Verbotene Begierde (German Edition)
tastete. Er hielt den Atem an. Die Welt stand still.
Dann spürte er das Pochen unter seinen Fingerspitzen. Adrenalin rauschte durch seine Adern. Hölle, sie lebte!
Ein raues Knurren entwich seiner Kehle. In fliegender Hast befreite er Vanessa von ihren Fesseln, stoppte ihre Blutung und vergewisserte sich, dass kein Vampirgift in ihren Adern tobte. Dafür tobte die Wut in ihm umso mehr. Donahue würde bitter bezahlen für jeden Tropfen Blut, den Vanessa verloren hatte.
Jack rannte mit ihr zum Wagen. Sein rechter Fuß klebte bleischwer auf dem Gaspedal, bis er das Krankenhaus erreichte. Bevor er sie in falscher Gestalt an der Notaufnahme ablieferte, strich er ihr über die Stirn und löschte das Grauen aus ihrem Kopf.
»Ich liebe dich, Bellissima«, flüsterte er und trat zurück, um den Ärzten und Pflegern nicht im Weg zu stehen.
Er ließ seinen Geist über die Entfernung hinweg in Dylans Gedanken eindringen und erfuhr, dass er sich in der Höhle aufhielt und auf den Tagesanbruch wartete, um die Leichen den Sonnenstrahlen zu übergeben.
Linda und Alec hatten sich auf die Suche nach Donahue gemacht, ihn jedoch noch nicht aufgespürt. Der Blutsauger war kein Unbekannter, er brachte bereits seit Jahrhunderten Unheil über die Menschen, ohne dass es einem Vampirjäger bisher gelungen war, ihn zu erwischen. Er war überaus listig – viel mehr, als es ein Vampir seiner Art hätte sein dürfen.
Linda und er hatten die Stellen in der Klinik angetreten, um ihm auf die Schliche zu kommen und seine Armada zu entlarven. Es war ein Leichtes gewesen, den Klinikleiter entsprechend zu beeinflussen. Normalerweise kämpfte Linda allein gegen die Grauen erregenden Wesen der Nacht und nicht erst, seit sie Donahue vor Jahren bereits ein Mal fast erwischt und seine Gefährtin beseitigt hatte, genoss sie einen ausgezeichneten Ruf bei den Vampirjägern. Auch bei den Vampiren der Oberschicht und weiteren Nachtwesen, die die Gestaltwandler oftmals im Kampf gegen das Gesindel, die Nosferatu und andere Scheusale, unterstützten, wurde sie hoch geachtet.
Jack riet den anderen, sich so schnell wie möglich im Hotel zu treffen. Er legte für sie die Geschichte zurecht, dass Lauren die schlafwandelnde Vanessa in der Nacht am Waldrand gefunden und sie vorsichtshalber ins Krankenhaus gebracht habe. Alec sollte Lauren informieren und sie bitten, herzukommen.
Er selbst blieb vorerst in Laurens Gestalt in der Klinik.
Am Vormittag tauchte die versammelte Mannschaft auf. Sophie, Marc, Dylan, Alec und Lauren. Er traf sich mit Lauren in der Besuchertoilette und verließ sie in seiner normalen Gestalt.
Sein Herz zog sich zusammen bei der Erkenntnis, dass die anderen und er der geliebten Frau nur in letzter Sekunde das Leben gerettet hatten. Allein Lindas Gespür war es zu verdanken. Ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten ließen sie erspüren, wohin die Vampire, die sich am Wochenende im Wald um das Hotel herum versammelt hatten, Vanessa verschleppt hatten. Er war ihr zu höchstem Dank verpflichtet. Mit seinen eigenen Fähigkeiten hatte er nur Vanessas Heilkräfte mobilisieren können. Verdammt! Er war schließlich aufgrund seiner Fähigkeiten Arzt und kein Vampirjäger. Gerade deshalb hätte er viel mehr auf Vanessa aufpassen müssen. Es war alles seine Schuld!
Als Jack den Parkplatz betrat und auf seinen Wagen zuschritt, überfiel ihn tiefe Traurigkeit. Seit fast sieben Jahren quälte er sich tagtäglich, mühsam beherrscht, seinen Panzer aufrechtzuerhalten, um nicht seinem Verlangen nach der geliebten Frau nachzugeben. Jetzt war alles zu spät. Vanessa würde ihn hassen. Und das zu Recht. Er war ihrer nicht würdig. Sie durfte niemals erfahren, wie er sie für seine niederen Gelüste benutzt hatte. Das Beste würde sein, wenn er verschwand. Spurlos und für immer.
Mittlerweile sah er viele Dinge anders und das Erleben der Beziehung zwischen seinen Freunden Alec, Dylan und Lauren machte ihm seine Entscheidung nicht leichter. Er war so ein Arschloch. Immer wieder hatte er der Versuchung nachgegeben, hatte Vanessa belogen und betrogen, indem er Robs Gestalt angenommen und sie auf unfaire Art verführt hatte. Er hasste sich dafür abgrundtief. Nie wieder konnte er ihr in die Augen blicken.
*
Lauren war von Alec und Dylan eingeweiht worden und hatte die Story über die Vampire und Vanessas Rettung erfahren. Wahrscheinlich hatten sie ihr nicht annähernd die Hälfte dessen erzählt, was sich tatsächlich in der Höhle im Wald abgespielt
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