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Verborgen

Verborgen

Titel: Verborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Hill
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und holte sein Geschenk aus Iowa. Als er zurückkam, hatte sich Max schon mit einem Grabenspaten an die Arbeit gemacht, und Themeus beugte sich neugierig über ihn. Max nahm das frische Werkzeug und machte weiter.
    Gespannt beugte Ben sich vor. Mit kräftigen und doch zarten Bewegungen scharrte Max die Erde beiseite. Feine Brösel blieben an der Kelle haften. Das erinnerte ihn an etwas, und im nächsten Moment wusste er, dass es der Nissenkamm war. Er machte mit den eigenen Händen dieselbe Bewegung, zog die Zähne des Kamms durch die Haare seiner Tochter. Die Eier, die wie Staub zwischen den Zinken hängen blieben.
    Die Erde ließ sich mühelos entfernen. Fast zu bereitwillig, als sei sie bereits umgegraben worden. Ob es das war, was Max bemerkt hatte? Was konnte hier begraben worden sein? An der Grabungsstätte war drei Tage lang nicht gearbeitet worden. Vielleicht etwas Verbotenes; ein Diebstahl. Aber Therapne war weit vom Schuss, und jeder Einheimische musste wissen, dass hier Ausländer arbeiteten.
    Jäh fuhr es ihm durch den Sinn, dass es etwas Gefährlicheres sein könnte, Waffen oder Bomben, und bei diesem Gedanken machte er einen halben Schritt rückwärts, genau in dem Moment, als Themeus lächelnd Ah! sagte und unter seinem Werkzeug aus Marshalltown Pelz auftauchte, dichter, nasser Pelz – und darin ein einzelnes starrendes Auge.
    »Was ist das?«
    Max schüttelte den Kopf. Er hielt inne, den Blick auf das Auge gerichtet, dann grub er weiter. Der Körper des Lebewesens in der Grube war lang, eingerollt, auf elegante Weise sich selbst genügend, wie eine Katze am Kaminfeuer. Anfangs erschien es Ben makellos, unverletzt, und einen Moment lang fragte er sich, ob sie ein Winterschlaf haltendes Tier ausgegraben hatten. Dann sah er, dass das Auge überhaupt nicht glänzte, sondern gänzlich fehlte: die Augenhöhle war voll rostigem Blut.
    Neben ihnen kicherte Themeus. »Laghos.«
    »Was sagt er?«
    »Er sagt, es ist ein Hase.«
    »Wie kommt der hierher?«
    Falls jemand die Antwort wusste, blieb er sie ihm schuldig. Themeus wandte sich ab, seine Zähne weiß in seinem breiten dunklen Gesicht, rief seinen Vetter: Elias, Éla, Éla! , und pfiff nach ihm.
    Elias war einen Kopf kleiner als Themeus, aber älter, und neigte weniger dazu, sich aufzuregen oder in Lachen auszubrechen. Er stieg in den Schädelraum hinab, ging neben Max in die Hocke und schob den größeren Mann beiseite.
    »Laghos.«
    »Eh.«
    Er stieß den Kadaver mit dem Handballen an und sagte leise etwas zu seinem Cousin. Ihr Griechisch war seltsam, durchsetzt mit fremden grammatikalischen Eigenheiten und Intonationen. »Bitte, gib mir das«, sagte Elias zu Max auf Englisch, überraschenderweise deutlicher als in seiner Muttersprache, und zeigte auf die Kelle; er bekam sie, beugte sich vor und wendete mit der Spitze die lange Wange des Hasen halb um; er selbst hielt den Kopf begutachtend schräg wie ein Baumeister oder ein Bildhauer.
    Er berührte die Wange des Tiers mit der Klinge – als wollte er ein letztes Mal prüfen, ob es wirklich tot war, obwohl Ben inzwischen den stechenden Verwesungsgeruch wahrnahm, dann drückte er die Kelle in den Lehm. Eine Minute grub und stocherte er in dem kompakten nassen Boden. Schließlich wandte er den Kopf ab, holte einmal tief Luft und hob den Kadaver heraus.
    Der Körper entrollte sich, während er zum Vorschein kam. Seine Unterseite war aufgerissen, das rohe blaue Fleisch bloßgelegt. Knochen stachen aus den verschlungenen Eingeweiden hervor.
    »Hah!« , sagte Elias und lehnte sich zurück, wischte sich die Hände ab, steckte Bens Kelle senkrecht in die Erde und grinste in die Runde, wie ein Kommissar, der hinter die Identität eines Mörders gekommen ist.
    »Tsakal?« , fragte Themeus, und Elias zuckte die Achseln, spitzte den Mund und sprach es ihm nach.
    »Tsakal.«
    »Was sagt er?«, fragte Jason. Ben drehte sich um und sah, dass sich alle versammelt hatten. Jason und Eberhard, Natsuko und Eleschen, Chrystos und Giorgios und Missy, die beklommen zwischen ihnen hindurchspähte. Eleschen schüttelte den Kopf.
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, er meint…«
    »Sie sagen, es ist ein Tier.« Chrystos, mit leiser Stimme. »Vielleicht ein Wildhund. Vielleicht etwas, was mehr Ärger bedeutet. Es gibt ein Tier wie ein kleiner Wolf. Die machen das manchmal so mit ihrem Fleisch. Hier waren sie aber lange nicht mehr. Themeus sagt, vor zwei Nächten haben seine Leute sie gehört. Sie haben gedacht, vielleicht

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