Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
sie ausgerutscht und der Länge nach mitten in den frischen Mist gefallen war!
    Es drängte Emily, an jene Stelle hinunterzukommen, wo der Stony River eine kleine Ausbuchtung aus dem Ufer gespült hatte und wo zu beiden Seiten weidenähnliche Bäume wuchsen. Eine bessere Stelle, an der sie sich unbesorgt das Kleid abstreifen und ein Bad im klaren Wasser nehmen konnte, gab es weit und breit nicht. Denn auf der anderen Uferseite hatte sich kein Siedler niedergelassen. Auch bildeten dort Bäume und wildes Gestrüpp eine dichte grüne Barriere.
    Noch bevor Emily das Ziel ihrer eiligen Schritte erreicht hatte, knöpfte sie sich das Kleid am Rücken auf und zog es sich über den Kopf. Augenblicke später watete sie, nur noch mit ihrem ebenfalls verschmutzten Leibchen und der knielangen Unterhose bekleidet, im Schutz der Bäume in das Wasser. Es war kalt, und im ersten Moment sog sie die Luft scharf ein, weil ihr die Beine vor Kälte kribbelten, als stachen ihr tausend winzige Nadeln in die Haut. Doch dann zögerte sie nicht länger und tauchte ganz unter. Und schnell gewann das Gefühl herrlicher Frische die Oberhand.
    Nachdem sie ihr Kleid mehrfach durch das Wasser gezogen und den Mist mit Flusssand gründlich abgerieben hatte, hängte sie es am Ufer über einen tief hängenden Zweig. Dann machte sie sich daran, ihr Leibchen zu säubern. Sie zog es kurzerhand aus, weil sie nicht recht sehen konnte, ob sie auch ganze Arbeit leistete, wenn es ihr klatschnass am Körper klebte. Und dann entledigte sie sich auch ihrer Unterhose. Es gefiel ihr, das Wasser auf ihrer nackten Haut zu spüren. Für eine Weile verharrte sie sogar kniend im Wasser und wartete, bis die Oberfläche wieder so glatt wie ein Spiegel geworden war, und musterte ihr Abbild, das sich nun auf dem Wasser abzeichnete. Mit einem teils versonnenen, teils stolzen Lächeln wandte sie ihren Oberkörper ganz vorsichtig, um keine Bewegung in das Wasser zu bringen, mal nach rechts und dann nach links, um sich auch im Halbprofil zu mustern. Und ihr Lächeln wurde noch um eine Spur breiter, als sie sah, wie das Spiegelbild keck ihre schon sehr fraulich entwickelten Brüste von der Seite zeigte.
    »Ich wünschte, ich hätte das Talent zum Malen!«, sagte plötzlich eine Stimme vom Ufer her.
    Emily stieß einen erschrockenen Schrei aus, griff nach ihrer Leibwäsche und presste sie sich vor die entblößte Brust, bevor sie herumfuhr.
    Es war Stanley, der am Ufer stand und sie so erschreckt hatte. Über der rechten Schulter trug er einen Buschhacker, einen kräftigen Holzstab von der Länge eines Forkenstiels, an dessen Ende eine breite, sichelförmige Schneide angebracht war. Damit machte man Gestrüpp und Büsche mit dünnen Stämmen am einfachsten nieder.
    »Wie kannst du es wagen, dich heimlich anzuschleichen, wenn ich ein Bad nehme!«, rief sie empört und lief puterrot an. Denn dass er sie splitternackt vor Augen hatte und wohl auch mitbekommen hatte, wie sie das Abbild ihrer Brüste im Wasser betrachtet hatte, stand außer Frage. »Das hätte ich von dir nicht gedacht! Wahrlich nicht!« Bisher hatte sie eine hohe Meinung von ihm gehabt. Ja, wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, dann empfand sie sogar noch beträchtlich mehr für ihn. Sie hatte sich in den gut aussehenden Stanley Watling ernsthaft verliebt, und sie musste sich schon sehr täuschen, wenn er nicht genau dieselben Gefühle für sie hegte.
    »Tut mir Leid, wenn ich dich erschreckt habe!«, sagte er, ohne jedoch ein Grinsen verbergen zu können. »Aber angeschlichen habe ich mich nicht, Ehrenwort!«
    »So? Verirrt haben wirst du dich doch wohl kaum!«
    »Nein, das nicht, aber ich habe mich auch nicht angeschlichen !«, bekräftigte er noch einmal. »Ich war auf dem Weg zu euch, um Mister Chandler den Buschhacker zurückzubringen, den er uns vor ein paar Tagen geliehen hat. Und da habe ich dich zwischen den Büschen in meine Richtung gehen sehen. Ich dachte erst, ich würde dich oben auf dem Hügel bei der Grabstelle deines Vaters antreffen. Aber dort warst du nicht. Und da bin ich eben dem anderen Weg hier zum Fluss hinunter gefolgt, um zu sehen, ob du vielleicht mit einem Eimer Wäsche oder so zum Wasser runtergegangen bist.«
    »Mit einem Eimer Wäsche oder so!«, wiederholte sie unwirsch, aber ohne die Empörung des ersten Augenblicks. Denn alles deutete darauf hin, dass er die Wahrheit sagte. »Seit wann schleppe ich denn dreckige Sachen erst über die Chandler-Farm und dann noch über mein Land, um

Weitere Kostenlose Bücher