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Verborgen

Verborgen

Titel: Verborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Hill
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Natsuko hinunter und kam mit drei Gebäckstücken zurück, ofenwarmen, fettigen Teigtaschen, mit Spinat und Käse gefüllt, und brachte Ben seines ohne ein Wort, ohne seinem Blick zu begegnen und nur mit einem knappen Nicken als Antwort auf seinen Dank.
    Nach fünf machten sie Feierabend. Natsuko ging als Erste; sie setzte sich ihre Mütze auf, zog ihren Mantel an und ging rasch hinaus, als fürchtete sie, Ben könnte versuchen, sie zu begleiten. Eleschen blieb zurück, um alles auszuschalten und abzuschließen, und deshalb ging er allein hinunter und auf die Straße hinaus.
    Es war noch eine Stunde Tageslicht übrig. Der Himmel war wieder bewölkt, aber es regnete nicht mehr. Der Wind hatte aufgefrischt. Er blies dürre Blätter wieder in die Bäume hinauf, als liefe die Zeit rückwärts.
     
Die Herdgrube. Er hockte an dem offenen Loch wie ein Indianer und blieb mehr oder weniger trocken, während die Brüder unten in ihre Arbeit vertieft waren. Er blickte auf und sah, dass Max so seltsam dreinschaute wie noch nie.
    Die Hügelkante verbarg ihn teilweise. Seine Haltung war nicht so nachlässig wie sonst. Er stand unbeweglich da, das Gesicht nach unten gewandt. Das Gelände fiel hinter ihm so steil ab, dass es schien, als balancierte er, als bewahrte ihn nur seine Konzentration davor, rückwärts zum Fluss abzustürzen.
    Giorgios knurrte ihm von unten einen Befehl zu, und eine Zeit lang gab es Arbeit – Eimer mussten geschleppt, eine Hacke herbeigeschafft werden. Dann war er wieder arbeitslos, und als er erneut hinschaute, stand Max noch immer da, immer noch bewegungslos am Rand seiner Ausgrabung. Er war ein Stück um den Schädelraum herumgegangen, obwohl die Veränderung kaum wahrnehmbar war. Er schien noch auf denselben Punkt zu schauen.
    Er stand auf, mit schmerzenden Waden. Max gab nicht zu erkennen, ob er ihn überhaupt heraufkommen hörte. Er schaute zwischen seine Füße. Den Kopf hatte er leicht schräg gelegt. Er stand in einer umgekehrten Zikkurat, und die große Bodenfläche des mykenischen Raums war in der Mitte ausgehoben, so dass sein Fundament sichtbar war; die beiden größten Steine darin – zwei massive Schieferquader – lagen säuberlich nebeneinander, und dazwischen befand sich ein Schachtgrab. Lacos Gebeine waren freigelegt. Das Skelett war beinahe vollständig. Sie hatten bis auf die Elle und den Schädel noch nichts entfernt. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt.
    Als Ben ihn erreichte, kniete sich Max hin, roch an der Erde und richtete sich wieder auf.
    »Was ist?«
    Max zuckte die Achseln. Er betrachtete immer noch stirnrunzelnd den Boden der Grube. »Irgendwas ist hier begraben.«
    »Das ist doch gut, oder nicht?«
    Das trug ihm einen raschen, geringschätzigen Blick ein. Ihm fiel ein, wie Missy über Max sprach – mit von Neid durchwirkter Bewunderung. Er war der geborene Archäologe, mit ebenso unheimlichen Fähigkeiten wie ein Wünschelrutengänger. Er konnte Farben und Muster in der Erde – die verräterischen Anzeichen für unterirdische Metalle und Strukturen – erkennen, als ob die Humusschicht durchsichtig wäre. Er hatte den Schädelraum entdeckt, wo alle technischen Verfahren nichts angezeigt hatten. Keiner von den anderen hatte ihm zunächst geglaubt, aber er war hartnäckig geblieben. Angeblich hatte er eines Morgens einfach den Umriss des Raums in der Tauschicht an der Oberfläche gesehen.
    »Ist es etwas Wichtiges?«, fragte er, und Max kratzte sich den kahl rasierten Schädel.
    »Kann sein.«
    »Etwas, was mit Laco zusammen begraben wurde…«
    »Nein. Das ist was Neues.«
    »Neuer als was?«, fragte er, aber Max hörte ihm nicht mehr zu, schien seine Kapazität für höfliche Konversation erschöpft zu haben. Er war schon auf allen vieren, das Gesicht eine Handbreit über dem feuchten Lehm, wie einer, der in Richtung Mekka betet. Erst als er sich halb aufrichtete, hörte Ben, dass er immer noch etwas murmelte, entweder zu Ben oder nur vor sich hin.
    »… nicht gestern. Vor dem Regen. Aber das ist schwer zu sagen.«
    »Kann ich helfen?«, fragte er, denn neugierig und eifrig, wie er war, hätte er sich gern nützlich gemacht, um zu beweisen, dass er nicht so unbedarft war, wie es bereits den Anschein hatte; und Max schaute zu ihm hoch und in die Ferne, bergauf, dorthin, wo die anderen waren. Niemand war zu sehen, bis auf Themeus. Max verzog das Gesicht. Sein Akzent war stärker als sonst.
    »Warum nicht?«
    »Was brauchen Sie?«
    »Eine Kelle. Eine scharfe.«
    Er ging

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