchen damit auch noch das Letzte zu nehmen, was Emily nach dem Tod des Vaters geblieben war.
    Henry Blake bekam bei dem Gelächter einen hochroten Kopf. »Du kannst dir deine dummen Bemerkungen sparen, Arthur!«, blaffte er ihn grimmig an. »Was ich vorgeschlagen habe, ist nur recht und billig. Denn wir alle werden den Kopf für das Mädchen hinzuhalten haben, egal zu wem sie fortan gehören soll.«
    »Eine sehr lahme Begründung«, sagte Stuart Fitzroy. »Also, ich bin dafür, dass wir Emily nicht eine Unze Saatgut oder sonst etwas von ihrem Besitz nehmen, sondern dass Andrew und Abby sie bei sich aufnehmen. Und ich verwette mein gesundes Bein, dass die Chandlers ihr eines Tages, wenn sie alt genug ist, um selber über sich zu bestimmen, all das aushändigen werden, was ihr von Rechts wegen zusteht! Vermutlich sogar noch mehr als das!«
    »Du sprichst mir aus dem Herzen, Stuart!«, rief Terence Rigby ihm zu.
    Nun meldete sich der kurzbeinige Douglas Brown mit einem ganz eigenen Vorschlag zu Wort. »Warum machen wir es uns nicht einfach und gehen allem Streit aus dem Weg, indem wir Emily selber entscheiden lassen, zu wem sie zukünftig gehören will?«
    Henry Blake machte eine ungehaltene, wegwischende Handbewegung. »Als ob ein so junges, unmündiges Ding eine derartige Entscheidung treffen könnte! Dafür fehlen ihr doch alle Voraussetzungen!«
    »Nun mal langsam!«, widersprach da die stämmige und äußerst resolute Deborah Watling. »Viele von uns waren kaum älter als Emily, als sie ganz andere Entscheidungen haben treffen müssen. Ich selber war gerade erst fünfzehn, als ich ins Gefängnis gewandert bin! Und dass ich nach dem Gesetz noch längst nicht mündig war, hat das verdammte Richterpack nicht daran gehindert, mich der Tortur der monatelangen Überfahrt auf einem dieser elenden Sträflingsschiffe auszusetzen und mich zu harter Arbeit in Australien zu verdammen!«
    »Da befindest du dich ja bei uns in bester Gesellschaft!«, warf Rosanna ein und erntete damit Gelächter, denn jeder von ihnen, Andrew ausgenommen, verdankte seine Anwesenheit in der Kolonie der Tatsache, dass er mit der erbarmungslosen britischen Justiz in Konflikt geraten war - viele von ihnen in jugendlichem Alter.
    Auch Abby dachte in diesem Moment daran, dass sie gerade mal so alt wie Emily gewesen war, als sie unschuldig in die Mühlen der Justiz geraten war und nach Monaten in der Londoner Gefängnishölle von Newgate auf einem Sträflingsschiff nach Australien transportiert worden war.4
    »Genau!«, rief nun auch Megan. »Was heißt hier in der Kolonie schon unmündig, Henry? Hier gelten andere Maßstäbe, wie du selbst am besten wissen müsstest!«
    »Der Vorschlag unseres Freundes Douglas hat Hand und Fuß!«, ergriff nun Silas Mortlock wieder das Wort, bevor Henry noch mehr Streit heraufbeschwören konnte. »Lassen wir also Emily selber entscheiden!... Emily?«
    Das Mädchen hob jetzt zögerlich den Kopf. »Ich möchte zu Mister Chandler und seiner Frau«, sagte sie mit leiser Stimme, und damit war die Entscheidung gefallen.
    Als sich die Versammlung wenig später auflöste und jeder zu seinem Wagen zurückkehrte, um sich zu Bett zu begeben, ging
    Henry Blake Abby nach und verstellte ihr den Weg. »Das habt ihr wirklich ganz geschickt gemacht, du

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