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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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vorzulegen. Am großen Fluss eingetroffen, vergingen dann noch einmal drei ärgerliche und heiße Tage, bis sie endlich auf der abgelegenen Farm Marramarra auf Lieutenant Danesfield und sein Kommando stieß.
    An ihren toten Mann, den Cecil Boone vermutlich am Morgen nach ihrem Aufbruch aus Sydney in ihrem Quartier vorgefunden hatte, hatte sie in diesen Tagen kaum einmal gedacht. Und wenn doch, dann nur flüchtig und ohne allzu viel Bedauern. Nach seiner Gesellschaft hatte sie schon lange vor ihrem letzten Streit, der zu seinem tödlichen Sturz geführt hatte, kein Verlangen mehr gehabt. Kein Hahn würde nach ihm krähen. Und sie war sicher, dass man sie nach ihrer Rückkehr mit der Führung des Gefängnisses betrauen würde. Sie besaß nicht nur die nötige langjährige Erfahrung, sondern hatte zweifellos auch einen Anspruch auf diese Position, sozusagen als gerechte Belohnung für das, was sie für Danesfield und Grenville getan hatte. Denn ohne sie würden sie wohl nie auf die Spur des heimlichen Trecks gestoßen sein. Ja, sie hielt in diesem Spiel lauter Joker in der Hand!
    Danesfield war mit seinen zwölf Soldaten, von denen nur sechs beritten waren, während der Rest auf den harten Bänken eines offenen Kastenwagens folgte, der auch Wasser, Zeltbahnen und Proviant geladen hatte, den Hawkesbury immer weiter flussabwärts gezogen. Er hegte die irrige Vermutung, dass sich Abby und Andrew Chandler im nördlichen Grenzgebiet der Kolonie auf einer der Farmen versteckt hielten, die in der Einsamkeit dieses Landstriches lagen. In jeder kleinen Siedlung und auf jeder Farm hatte er Halt gemacht und die Leute unter Androhung schwerer Strafen befragt, ob sie etwas über den Verbleib der Gesuchten wussten. Aber bis auf vage Gerüchte hatte er nichts Konkretes in Erfahrung bringen können. Und in entsprechend übellauniger Stimmung befand er sich, als er mit seinem Trupp lustloser und hitzegeplagter Soldaten nach Marramarra kam.
    Als Cleo auf der Farm eintraf, hatte er sich gerade den Farmer vorgenommen, einen Mann namens Charles Raleigh. Der große, breitschultrige Mann überragte den Offizier um gut eine Haupteslänge, hatte ein kantiges und wettergegerbtes Gesicht und den Stolz und das Selbstbewusstsein eines freien Siedlers, der sich auch von einem Lieutenant Seiner Majestät nicht einschüchtern ließ.
    »Mäßigen Sie sich gefälligst in Ihrem Ton, Lieutenant!«, hörte Cleo ihn gerade mit scharfer Stimme sagen, als sie ihr Gefährt auf den Hof lenkte, der für ihren Geschmack einen geradezu makellosen Eindruck machte. Neid kroch wie bittere Galle in ihr hoch. Sogar die Nebengebäude, nicht eines windschief und lieblos zusammengezimmert, wie man sie auf vielen anderen armen Heimstätten vorfand, hätten als Musterbeispiel für eine vorbildlich aufgebaute und geführte Farm herhalten können. Kein Zweifel, dieser Farmer war nicht mit leeren Taschen nach New South Wales gekommen, sondern hatte die finanziellen Mittel besessen, sich ein kleines Reich zu schaffen, auf das er auch in England hätte stolz sein können.
    »Weder haben Sie einen Untergebenen vor sich noch einen Emanzipisten oder gar einen Sträfling, den Sie nach Gutdünken anbrüllen und bedrohen können und der nach Ihrer Peitsche tanzen muss. Mein Name ist Raleigh, Lieutenant! Charles Clif ford Raleigh! Der Name sollte sogar Ihnen etwas sagen. Meine Familie hat nicht nur hier in der Kolonie einen guten Namen, sondern auch bei gewissen Leuten im Kolonialamt in London - wenn Sie verstehen, was ich damit sagen will! Und ich werde nicht mit Raleigh angesprochen, sondern mit Mister Raleigh, so wie es mir zusteht!«
    »Das mag sein, wie es will!«, erwiderte Danesfield, doch schon deutlich beherrschter. »Aber auch Sie haben mir Auskunft zu erteilen, Mister Raleigh! Jeder hier in der Kolonie, welchen Namen oder Rang er auch tragen mag, hat bei einer solchen Strafverfolgung dem Verantwortlichen Rede und Antwort zu stehen, ganz besonders wenn es sich um einen gesuchten Sträfling handelt. Und dieser Verantwortliche bin in diesem Fall ich, Mister Raleigh!«
    »Und ich habe Ihnen schon zweimal gesagt, dass ich nicht weiß, wo sich Mister Chandler mit seiner Frau aufhält, Lieutenant!«, erwiderte der Farmer, abweisend in Ton und Miene. »Und das gilt auch für meine Familie und die Leute, die für mich arbeiten.«
    Danesfield funkelte ihn an, sichtlich am Rande seiner Beherrschung. Mit seiner Reitgerte schlug er nervös gegen seinen Stiefel. »Es fällt mir schwer,

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