Verborgen
war aber selbst nicht siegreich. Seine Rivalität mit Athen war geschwunden, nachdem die Macht der Athener beschnitten worden war, wurde aber durch andere Eifersüchteleien abgelöst.
Etliche Generationen lang hatten thebanische Männer unter den spartanischen Königen gekämpft. Dabei hatten sie sich verändert. Sie hatten die spartanischen Methoden übernommen. Jahre vor Athens Niederlage hatte Theben begonnen, seine Kräfte zu sammeln. Sparta war sein neuer Feind, und die Feindschaft war beiderseitig. Im selben Sommer, in dem Athen fiel, marschierten die spartanischen Phalangen nach Norden, besiegten ihre einstigen Verbündeten, die Thebaner, in einem Überraschungsangriff, so wie sie zuvor ihre Feinde besiegt hatten.
Doch Theben wollte sich nicht mit seiner Niederlage abfinden, und Sparta verfügte nicht über die Mittel, um die Welt, die es erobert hatte, zu regieren. Nach hundert Jahren Krieg war es nicht mehr die Großmacht, die es einmal gewesen war. Aber es war auch nie auf Frieden eingestellt. Die miteinander verwobenen Elemente seines Staatswesens – Hopliten, Heloten, furchtbare Götter – waren alle auf Krieg abgestimmt. Der Sieg tat Sparta nicht gut, obwohl es immer noch Selbstvertrauen besaß. Seine Gepflogenheiten hatten ihm den Sieg gebracht. Die Ältesten sahen keinen Grund, etwas zu ändern.
Theben änderte sich sehr wohl. Der einstige Schüler Spartas überflügelte seine Lehrmeister. Es baute seinerseits ein stehendes Heer auf, eine Eliteeinheit, die als die Heilige Schar bezeichnet wurde. Wie die Königliche Garde der Spartaner umfasste die Schar dreihundert Mann. Ihre Einzigartigkeit beruhte auf Liebe. Die Heilige Schar wurde von Platon vorweggenommen, der in seinem Gastmahl schreibt:
Ließe es sich daher ins Werk setzen, einen Staat oder ein Heer aus lauter Liebhabern und Geliebten zu bilden… würden die so Verbundenen alle Menschen besiegen … denn wer würde seinen Geliebten verlassen und ihm nicht beistehen in der Gefahr?
Drei Jahrzehnte nach dem Fall Athens und zum ersten Mal seit Menschengedenken wurde ein spartanisches Hoplitenheer im Feld besiegt, eine Phalanx von tausend Mann geschlagen von der Heiligen Schar – einer Streitmacht aus hundertfünfzig homosexuellen Liebespaaren. Vier Jahre später verjagte Theben seine Marionettenherrscher, und Sparta bereitete sich erneut auf einen Krieg vor.
Obwohl die Thebaner viel dazugelernt hatten, war ihr Heer nach wie vor zu klein. Ihr großer Feldherr Epameinondas besaß nur sechstausend Mann. König Kleombrotos von Sparta marschierte mit zehntausend ein. In Theben gab es allerlei Omen und Vorzeichen – die Tempel der Stadt öffneten sich allesamt von allein, so als böten die Götter ihre Kraft an; doch die Zeichen zugunsten von Sparta waren schonungslos in ihrer Eindeutigkeit. Der Triumph der Heiligen Schar war eine Merkwürdigkeit gewesen. Seit über vierhundert Jahren hatte sich niemand eines Sieges über eine volle Streitmacht der Spartaner rühmen können.
Für die Spartaner ließ sich alles gut an. Ihr Heer zog unbehelligt nach Norden, überwand die Bergketten und erstürmte eine thebanische Küstenfestung. Im Vollgefühl seines Sieges rückte Kleombrotos auf Theben vor. An der Straße nach Plataiai – dem Ort, an dem sie einst ein Weltreich zurückgeschlagen hatten – , sichteten die Spartaner den Feind. Sie kampierten bei dem Dorf Leuktra und stellten am Morgen ihre Schlachtreihen auf, die Thebaner auf höher gelegenem Gelände, die Spartaner mit einer Phalanxtiefe von nicht weniger als acht Mann. Ihre Reiterei rückte langsam vor, und ihre lautlosen, rot gewandeten Phalangen erstreckten sich über eine Breite von etwa tausend Metern.
Aber nicht alles war so, wie es schien. Nicht jeder der rot gekleideten Männer – ja, noch nicht einmal jeder hundertste von ihnen – hätte gewagt, sich als Spartaner zu bezeichnen. Zur Zeit der Schlacht bei Leuktra lebten überhaupt nur noch etwa tausendfünfhundert erwachsene männliche Spartiaten. Hundert Jahre Krieg, Krankheiten und Erdbeben sowie die strengen Gesetze Spartas hatten fast keine Männer mehr in der Stadt übrig gelassen, die man Bürger nennen konnte. So kostbar waren diese wenigen geworden, dass man nur siebenhundert losgeschickt hatte, die an der Seite ihres Königs kämpfen sollten. Alle anderen in der großen spartanischen Streitmacht waren die Perioiken von Lakedaimonien – die Kaufleute, Seeleute und Schmiede, die weder Heloten noch Spartaner waren – und
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