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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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sagte Gillespie, wobei das »wir« nur eine Floskel war. Denn Chris Sullivan war der größte Schweiger vor dem Herrn. Das Reden überließ er Gillespie, was nicht verwunderlich war, wenn man wusste, dass ihm die verfluchten Engländer die Zunge herausgeschnitten hatten, als er sich standhaft geweigert hatte, die Namen der Rädelsführer zu verraten, die den Aufstand damals angezettelt hatten.
    »Was willst du wissen, Pat?«
    »Bist du dir auch wirklich sicher, dass das einer von den Burschen ist, die da irgendwo im Süden mit einem Siedlertreck in der Wildnis verschwunden sind?«, fragte Gillespie. »Denn wenn sich das als faule Luftblase herausstellt, was ihr da erzählt habt, könnt ihr euch auf was gefasst machen. Du weißt, dass wir alle Vorbereitungen getroffen hatten, um hoch in die Cumberland-Ebene zu ziehen und da zuzuschlagen!«
    Sullivan nickte jetzt nur, begleitet von einem kehligen Laut der Zustimmung.
    »Es ist alles so, wie wir gesagt haben!«, versicherte Sean. »Es gibt diesen Siedlertreck. Taipan ist zwar ein stinkender Abo, aber aufs Spurenlesen versteht er sich! Und wenn Francis und Liam sagen, dass er einen von den Kerlen halbtot im Busch gefunden und zu Josh Parker geschleppt hat, dann ist darauf Verlass.«
    »Das hoffe ich für euch!«
    »Sie sind ja wahrlich nicht gerade die Cleversten«, fuhr Sean mit anbiedernder Gehässigkeit fort. »Aber sie haben doch Augen im Kopf. Es soll dieser Henry mit der Hakennase sein. Und wir werden schon aus ihm herausholen, wo sich die Siedler niedergelassen haben. Leichtere Beute als bei ihnen finden wir nirgendwo in der Kolonie. Da brauchen wir nicht die geringste Rücksicht zu nehmen und uns keine Gedanken zu machen, wie wir unerkannt wieder verschwinden. Wir machen sie nieder, am besten im Schlaf, und können uns nehmen, was uns gefällt.«
    »Wir werden sehen. Noch ein paar Meilen, dann wird sich zeigen, was an eurer Geschichte dran ist!«, sagte Gillespie kühl, als hegte er noch immer Zweifel, ob die Dinge wirklich so lagen, wie sie behaupteten. In der Geschichte von Sean, Francis und Liam gab es einige Ungereimtheiten, etwa über jene Geschehnisse damals im April, als die drei Männer auf der Handelsstation erschienen und ihnen entkommen waren. Aber Joshua Parker würde schon darüber Auskunft geben. Der wusste, was er ihm und Sullivan schuldig war.
    Sean hatte ähnliche Gedanken und ein Gefühl leichter Unruhe befiel ihn. Zwar hatte ihm Joshua Parker sein Ehrenwort gegeben, dass er Gillespie und Sullivan die Geschichte auftischte, die sie sich zurechtgelegt hatten, um nicht zum Gespött ihrer Komplizen zu werden. Aber ganz ausschließen mochte er nicht, dass der Händler sich nun eines anderen besann und die Geschichte mit all den blamablen Einzelheiten erzählte, wie sie sich ereignet hatte.
    Sullivan riss plötzlich seinen Arm hoch und gab einen stoßartigen Laut von sich, während er nach vorn deutete. Rauch stieg hinter einer lang gestreckten Gruppe von Eukalypten auf, die sich einige Meilen vor ihnen wie eine grüngraue Mauer durch das hügelige Buschland zog.
    »Verdammt, da brennt es!«, rief Gillespie.
    Sean spähte zur Rauchsäule, die sich immer höher in den Himmel hob. »Ein Buschfeuer?«
    »Möglich, aber das glaube ich nicht!«, sagte Gillespie. »Der Rauch kommt genau von der Stelle, wo Parker seine Handelsstation hat!«
    »Dann muss da irgendwas passiert sein!«
    »Wahrlich sehr scharfsinnig, Sean!« Gillespie warf ihm einen ironischen Blick zu. Dann versammelte er seine Leute um sich, wies sie auf die Rauchsäule in der Ferne hin und erteilte ihnen Befehle, wie sie sich zu verhalten hatten, wenn sie nahe genug an den Handelsposten herangekommen waren, um sehen zu können, was dort passiert war - und um möglicherweise gesehen zu werden.
    Die Bande jagte mit Gillespie und Sullivan an der Spitze los. Alle hatten ihre Waffen schussbereit. Kurz vor dem Waldstück zügelten sie ihre Pferde, sprangen aus dem Sattel und bewegten sich, ihre Pferde am Zügel hinter sich herführend, vorsichtig durch den schmalen, aber langen Waldstreifen, bis sie seinen Saum auf der anderen Seite erreicht und einen guten Blick auf Parkers Handelsstation hatten.
    »Verflucht, es ist Parkers Haus! Der Schuppen ist ein einziges Flammenmeer! Da ist nichts mehr zu retten!«, stieß einer der Männer hervor.
    »Rotröcke!«, rief ein anderer fast im selben Moment und deutete nach Südwesten. »Eine verdammte Patrouille von Rotröcken! Der Teufel soll mich holen, wenn

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