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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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der Armee hatte es Rebus genervt, wenn er irgendwelchen Schwachsinn treiben musste, und
davon hatte es reichlich gegeben. Aber er war ein guter Soldat gewesen, ein sehr guter Soldat,
als es schließlich um richtige Aufgaben ging. Und dann hatte er sich in einem Anfall von Wahnsinn
für den Special Air Service beworben, und dort hatte es sehr wenig Unsinn gegeben, dafür eine
unglaubliche Menge Grausamkeit. Sie hatten ihn gezwungen, vom Bahnhof bis zum Lager hinter einem
Sergeant im Jeep herzulaufen. Sie hatten ihn mit vierundzwanzigstündigen Märschen gequält, mit
brutalen Ausbildern, mit allem, was überhaupt nur vorstellbar war. Und als Gordon Reeve und er
die Prüfung bestanden hatten, hatte der SAS sie noch ein bisschen weiter getestet, ein kleines
Stück zu weit, hatte sie eingesperrt, verhört, sie hungern lassen, vergiftet, und das alles nur
für einen wertlosen Fetzen Information, für ein paar Worte, die zeigen würden, dass sie
zusammengebrochen waren. Zwei nackte, zitternde Tiere, denen man Säcke über den Kopf gebunden
hatte, die zusammengekauert dalagen, um sich gegenseitig zu wärmen.
»Ich will diese Liste in einer Stunde, Rebus«, rief Anderson, als er noch einmal an ihm
vorbeikam. Er wurde seine Liste bekommen. Er würde sein Pfund Fleisch bekommen.
Jack Morton traf wieder ein. Er wirkte fußkrank und alles andere als amüsiert. Mit schlurfenden
Schritten kam er auf Rebus zu, einen Packen Papier unter einem Arm, in der anderen Hand eine
Zigarette.
»Sieh dir das an«, sagte er und hielt ein Bein hoch. Rebus sah, dass in seiner Hose ein großer
Riss klaffte.
»Wie ist das denn passiert?«
»Was meinst du denn? So ein riesiger scheiß Schäferhund hat mich angefallen, das ist passiert.
Meinst du, da krieg ich auch nur einen Penny für? Den Teufel werd ich.«
»Du könntest es auf jeden Fall beantragen.«
»Was hätte das denn für einen Sinn? Ich stünde doch nur wie ein Idiot da.«
Morton zog einen Stuhl an den Tisch heran.
»Woran arbeitest du?«, fragte er und ließ sich mit sichtlicher Erleichterung nieder.
»Autos. Viele Autos.«
»Hast du Lust, nachher einen trinken zu gehen?«
Rebus sah nachdenklich auf seine Uhr.
»Vielleicht, Jack. Die Sache ist die, ich wollte mich eventuell heute Abend mit jemand
treffen.«
»Mit der umwerfenden Inspector Templer?«
»Woher weißt du das denn?« Rebus war ehrlich überrascht.
»Na hör mal, John. So etwas kann man doch nicht geheim halten - nicht vor Polizisten. Pass lieber
auf, was du tust. Du weißt schon, von wegen Vorschriften und so.«
»Ja, ich weiß. Weiß Anderson davon?«
»Hat er was gesagt?«
»Nein.«
»Dann kann er es nicht wissen, oder?«
»Du würdest einen guten Polizisten abgeben, mein Sohn. Du bist für diesen Job hier zu
schade.«
»Wenn du meinst, Dad.«
Rebus zündete sich Zigarette Nummer zwölf an. Es war wahr, man konnte in einer Polizeiwache
nichts geheim halten, jedenfalls nicht vor den unteren Rängen. Er hoffte jedoch, dass Anderson
und der Chief es nicht erfahren würden.
»Irgendwas beim Klinkenputzen rausgekriegt?«, fragte er.
»Was meinst du denn?«
»Morton, du hast die üble Angewohnheit, jede Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten.«
»Hab ich? Das muss von dieser Arbeit kommen, wenn man den ganzen Tag rumrennt und Fragen stellt,
meinst du nicht?« Rebus kontrollierte seine Zigarettenschachtel und stellte fest, dass er Nummer
dreizehn rauchte. Es wurde langsam lächerlich. Wohin war Nummer zwölf verschwunden?
»Ich sag dir eins, John, da draußen ist nichts zu holen, nicht der Hauch von einem Anhaltspunkt.
Niemand hat was gesehen. Niemand weiß was. Es ist fast wie eine Verschwörung.«
»Dann ist es vielleicht auch eine Verschwörung.«
»Und ist es erwiesen, dass alle drei Morde die Tat eines einzelnen Individuums waren?«
»Ja.«
Der Chief Inspector hielt nichts davon, Worte zu verschwenden, besonders nicht der Presse
gegenüber. Er saß wie ein Fels hinter dem Tisch, die Hände vor sich gefaltet, Gill Templer zu
seiner Rechten. Ihre Brille - eigentlich nur eine Marotte, denn ihr Sehvermögen war ausgezeichnet
- war in ihrer Handtasche. Sie trug sie niemals im Dienst, außer wenn der Anlass es erforderte.
Warum hatte sie sie auf der Party getragen? Die Brille war für sie so etwas wie Schmuck. Außerdem
fand sie es interessant zu testen, wie die Leute reagierten, je nachdem, ob sie die Brille trug
oder nicht. Wenn sie das Freunden erklärte, sahen die sie leicht irritiert an, als ob

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