Verboten Sinnlich!
Manuel klar wurde, dass irgendetwas nicht stimmte. Tammy und Sid sollten schon längst bei ihnen sein. Seine ausgesuchten Sneaker auf dem Arm blickte er sich nervös nach allen Seiten um, konnte jedoch nichts entdecken. „Sie sind immer noch nicht da“, meinte er zu Sage, „Oder hast du sie irgendwo gesehen?“ Als Sage verneinte, legte Manuel die Schuhe weg, schnappte sich Sages Arm und trabte Richtung Ausgang. „Los, wir schauen nach, wo sie stecken.“ Sage warf seine Schnäppchen im Hinauslaufen auf einen Angebotsständer und rannte hinter Manuel her. Manuel hatte bereits einen ziemlichen Vorsprung, was kein Wunder war, denn er war größer und auch schneller als Sage. Ein Blick über die Menge im Untergeschoss sagte ihnen, hier waren Tammy und Sid nicht. Also zurück zum Parkplatz. Schon von weitem merkte Manuel, dass etwas überhaupt nicht stimmte, denn die Beifahrertüre des SUV stand weit offen. Auf dem Boden neben der Beifahrertür lag Tammys Tasche und ihr Inhalt war zum Teil auf dem Asphalt verstreut. „Oh nein“, entfuhr es Manuel erschrocken. „Nein, bitte nicht!“ Er musste Sage nicht sagen, was er vermutete, denn der hatte die Wagentür und die am Boden liegende Tasche gerade selbst entdeckt und war genauso erschrocken darüber. Dann hörten sie plötzlich Sid schreien und Manuel legte an Tempo zu und spurtete um den Wagen herum. Dort bremste er abrupt ab und erstarrte zur Salzsäule, während sein Verstand versuchte zu erfassen, was seine Augen sahen. Noch nie in seinem Leben hatte er so viel Blut gesehen. Sid lag in dieser riesigen Pfütze rot glänzenden Blutes und versuchte sich aufzurappeln, was ihm aber nicht gelang. Er stöhnte leise und versuchte, etwas zu sagen, was der Junge aber nicht verstehen konnte.
Dann ganz plötzlich schaltete sich der Autopilot des Jungen ein. „Ruf einen Krankenwagen und hol die Polizei. Sofort“, schrie er Sage an, der ihn aus riesigen Augen anstarrte. Sage stand unter Schock und bewegte sich nicht.
Deshalb hechtete Manuel zu ihm und schüttelte ihn so heftig an den Schultern, das Sages Zähne klapperten. Es wirkte. Sage löste sich aus der Starre, drehte sich auf dem Absatz herum und rannte wie der Teufel zurück zur Mall. Manuel kniete sich neben Sid auf den Boden und versuchte heraus zu finden, woher das viele Blut kam. Als er die Wunde am Brustkorb endlich fand, riss er sich sein TShirt über den Kopf und presste es so fest er konnte auf die Wunde. Sids Keuchen ging ihm durch und durch, aber er verminderte den Druck nicht. „Wo ist dein Handy?“ Die Dringlichkeit in Manuel Stimme fokussierte Sids Gedanken und er murmelte schwach, „Rechte Brusttasche.“ Dann ließ er den Kopf zurück auf den Asphalt sinken. „Sie waren zu zweit und sie haben Tammy.“ Manuel tastete hektisch nach Sids Handy und fand es schließlich auch. Mit blutverschmierten Fingern klappte er es auf und begann zu wählen. Er betete, dass sie Tammy fanden, bevor die Drecksäcke ihr etwas antun konnten.
Matt stand mit Jonas und Celine in der Grube, die schon fast wie ein Swimmingpool aussah. Jonas und er lachten über Celines schmutzverkrustetes Haar.
Das Mädchen sah aus, als hätte sie sich tagelang nicht gewaschen, obwohl sie vor nicht einmal einer Stunde mit dem Aushub begonnen hatten. Matt stach Erde aus dem Boden und die beiden Kinder waren damit beschäftigt, den lehmigen Erdboden in Eimer zu verfrachten. Diese wurden später an ein Seil gebunden und nach oben gezogen. Die Kinder hatten viel Spaß an dieser Arbeit und auch Matt genoss das Arbeiten, insbesondere auch, weil er es mittlerweile wirklich mochte, die Kinder um sich herum zu haben. Und heute besonders, denn so glücklich, gelöst und ausgelassen hatte er sich seit Jahren nicht gefühlt. Eine tiefe Zufriedenheit hatte ihn erfasst und es war so ein verdammt gutes Gefühl. Da hatte er bisher noch nicht gekannt. Heute Abend würde er mit Tammy ein romantisches Picknick im Garten veranstalten. Matt hatte geplant, bei Tammy mit einer Decke, einer Flasche Rotwein, Trauben und Käse eine Verführungsoffensive zu starten. Deren krönender Höhepunkt sollte sein Liebesgeständnis an Tammy sein. Oh ja, kleine Lady, viele köstliche Höhepunkte. Ja. Diese Erkenntnis, seine Wahrheit, hatte seinen eigenen Rahmen verdient. Und wie er sie liebte. So lange schon und so unabdingbar. Aber letzte Nacht war ihm erst bewusst geworden, was er sich all die Jahre versagt hatte. Was zur Hölle hatte er sich selbst all die Zeit
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