Verborgene Sehnsucht
Energieverbindung; Details darüber, wie ein Krieger sie einsetzen konnte, um seiner Gefährtin durch die Zeit der Gier zu helfen, wenn der Meridian sich ausrichtete, durch ihre Schwangerschaft und letztendlich durch die Geburt ihres Kindes.
Der Plan war teuflisch. Und klang ganz nach Bastian.
Während Misstrauen sich in Forges Verstand breitmachte, wuchs seine Bewunderung für Myst. Ja, sie hatte ihm seinen Sohn gebracht, aber nicht aus Nettigkeit. Das hier war psychologische Kriegsführung. Sie würde ihm niemals helfen. Er würde sie nie auf seine Seite ziehen können. Und trotz dieses Wissens konnte er den Drang, nach ihr zu rufen und sie anzuflehen, ihm seinen Sohn nicht wegzunehmen, kaum unterdrücken.
Fast hätte er es getan. Fast hätte er den Mund geöffnet und sie gebeten, zurückzukommen.
Fast . Aber nicht ganz.
Er war stärker. Als Krieger gezeugt und geboren. Also erstickte er die Versuchung und schluckte die Bitte hinunter. Aber als die Tür krachend hinter ihr ins Schloss fiel, wurde seine Zelle ein wenig kleiner, und das Band um seinen Hals viel, viel enger.
10
Das Gemurmel kam von irgendwo jenseits ihrer Zurechnungsfähigkeit und zog Angela durch den dichten mentalen Nebel. Während sie durch ihren eigenen Kopf schwebte, ließ sie die Augen geschlossen und lauschte der Stimme. Ein unterschwelliger Akzent schwang in ihr mit, das Timbre durchdrang das Rauschen in ihrem Schädel. Sie hielt sich an jeder Silbe fest. Folgte den Tonhöhen. Ließ zu, dass sie sie nach oben zogen. Fort vom Schmerz. Vom Schrecken. Fort vom Unbekannten.
Aber – es war nicht richtig.
Sie wusste wer – oder besser … was – sie festhielt. Erinnerte sich an den Strand, als sie zu sich gekommen war, fühlte das schaukelnde Gleiten des Fluges und die harten Schuppen an ihrer Wange. Noch ein Drache, mit weißen Schuppen im Gegensatz zu den schwarzen der Razorback-Ratte. Das musste doch ein gutes Zeichen sein, oder? Helden und Heilsbringer trugen immer weiß. Oder war das nur im Märchen so?
Angela runzelte die Stirn. Sie wusste es nicht. Ihr Hirn war tief unter einem flauschigen Haufen Federdaunen begraben. Nichts ergab einen Sinn. Nicht der Flug. Nicht die Wärme der Drachenschuppen. Oder die Tatsache, dass er sie sanft in seinen Klauen barg.
Vielleicht schrie sie deshalb nicht. Wehrte sich nicht. Trieb nur verloren durch ihren eigenen Verstand, während ihr weißer Drache im strahlenden Schuppenpanzer zu ihr sprach. Himmel, war das schön! Die Tiefe seiner Stimme, die Worte, das Gefühl der Sicherheit, das er ihr schenkte.
Total verrückt. Aber manchmal, beschloss Angela, ergaben eben auch Verrücktheiten Sinn.
»Nur noch ein kleines Stück, Engel«, sagte der Drache beruhigend und mit sanftem Tonfall. Und wieder verlor sie sich in jeder Silbe, zog Trost aus dem Klang seiner Stimme. »Wir sind fast da.«
Fast wo ? Sie drehte sich im sanften Griff seiner Klauen und öffnete die Augen. Etwas Gelbes blitzte vor ihr auf, erhellte die Nacht mit sanftem Glühen. Angela blinzelte. Sah sie das wirklich? Oder spielten ihre Augen ihr einen Streich und verzerrten die Realität? Wahrscheinlich, denn das da sah aus wie eine Felswand. Oder das Innere eines Tunnels, voll zerklüffteter Felsvorsprünge und schmaler Kanten.
Mit angelegten Flügeln schoss der Drache um eine Kurve. Das Licht wurde heller, strahlte über eine breite Landeplattform. Ein schneller Schwenk zur Seite. Eine Sekunde lang hing sie über dem festen Felsvorsprung, dann …
Touchdown. Zum Klang der über den Stein kratzenden Klauen.
Okay. Jetzt wäre wahrscheinlich ein guter Zeitpunkt, um zu schreien. Oder nach einer Waffe zu suchen. Irgendetwas, mit dem sie sich ihn vom Leibe halten konnte. Aber ihr Gehirn schien einen Kurzschluss erlitten zu haben. Sie wollte nichts von alldem tun. Hatte auch nicht das Gefühl, dass es nötig war. Alles, was sie wollte, war der Stimme zu lauschen, zuzuhören, wie er weiter mit ihr sprach.
»R«, flüsterte sie, eine leise Bitte um Trost.
»Ssssch, meine Süße«, murmelte er. »Es ist alles in Ordnung. Ich hole dir Hilfe.«
Hilfe klang gut. Wirklich gut, denn … Himmel, jetzt da sie langsam zu sich kam, schmerzte ihr Bein wie die Hölle. Und während der Schmerz mit einem spitzen Stock nach ihr stach wie der Schulhofrowdy, ging ihr Atem immer schneller. Und schwerer, Atemzug um Atemzug.
Wimmernd streckte sie die Hand nach ihm aus, suchte nach etwas, an dem sie sich festhalten konnte, während sie die Augen
Weitere Kostenlose Bücher