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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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vernommen, ganze Familien mehrfach überprüft worden. Außerdem hatte man die üblichen Verrückten
und die perversen Kreise unter die Lupe genommen. Und das alles hatte nicht das geringste Licht
auf den Fall geworfen.
Aber jetzt hatten sie ein Auto, oder glaubten zumindest eins zu haben. Der Beweis war zwar nur
schwach, aber er war da, hatte den Anschein einer Tatsache, und das war schon was. Rebus war ein
bisschen stolz auf seinen eigenen Anteil an den Ermittlungen, denn durch seinen sorgfältigen
Vergleich der Aussagen von Zeugen, die eins der Opfer gesehen hatten, waren sie auf diese
schwache Verbindung gekommen. Er wollte Gill davon erzählen und sich dann für irgendwann im Laufe
der Woche mit ihr verabreden. Er wollte sie sehen, wollte überhaupt irgendwen sehen, denn seine
Wohnung wurde allmählich zu einer Gefängniszelle. Er schlurfte spät in der Nacht oder am frühen
Morgen nach Hause, fiel ins Bett und schlief. Im Augenblick machte er sich nicht einmal mehr die
Mühe, aufzuräumen, zu lesen oder was zu essen zu kaufen (oder gar zu stehlen). Er hatte weder die
Zeit noch die Energie dazu. Stattdessen ernährte er sich in Kebab-Läden, Frittenbuden, Bäckereien
für Frühaufsteher und aus Süßwarenautomaten. Sein Gesicht war noch blasser als gewöhnlich, und
sein Bauch ächzte, als wäre keine Haut mehr da, um sich weiter auszudehnen. Um den Anstand zu
wahren, rasierte er sich immer noch und trug eine Krawatte, aber das war schon so ziemlich alles.
Anderson war aufgefallen, dass seine Hemden nicht allzu sauber waren, bisher hatte er jedoch
nichts gesagt. Zum einen, weil Rebus als Entdecker des Anhaltspunkts gerade gut bei ihm
angeschrieben war, zum anderen, weil für jeden offensichtlich war, dass Rebus in seiner
augenblicklichenStimmung jedem, der es wagte, ihn zu kritisieren, eine verpassen würde.
Die Versammlung löste sich langsam auf. Niemandem fiel mehr eine Frage ein, bis auf die
offenkundige: wann fangen wir an durchzudrehen? Rebus lungerte vor der Tür herum und wartete auf
Gill. Sie kam mit der letzten Gruppe heraus, in ruhigem Gespräch mit Wallace und Anderson. Der
Superintendent hatte neckisch einen Arm um ihre Taille gelegt und komplimentierte sie sachte aus
dem Raum. Rebus starrte die Gruppe wütend an, diesen bunt gemischten Haufen höherer Beamter. Er
beobachtete Gills Gesichtsausdruck, aber sie schien ihn nicht zu bemerken. Rebus spürte, wie ihm
seine Felle fortschwammen, wie er wieder tief nach unten rutschte, dorthin, wo er angefangen
hatte. Das war also Liebe. Wer machte hier wem was vor?
Als die drei den Flur hinuntergingen, blieb Rebus wie ein verschmähter Teenager zurück und
fluchte und fluchte und fluchte.
Man hatte ihn mal wieder im Stich gelassen. Im Stich gelassen.
Lass mich nicht im Stich, John. Bitte.
Bitte Bitte Bitte
Und ein Schreien in seiner Erinnerung...
Er fühlte sich schwindlig, seine Ohren rauschten wie das Meer. Er taumelte ein wenig und hielt
sich an der Wand fest, versuchte in ihrer Festigkeit Trost zu finden, doch sie schien zu
vibrieren. Er atmete angestrengt und dachte an die Tage zurück, die er an dem steinigen Strand
verbracht hatte, als er sich von seinem Nervenzusammenbruch erholte.
Auch da hatte das Meer in seinen Ohren gerauscht. Allmählich kam der Boden unter seinen Füßen
wieder zur Ruhe. Leute gingen mit fragenden Blicken an ihm vorbei, aber niemand blieb stehen, um
ihm zu helfen. Die konnten ihn alle mal. Gill Templer ebenfalls. Er kam allein klar. Er kam weiß
Gott alleine klar. Es würde alles wieder gut. Alles, was er brauchte, war eine Zigarette und ein
Kaffee.
Doch was er wirklich brauchte war, dass sie ihm auf die Schulter klopften, ihm gratulierten, dass
er gute Arbeit geleistet hatte, ihn akzeptierten. Er brauchte jemanden, der ihm versicherte, dass
alles wieder gut würde.
Es würde alles wieder gut.
An diesem Abend - ein paar Feierabend-Drinks hatte er bereits im Bauch - beschloss er, die Nacht
durchzumachen. Morton hatte was zu erledigen, aber das war auch okay. Rebus brauchte keine
Gesellschaft. Er ging die Princes Street entlang und atmete die verheißungsvolle Abendluft ein.
Schließlich war er ein freier Mann, genauso frei wie die Kids, die vor dem Hamburger-Lokal
herumhingen. Sie spielten sich auf, scherzten und warteten - warteten worauf? Er wusste es. Sie
warteten darauf, dass es Zeit wurde und sie nach Hause gehen und in den nächsten Tag schlafen
konnten. Auf seine Art wartete er

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