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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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Doch seine Hände hielten ihren Körper weiterhin umfangen.
    »Wie oft habe ich mir vorgestellt, wie es wohl sein würde, dich in meinen Armen zu halten und zu küssen. Ich wusste, dass es so wunderschön sein würde, Emily. Und ich wünschte, ich könnte dich immer so halten und dich küssen«, sagte er leise. Seine Hand strich zärtlich über ihre Wange und glitt dann mit den Fingerspitzen über ihre feuchten Lippen.
    »Ja, ich auch«, gestand sie mit einem glückseligen Lächeln. »Aber wir müssen vernünftig sein.« Und behutsam löste sie sich aus seiner Umarmung, hielt jedoch seine Hand fest und drückte sie.
    Er seufzte. »Ja, ich weiß. Wir haben eine lange Zeit des Wartens vor uns, bis ich mit Mister Chandler über dich und mich sprechen kann. Aber jetzt weiß ich wenigstens, dass auch du auf mich warten wirst.«
    »Ja, das werde ich, Stanley«, versicherte sie zärtlich und hatte Mühe, ihr unbändiges Verlangen zu zügeln, ihn noch einmal so innig zu küssen wie eben. »Aber jetzt muss ich mich sputen. Rosanna wird bald das Essen auftischen. Und ich möchte nicht, dass jemand fragt, wo ich so lange geblieben bin. Es ist besser, du gehst jetzt schon zur Farm, damit man uns nicht zusammen sieht und sich etwas zusammenreimt.«
    Er lachte. »Na, so ganz ahnungslos dürften die Chandlers wohl längst nicht mehr sein. Aber du hast Recht, wir wollen besser keine unnötigen Schwierigkeiten heraufbeschwören.« Er nahm den Buschhacker wieder auf. »Sehen wir uns morgen hier wieder? Zur selben Zeit?«
    »Ja, ich werde es versuchen«, versprach sie.
    »Ich muss dir aber noch etwas sagen...«
    »Was denn?«, fragte sie besorgt.
    »Dass ich dich liebe!«, flüsterte Stanley, drückte ihr schnell noch einen Kuss auf den Mund und lief dann los.
    Mit einem glücklichen Lächeln auf dem Gesicht sah sie ihm nach, bis er hinter den nächsten Büschen verschwunden war. Sie schmeckte noch immer seinen Kuss auf ihren Lippen und wünschte, dieses wunderbare Gefühl würde sich niemals verflüchtigen.
    Nun ist es geschehen!, ging es ihr träumerisch durch den Kopf. Wir haben uns einander versprochen!
    Noch eine ganze Weile stand sie so in ihren Träumen von einer gemeinsamen Zukunft versunken da und dachte darüber nach, wie lange sie wohl warten musste, bis Stanley es wagen konnte, Andrew um ihre Hand zu bitten. Gewiss mindestens bis zu ihrem sechzehnten Geburtstag, vielleicht auch noch länger. Aber so lang ihnen die Zeit bis dahin bestimmt auch werden würde, so war sie doch nichts im Vergleich zu der beglückenden Gewissheit, dass sie eines Tages Mann und Frau sein würden.
    Mit diesem Gedanken griff sie nach ihrem Kleid, zog es sich über den Kopf und schloss die Knopfreihe im Rücken. Als sie den schmalen Pfad in Richtung Hügel hinaufging, hörte sie plötzlich zu ihrer Rechten ein Rascheln hinter einem Queckendickicht.
    »Stanley?... Bist du das?«, rief sie und blieb stehen. Ihr war, als hätte sie hinter dem dichten Laubkleid einen davonhuschen-den Schatten bemerkt, und eine unerklärliche Unruhe erfasste sie.
    Doch es blieb still, niemand antwortete ihr. Es gab auch kein weiteres Rascheln mehr.
    Vermutlich nur ein Vogel oder ein Wombat, den ich aus seinem Versteck aufgeschreckt habe!, sagte sie sich und schüttelte über ihre eigene Schreckhaftigkeit den Kopf. Und schnell ging sie weiter, erfüllt von ihrer Liebe.

Achtzehntes Kapitel
     
    Wie blaue Nebelschleier waberten die Tabakschwaden unter der rußgeschwärzten Balkendecke der Taverne Boar's Head, die zu den billigen, aber doch noch einigermaßen respektablen Rumschenken in den Rocks von Sydney zählte. Der Wirt John Oxley und seine Frau Sally, die man für einen in Frauenkleidern steckenden Preisboxer hätte halten können und auf deren Oberlippe der schwarze Flaum eines Frauenbartes zu sehen war, hatten an diesem Tag gut zu tun.
    Einer der Zecher war Cleo. Sie war im Boar's Head wie auch im gegenüberliegenden Black Dog, wo der Rum um einiges billiger, aber auch erheblich verpanschter war, so bekannt wie ein bunter Hund. Wenn sie es sich leisten konnte, kehrte sie bei John Oxley ein. Und da sie am Morgen zwei neue Inhaftierte gründlich gefilzt und ihnen alles abgenommen hatte, was sie an Münzen und anderem bei sich gehabt hatten, das sich bei den Pfandleihern in den Rocks zu Geld machen ließ, konnte sie sich den besseren Rum im Boar's Head erlauben. Wie üblich hockte sie an ihrem Stammplatz hinten in der Ecke am Ende eines der langen Tische, vor denen zu

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