Verbotene Begierde (German Edition)
für diesen Job normal bezahlen und will das auch später fortsetzen, wenn wir …« Sophie stockte und Röte überzog ihr hübsches Gesicht, das noch immer lange blonde Haare einrahmten, wie als junges Mädchen.
»Wenn ihr was?«
»Wenn wir verheiratet sind.«
»Halt stopp. Seit wann kennst du ihn?«
»Knapp fünf Monate.«
»Und da denkst du, da denkt ihr schon an Heiraten?«
»Er hat mir gestern einen Antrag gemacht, ganz romantisch, auf Knien und mit einer dunkelroten Rose, mitten im Lokal.«
Erst jetzt registrierte Vanessa die schlanke Blumenvase auf dem Tisch, in der eine wunderschöne langstielige rote Blüte stand. Sie beobachtete Sophie, wie sie zärtlich mit dem Finger über die Blätter strich.
»Ich habe Ja gesagt.«
»Moment, noch mal langsam und zum Mitschreiben. Im Lokal? Wer war bei Alessa und Emilia?« Vanessa ging das alles viel zu schnell, sie musste die Informationen erst einmal verarbeiten.
»Lauren hat auf die beiden aufgepasst, das hat sie in den vergangenen Wochen ein paar Mal getan.«
»Ihr verschworenes Volk. Und ich erfahre es natürlich als Letzte? Ich, deine Schwester.« Sie verkniff sich das Grinsen, als sie Sophies erschrockenen Gesichtsausdruck wahrnahm. Sie stand auf und zog sie vom Stuhl, nahm sie in die Arme und drückte sie innig. »Ich wünsche dir das größte Glück der Welt, Schwesterchen. Ich hoffe, dass du deine Liebe, deinen Halt im Leben und deine Aufgabe gefunden hast. Alles, alles Gute.«
Sophie weinte, es waren Tränen der Freude. »Danke, Vanessa.«
Der Umzug fand wieder im Januar statt, und diesmal passten sämtliche Sachen in Marcs Van, Sophie nahm nur ihre Anziehsachen und die der Kinder, deren Spielsachen sowie einen Karton privater Kleinigkeiten mit. Alles andere hatte ein karitatives Unternehmen abgeholt.
Vanessa war von Marc gleich nach ihrer ersten Begegnung begeistert. Der ernste und ruhige Mann schien der ruhende Pol in Sophies Leben zu sein, den sie brauchte. Er strömte Kraft und Willensstärke aus, aber auch Weichheit und Zärtlichkeit, die in seinem Umgang mit Sophie und allen drei Kindern zum Ausdruck kam. Lukas war schüchtern und verschlossen, ein merkwürdiger Junge, doch die Ausstrahlung rührte allein von seiner Krankheit.
Für Vanessa stand fest, dass seine Eltern – und ihre Schwester bezeichnete sich bereits als seine Ersatzmutter – ihn genauso innig liebten wie die Mädchen. Selbst sie war schon in den Bann des Kleinen geraten und empfand eine Zuneigung für ihn, die schmerzlich ihr Herz berührte.
*
»Komm Sissi, komm …« Vanessa schnalzte mit der Zunge. Die Katze der Smith’ stand misstrauisch einen Buckel machend zwei Meter entfernt. Sie wollte die pechschwarze Freigängerin, die ihre Vermieter aus Verehrung der ehemaligen Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn, genannt Sissi, mit dem Kosenamen bedacht hatten, zum Tierarzt bringen, um die jährliche Impfung durchführen zu lassen, doch das widerspenstige Viech weigerte sich, in die Transportbox zu klettern. Vanessa beschloss, ihren letzten Trumpf aus dem Hut zu zaubern, Leberwurst. Darauf war die Katze so wild, dass sie hoffte, sie überlisten zu können. Das Problem war nur, dass sie keine Wurst im Kühlschrank hatte und erst in den Supermarkt fahren musste. Seufzend holte sie ihren Autoschlüssel und fuhr los.
Es war bereits Mittag, als sie zurückkam und das Fellknäuel war natürlich weit und breit nicht zu sehen. Schließlich entdeckte Vanessa sie schlafend unter einem Rhododendronstrauch und mithilfe des Leckerbissens gelang es ihr endlich, Sissi in den Korb zu locken. Aufatmend machte sie sich auf den Weg zum Tierarzt.
Als sie die Praxis erreichte, war ihr Termin vorüber und die Arzthelferin bot ihr an, im Wartezimmer Platz zu nehmen, bis der Doktor Zeit fände, ihre Patientin zwischendurch zu behandeln. Sie sollte mit ein bis zwei Stunden Wartezeit rechnen. Vanessa war alles andere als begeistert, wollte aber die Tortur des Einfangens weder der Katze noch sich ein weiteres Mal zumuten. Bei der nächsten Impfung würde es wieder schlimm genug sein.
Ein Junge fiel ihr auf, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt, der in ein Tuch eingewickelt ein zitterndes Vögelchen auf dem Schoß hielt und ihm zärtlich über das Köpfchen strich.
Er saß ohne Begleitung auf einem Stuhl und Vanessa fragte sich, ob er möglicherweise allein in der Praxis war.
»Was hat er denn, der Vogel?«
Der Kleine sah sie mit großen Augen an, schmale weiße Spuren in
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