Verbotene Begierde (German Edition)
Haus zum Stehen brachte. Er stürzte hinaus und riss die Eingangstür auf. Der Gestank nahm zu und automatisch folgte er ihm, sah den Schein der orangefarbenen Glut, der schreckliche Silhouetten in den dunklen Flur zeichnete.
Innere und äußere Hitze peinigten ihn. Wo war Patricia?
An der geöffneten Wohnzimmertür verharrte er und sein Blick jagte durch das Chaos, erfasste seine verängstigte Königin mit dem Rücken vor den brennenden Gardinen kauernd und …
Müde wischte er sich über die Augen. Die Bilder in seinem Kopf lebten, als wäre das Geschehen erst Minuten her, dabei waren es bereits sechs Jahre.
… und vor ihr setzte eine zierliche Gestalt zum Sprung an, stieß ein gefährliches Knurren aus und verwandelte sich in einen riesigen Wolf. Augenblicklich wusste er, dass er eine Vampirjägerin vor sich hatte – sie hatte ihn gefunden.
Patricias markerschütternder Schrei verfolgte ihn bis zu seinem Wagen, verfolgte ihn bis heute …
Er straffte die Schultern, vergrub die Fäuste in den Taschen und vertrieb die Bilder der Vergangenheit. Seufzend machte er sich auf den Weg in das nächste Patientenzimmer.
*
Vanessa traf bei Sophie ein, die am Telefon so aufgeregt gewesen war, dass sie es nicht geschafft hatte, ihr zu erklären, warum sie sofort zu ihr kommen sollte. Sie war aufgelöst und hoffte, dass nichts Schlimmes passiert war, obwohl ihre Schwester sich eher beseelt angehört hatte denn verzweifelt.
Sie parkte ihren Golf am Straßenrand, ihr treues Gefährt, das ihr trotz der mittlerweile 16 Jahre auf dem Buckel bislang ergebene Dienste leistete. Eine alte Frau mit einem zotteligen, kleinen Hund humpelte auf dem Gehsteig an ihr vorbei und grinste freundlich. Sie hätte wahrscheinlich gern ein Gespräch geführt, dachte Vanessa, als die Dame stehen blieb, und beeilte sich, nach einem netten Gruß die Haustür zu erreichen.
Sophie stand im Türrahmen und erwartete sie. Sie fiel ihr um den Hals und stammelte: »Vanessa, ich bin so glücklich …«
Das schale Gefühl legte sich. Es war nichts Dramatisches, weshalb sie hatte sofort kommen sollen. Sie schob ihre Schwester beiseite, um ihre Nichten zu begrüßen. Die zweijährige Alessa plapperte bereits fleißig und Emilia, die im vergangenen Monat ein Jahr alt geworden war, tapste auf wackeligen Beinchen umher.
»Geht ihr Süßen ins Kinderzimmer und lasst mich ein paar Minuten mit Tante Vanessa allein?«
Die zwei schokoladenbeschmierten Mündchen verzogen sich zum Schmollen. Sophie griff nach einer Schachtel Feuchttücher. »Ab die Post, wir spielen nachher noch mit euch, ja?«
Die beiden trotteten davon. Alessa nahm die kleine Emilia fürsorglich an die Hand und verließ mit ihr das Wohnzimmer.
»Erzähl Sophie, was gibt es so Wichtiges, dass ich umgehend herkommen musste?«
»Wir ziehen um«, platzte ihre Schwester heraus.
Vanessa klappte die Kinnlade hinunter. Sie brachte keinen Ton hervor außer einer naiven Wiederholung dessen, was sie gerade gehört hatte.
»Ja.« Sophie machte es absichtlich spannend, aber dann konnte sie sich nicht mehr bremsen. »Ich habe einen Job gefunden, als eine Art Privatlehrerin. Für Marc, ich meine Herrn Dewey, ist es egal, dass ich mein Studium nicht mit dem Examen abgeschlossen habe. Ihm genügt es, dass ich durch meine Studienfächer für die Grundschulausbildung so weit qualifiziert bin, dass ich seinen 6-jährigen Sohn unterrichten kann. Weißt du, der kleine Lukas leidet an Autismus und seine Mutter ist kurz nach der Entbindung gestorben.«
»Woher kennst du diesen Dewey?«
»Du erinnerst dich an unser Wellnesswochenende?«
»Logisch.«
»Als du ins Dampfbad gegangen bist, wollte ich doch zur Fangobehandlung …«
»Warst du nicht?«
»Nein. Ich bin vor der Tür zu den Anwendungsräumen mit einem Mann ins Gespräch geraten, Herrn Dewey. Er ist der Eigentümer der Wellnessfarm und hat mich zu einem Glas Wein eingeladen.«
»Du Biest, davon hast du nichts erzählt.«
»Ich wusste ja nicht, was daraus wird … wir haben uns seitdem häufig getroffen, er ist fast jeden Abend vom Hotel aus zu mir gekommen und …«
»… und du hast ein Verhältnis mit ihm?«
»Ja. Ich liebe ihn.«
»Und er? Braucht er eine kostenlose Erzieherin und Lehrerin für seinen Sohn?«
»Ganz und gar nicht. Marc findet es nur fair, Beruf und Privatleben zu trennen. Er sagt, es ist eine harte Aufgabe, für einen autistischen Jungen zu sorgen und zu versuchen, ihm etwas beizubringen. Er wird mich
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