Verborgen
Soldaten der Verbündeten Spartas, Söldner aus fernen Ländern und sogar Heloten, denen die Freiheit versprochen wurde, wenn sie bereit waren, um ihr Leben zu kämpfen. Und die Reiter an der Spitze, deren Tiere mit den Hufen im Staub der Ebenen scharrten, das waren überhaupt noch keine richtigen Männer: Da die Spartaner im Grunde genommen nur ihrer Phalanx trauten, bestand ihre Reiterei aus einem letzten Aufgebot von Knaben.
Aber auch die Thebaner waren nicht, was sie schienen. Epameinondas begann den Tag, indem er alle wegschickte, die nicht kampfwillig waren. Diejenigen, die bei ihm blieben, waren Veteranen, Männer, die schon mit den Spartanern und gegen sie gekämpft hatten. Seine Reiterei bestand aus erfahrenen Kriegern, die für das Reiten in der Ebene ausgebildet waren. Und während die Spartaner sich in der herkömmlichen Weise aufstellten – mit einer Phalanxtiefe von acht Mann längs der Front und zwölf Mann auf dem rechten Flügel, wo der König stand –, hatten die Thebaner sich etwas Neues ausgedacht. Epameinondas platzierte seine besten Männer nicht auf seinem rechten Flügel, wie es die Hopliten-Feldherrn seit jeher getan hatten, sondern stellte sie gegenüber dem spartanischen König auf und staffelte sie nicht acht oder zwölf, sondern fünfzig Mann tief, mit der Heiligen Schar in vorderster Linie; die ganze unregelmäßig geformte Schlachtreihe wurde also nach rechts hin immer schwächer, weil sich bis auf den verstärkten linken Flügel alle zurückhielten, als scheuten sie den Kampf, so dass die Spartaner nicht auf breiter Front einer ähnlichen Phalanx wie ihrer eigenen gegenüberstanden, sondern einem seitlich ausweichenden Heer, dessen gesamte Schlagkraft sich gegen einen einzigen Punkt richtete, die Stellung des spartanischen Königs Kleombrotos, wie eine Triere mit ihrem Rammsporn am Bug.
Die spartanischen Reiter ritten als Erste los und trieben die Männer, die Epameinondas fortgeschickt hatte, auf die Ebene hinaus. Und dann griffen die thebanischen Reiter an. Die verstreute Reiterei der Spartaner war verloren, bevor ihre Hopliten sich in Bewegung gesetzt hatten – die Befehle ihres Königs verbreiteten sich nur langsam durch ihre schmale rote Linie. Ihre Reiter wurden in die Speere der spartanischen Phalanx zurückgedrängt, als die thebanischen Eliteeinheiten angriffen.
Um den König scharten sich die fähigsten spartanischen Soldaten, die königliche Garde sowie die Polemarchen und Ephoren, alte Männer, die sich ihr Leben lang in der Kriegskunst geübt hatten. Vor einer zwölf Mann tief gestaffelten Streitmacht hätten sie sich nicht gefürchtet, gegen fünfzig hatten sie keine Chance. Die Thebaner durchbrachen ihre Reihen. Kleombrotos war tot, bevor das von ihm geführte Heer auch auf den Feind traf. Tausend seiner Männer fielen, darunter vierhundert der letzten lebenden Spartiaten.
Die Schlacht bei Leuktra änderte alles. Für Pausanias war es die folgenreichste Schlacht, die je von Griechen gegen Griechen geschlagen wurde . Aber noch war Sparta nicht endgültig besiegt. Epameinondas war noch nicht fertig mit Sparta. In den Jahren nach Leuktra führte er sein Heer über das Parnon-Gebirge ins Kerngebiet von Lakedaimonien. Aber seine Soldaten waren nicht gekommen, um zu kämpfen. Sie kamen um der Heloten willen.
Epameinondas baute ihnen Städte. In Arkadien errichteten seine Soldaten eine Hauptstadt, wo zuvor nichts gestanden hatte. So gewaltig waren ihre Bauwerke, dass die Griechen sie Megalopolis nannten. Die verstreuten Bewohner Arkadiens strömten in ihre neue Zitadelle. Epameinondas ließ sie dort, und sosehr sie ihn liebten, sosehr hassten sie die Spartaner, die so lange über sie geherrscht hatten.
In westlicher Richtung, jenseits des Taygetos, lag das verlorene Land der Messenier, eines Volksstammes, der seit fast hundert Jahren in Gefangenschaft gelebt hatte. Das Messene, das Epameinondas ihnen baute, hatte zehn Meter hohe, durch zahlreiche Türme gesicherte Stadtmauern mit einer Gesamtlänge von neun Kilometern und eine in die Berge gebaute Akropolis. Aber die Eroberer mussten die Arbeiten nicht allein bewältigen. Einer nach dem anderen, Familie nach Familie, kamen die Gefangenen der Spartaner, um sich eine Stadt wiederaufzubauen, die es seit dreizehn Generationen nicht mehr gegeben hatte. Das Antlitz Griechenlands änderte sich. Aus den Heloten wurden wieder Messener.
Sparta kämpfte noch ein paar Jahre weiter. Epameinondas fiel in einer Schlacht, aber da war
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