Verbotene Begierde (German Edition)
verheiratet war? Vanessa schob die Gedanken beiseite, ergriff die ausgestreckte Hand, die ihr beim Aussteigen half, und ließ sich von Doktor Jack Carrera am Ellbogen in das voll belegte Restaurant führen.
Paolo, der Eigentümer, schien einige Pfunde zugelegt zu haben und kam mit vorgestrecktem Bauch auf sie zu. »Signore Jack, schön, dass Sie uns wieder einmal beehren. Das letzte Mal ist Jahrhunderte her …« Der Wirt grinste. »Haben Sie reserviert? Ach was, für Ehrengäste haben wir immer ein Plätzchen frei.« Er geleitete sie in den hinteren Teil des Lokals, wo in einer Sitznische drei Kinder um einen runden Tisch saßen und Karten spielten. Mit einer flinken Handbewegung vertrieb er sie. »Avanti, avanti, macht, dass ihr rauf in die Wohnung kommt.« Paolo winkte eine Kellnerin heran, die sogleich eine frische Decke ausbreitete, eine Kerze anzündete und zwei Gedecke auflegte. »Meine Söhne …«, verkündete der Wirt augenzwinkernd. »Darf es die Tagesspezialität des Hauses sein oder wünschen Sie die Speisekarte, Signore Jack?«
Jack Carrera maß Vanessa mit einem Blick und sie nickte.
»Die Spezialität des Hauses, bitte. Und eine Flasche Wein. Rot oder Weiß?«, setzte er an sie gewandt hinzu.
»Weiß, bitte. Wenns zum Essen passt.«
»Perfettamente …«, gluckste Paolo und verschwand.
*
Vanessa schwebte auf Wolken, als sie ihre Wohnung kurz nach Mitternacht betrat. Doktor Carrera hatte ihr ein paar wenige gezielte Fragen nach den Verletzungen der Patienten gestellt. Er wollte wissen, wie sie deren Zustand beurteilte, bevor sie auf die Intensivstation verlegt worden waren, ließ sich detailliert beschreiben, wie ihre Haut ausgesehen und wie sie sich angefühlt hatte. Sie war zunächst verwirrt, hatte sich dann jedoch keine weiteren Gedanken gemacht, als er ihr fürsorglich eine Haarsträhne aus der Stirn strich. Sie genoss den Abend.
Jack Carrera war ein perfekter Begleiter, höflich und zuvorkommend, aufmerksam und unterhaltsam. Ihr Herzschlag hatte mehrfach bedenkliche Geschwindigkeit angekommen, aber mit der Zeit war es ihr leichter gefallen, einfach nur seine Gesellschaft zu genießen und es gelang ihr, das Bewusstsein, dass er verheiratet war, zu verdrängen.
Sie hatte auch den Eindruck verloren, dass er gegen sie und ihre Kollegen war und sie aushorchen wollte, obwohl sie dies bei Beginn seiner Fragen noch angenommen hatte. Die Art und Weise, wie er an die Sache heranging, verriet nichts weiter als ehrliches Interesse. Es konnte nicht schaden, dass sich viele schlaue Köpfe Gedanken um die merkwürdigen Vorkommnisse machten, um mit gegenseitiger Unterstützung der Lösung auf die Spur zu kommen.
Greenwald hatte am Nachmittag in einer schriftlichen Anweisung das Klinikpersonal zusätzlich explizit aufgefordert, uneingeschränkt mit dem CID und mit Dr. Carrera zusammenzuarbeiten. Außerdem hatte er ein Kontaktverbot zur Presse ausgesprochen und auf die alleinige Verantwortung der Presseabteilung hingewiesen. Sie fand diesen Hinweis überflüssig, jedenfalls auf ihre Person bezogen.
Vanessa ging unter die Dusche und ließ das heiße Wasser genüsslich über ihre Haut laufen. Sie schäumte sich ein und schloss die Augen. Verträumt wünschte sie sich einen Partner wie Jack Carrera an ihre Seite und schob die Tatsache, dass er vergeben war, erneut vehement beiseite. Auch wenn es ihr niemals einfiele, sich in eine bestehende Beziehung einzumischen, würde man schließlich träumen dürfen, oder? Sie streichelte bei diesem Gedanken ihre aufgerichteten Brustwarzen und seufzte.
Du darfst , bestätigte der Mann im Ohr. Kurzzeitig wollte sich das Bild von Steven Donahue hinter ihre geschlossenen Lider drängen, doch sie vertrieb es, indem sie ihre Augen zusammenkniff, bis sie rote und gelbe Ringe sah. Sie war froh, dass sie ihrem Verhältnis seit der unglückseligen Nacht nicht begegnet war, aber ihr war natürlich klar, dass eine Aussprache unumgänglich war und nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden konnte.
Heute jedoch wollte sie von einem anderen Mann träumen, einem, in dessen starken Armen sie niemals liegen würde, der sie nicht in die ersehnten Höhen der Lust katapultierte, ihr nicht die Befriedigung gab, nach der sie sich verzehrte.
Selbst ist die Frau, dachte Vanessa aufmüpfig und ging in ihr Schlafzimmer, um in der Kommode zu wühlen. Sie fand das Ersatzobjekt ihrer Begierde dort, wo sie es vor Ewigkeiten platziert hatte. Lächelnd erinnerte sie sich an …
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