Verborgen
aufgeschlagen und mit einem gläsernen Blumen-Paperweight beschwert.
Dies sind die wichtigsten Lehren, die jeder nach Klugheit Strebende beherzigen sollte. Die erste dieser Lehren handelt von den Göttern: dass es sie gibt. Einer der Götter ist Zeus, der Souverän. Poseidon sodann, zwei weitere Götter im Himmel, himmlische Abkömmlinge der Sterne wie auch chthonische Abkömmlinge der Geister, die uns nahe sind …
»Georgios Gemistos Plethon aus Mystras«, sagte eine krächzende Stimme, und er fuhr zusammen, stieß gegen die Blumenkugel und konnte sie gerade noch auffangen, ehe sie zu Boden fiel. Die Doktorin stand hinter ihm, eine kleine alte Frau im Hahnentritt-Tweed, mit einer zu großen Sonnenbrille auf der Nase.
»Haben Sie ihn gelesen?«
»Ich… nein… nein…«
»Vielleicht nicht Ihre Epoche. Vierzehntes Jahrhundert, obwohl man das nicht vermuten würde. Der Letzte der großen griechischen Philosophen. Manche würden sagen, die letzte vergebliche Hoffnung von Byzanz. Konstantinopel fiel nur ein Jahr nach seinem Tod an die Türken. Seine Nomoi sollen überragend gewesen sein. So überragend, leider Gottes, dass das einzige existierende Exemplar vom Patriarchen von Byzanz verbrannt wurde. Das hier ist nur seine Zusammenfassung , die von einem getreuen Schüler gerettet wurde. Wie Sie sehen können, trat Plethon für die Annahme des hellenischen Heidentums ein… daher die Verbrennung. Bitte setzen Sie sich. Sind Sie schon lange im Lande?«
Fischer ließ sich in ihrem Sessel nieder und ordnete ihre Papiere und Süßigkeiten. Vier Wochen, sagte er, und sie machte ts, ts, ts.
»Sie klingen, als hätten Sie eine Erkältung. Wenn Sie nach Lakonien wollen, müssen Sie sich vernünftig anziehen. Der Winter hier ist manchmal eine Überraschung für den, der nur den griechischen Sommer kennt.«
»Also gibt es doch eine Grabung in Sparta?«
»Ja, allerdings. Ah! Hier kommt der Tee. Danke, Nyssa.«
Die bleiche Mitarbeiterin kam herein und ging wieder. Fischer nahm ihre Sonnenbrille ab und schenkte ein. Ihre Augen waren von einem zarten Blau, umsäumt von zahllosen Lachfältchen.
»Also jetzt! Zur Sache! Sie sind aus Oxford, stimmt’s?«
»Ja.«
»Und Sie haben viel Erfahrung in Feldarbeit?«
»Nein, eigentlich nicht. Ich würde mich nicht als praktischen Archäologen bezeichnen …«
»Dann wird das zweifellos alles noch spannender für Sie. Ich für mein Teil hoffe ja, nie wieder eine Schaufel schwingen zu müssen, aber für Sie wird das ein Privileg sein. Die Vollendung Ihrer Ausbildung, nicht wahr? Nun also: Es stimmt, was Sie gehört haben: Es gibt eine Grabung. Wir wurden sogar gebeten, sie aus eigenen Mitteln zu finanzieren: Zu dem Zeitpunkt sollte das Projekt daran erinnern, dass vor hundert Jahren die ersten Arbeiten der School in Lakonien begonnen hatten, und dem sollten sich Ausstellungen hier und in Sparta anschließen. Wir bekamen allerdings so viele Vorschläge zugeschickt, und die Leiterin war in diesem Fall jung und unerfahren und… kurzum, es hat sehr viele Grabungen in Sparta gegeben, und es ist sehr wenig Vorzeigenswertes dabei herausgekommen. Trotzdem hat sie weitergemacht, und es ist ihr Verdienst, dass jetzt wieder eine Grabung läuft. Allerdings reichen die Mittel nur für eine Saison. Deshalb werden sie da unten richtig ranklotzen. Lange Arbeitstage. Keine Picknicks. Und sie suchen nach Fundstellen an den Rändern der wichtigsten Grabungsstätten Spartas. Sie werden Schweineställe ausgraben, keine Paläste… ein Schweinestall wäre sogar schon ein ansehnlicher Fund. Sind Schweineställe für Sie wenigstens halbwegs attraktiv, Mr. Mercer?
»Ich bin sicher, ich kann…«
»Schön, schön. In diesem Fall habe ich noch mehr Neuigkeiten für Sie. Erstens: Die Grabung hat vor einem Monat begonnen. Die Stätten werden im Herbst wieder zugeschüttet. Die Leiterin hat ein paar neue Ideen über das Arbeiten außerhalb der Saison realisiert, um Störungen durch Touristen möglichst in Grenzen zu halten; das Verfahren erscheint mir ein bisschen neumodisch, bietet Ihnen aber eine Chance, wie sie so früh im Jahr sehr selten ist. Zweitens sind zwar nur Mittel für eine einzige Grabung bewilligt, aber diese Mittel stammen von der Cyriac Foundation. Kennen Sie die Stiftung?
»Leider nicht, nein.«
Fischer trank von ihrem Tee und beugte sich dann über den Schreibtisch vor.
»Die Cyriac Foundation hält sich gern im Hintergrund. In Amerika ist sie eine Cultural Resource Management Firm;
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