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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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als wäre sie eine große Schönheit. Dann entschied sie, dass es sich dabei nur um bittersten Sarkasmus handeln konnte, und fühlte, wie Zorn in ihr aufstieg. „Ich erwarte keineswegs, den perfekten Mann zu heiraten“, stieß sie hervor. Im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester, die gern und häufig Flüche äußerte, fiel es Daisy schwer zu sprechen, wenn sie wütend war. „Mir ist wohlbewusst, dass es so jemanden nicht gibt.“
    „Warum haben Sie dann noch immer niemanden gefunden, wenn sogar Ihre Schwester inzwischen verheiratet ist?“
    „Was meinen Sie mit ‚sogar meine Schwester‘?“
    „‚Heirate Lillian, und du bekommst noch eine Million dazu.‘“ Der boshafte Satz hatte viel Spott und Belustigung in den oberen Kreisen der Gesellschaft Manhattans hervorgerufen. „Was glauben Sie, warum niemand in New York je um die Hand Ihrer Schwester angehalten hat, trotz ihrer hohen Mitgift? Sie ist der Albtraum jeden Mannes.“
    Das reichte.
    „Meine Schwester ist ein Juwel, und Westcliff hat guten Geschmack bewiesen, indem er das erkannte. Er hätte jede heiraten können, aber er wollte nur sie. Wagen Sie es nicht, Ihre Meinung in Gegenwart des Earls zu wiederholen!“
    Daisy machte kehrt und stürmte den Weg entlang, so schnell ihre kurzen Beine es ihr nur ermöglichten.
    Mühelos hielt Swift mit ihr Schritt, die Hände hatte er dabei gelassen in die Taschen geschoben. „Ende Mai …“, überlegte er laut und geriet trotz ihres Tempos nicht im Mindesten außer Atem. „Das sind noch etwas weniger als zwei Monate. Wie wollen Sie in dieser Zeit einen Verehrer finden?“
    „Wenn es sein muss, stelle ich mich mit einem Plakat an die Straßenecke.“
    „Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg, Miss Bowman. In jedem Fall bin ich nicht sicher, ob ich mich als Gewinner mangels anderer Teilnehmer zur Verfügung stellen möchte.“
    „Sie werden auch nicht der Gewinner mangels anderer Teilnehmer sein! Seien Sie versichert, Mr. Swift, nichts auf der Welt wird mich jemals dazu bringen, Ihr Weib zu werden. Die arme Frau, die mit Ihnen vorliebnehmen muss, tut mir jetzt schon leid – ich kann mir niemanden vorstellen, der es verdient, einen so kalten, selbstgefälligen Besserwisser zum Mann zu haben …“
    „Warten Sie.“ Seine Stimme klang sanfter, als wolle er nachgeben. „Daisy …“
    „Nennen Sie mich nicht beim Vornamen!“
    „Sie haben recht. Das gehört sich nicht. Verzeihen Sie. Was ich sagen wollte, Miss Bowman, ist, dass es keinen Grund für Feindseligkeiten gibt. Wir sprechen über etwas, das für uns beide ernste Folgen haben würde. Ich denke, wir können so lange höflich miteinander umgehen, bis wir eine zufriedenstellende Lösung gefunden haben.“
    „Es gibt nur eine Lösung“, erklärte Daisy mit finsterer Miene. „Sie müssen meinem Vater sagen, dass Sie mich unter gar keinen Umständen heiraten würden. Versprechen Sie mir das, und ich werde höflich zu Ihnen sein.“
    Swift blieb stehen, was bedeutete, dass Daisy ebenfalls stehen bleiben musste. Sie wandte sich zu ihm um und sah ihn mit hoch gezogenen Brauen erwartungsvoll an. In Anbetracht seiner vorherigen Erklärungen würde das für ihn bestimmt kein schweres Versprechen sein. Doch er betrachtete sie lange, die Hände noch immer in den Taschen, reglos. Es sah aus, als lausche er auf irgendetwas.
    Er ließ seinen Blick abschätzend über sie hinweggleiten, und in seinen Augen lag dabei ein Glanz, der sie tief aus ihrem Innern heraus erschauern ließ. Er sieht mich an, dachte sie, wie ein Tiger auf der Lauer. Sie erwiderte seinen Blick und bemühte sich verzweifelt zu erkennen, wie sein kluger Verstand arbeitete, und sie bemerkte an ihm einen Anflug von Belustigung und einen seltsamen Hunger. Aber Hunger auf was? Ganz bestimmt nicht auf sie.
    „Nein“, sagte er dann leise, wie zu sich selbst.
    Verwirrt schüttelte Daisy den Kopf. Ihre Lippen waren spröde, und sie musste sie mit der Zungenspitze befeuchten, ehe sie sprechen konnte. Es verwirrte sie noch mehr, dass er mit Blicken der kleinen Bewegung folgte. „War das ein Nein wie in ‚nein, ich will Sie nicht heiraten‘?“, fragte sie.
    „Das war ein Nein“, erwiderte er, „wie in: ‚nein, das kann ich nicht versprechen‘.“
    Und damit ging Swift an ihr vorbei und weiter zum Haus, während ihr nichts anderes übrig blieb, als hinter ihm herzustolpern.
    „Er will dich quälen“, sagte Lillian voller Abscheu, als Daisy ihr später am selben Tag die ganze Geschichte

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